In knapp drei Wochen wird in Saudi-Arabien die King Abdullah University for Science and Technology (KAUST) eröffnet. Ein Milliardenprojekt direkt am Roten Meer. Ich habe mit Uli Stingl gesprochen, Assistant Professor für Meereswissenschaften an der KAUST und bereits vor Ort.
Ich hatte vor ein paar Monaten hier im Blog schon über den Forschungsstandort Mittlerer Osten und über konkrete Initiativen der dortigen Staaten um die Wissenschaften zu stärken berichtet. In Saudi-Arabien wird in knapp drei Wochen die King Abdullah University for Science and Technology (KAUST) eröffnet.
Die KAUST ist etwas besonderes. Sie kann wohl am besten als Konzeptuni beschrieben werden. 80 km von der zweitgrößten Stadt Saudi-Arabiens entfernt wurde auf einem Areal direkt am Roten Meer mit Milliarden Investitionen eine Uni nebst ausgedehntem Campus aus dem Boden gestampft. Auf der Website kann man die Einrichtungen auf einem virtuellen Rundflug bewundern.
Wissenschaftliche Schwerpunkte der KAUST sind:
- Energie, Ressourcen und Umwelt
- Biowissenschaften und Bioengineering
- Material- und Ingenieurswissenschaften
- Angewandte Mathematik und Computerwissenschaften
Uli Stingl hat soeben eine Stelle als Assistant Professor für Meereswissenschften and der KAUST angetreten. Er sucht eine(n) Postdoc und eine(n) TA. Er ist schon vor Ort und ich habe ihm vorab ein paar Fragen gestellt:
WeiterGen: Uli, was ist dein Forschungsgebiet?
Uli Stingl: Mikrobielle Oekologie, Marine Mikrobiologie, Struktur und Funktion von mikrobiellen Gemeinschaften in marinen Habitaten, salz- und hitzetolerante Bakterien, Coral-associated bacteria.
WG: Wie bist du auf die Stelle an der KAUST aufmerksam geworden, wie war der Recruitment Prozess?
US: Ich habe eine Job Anzeige in Science entdeckt, und mich beworben. Ich wurde dann zu einem Vortrag und zu Interviews mit Faculty vom/am Woods Hole Oceanographic Institute auf Cape Cod eingeladen. Von dort kam die Empfehlung an die KAUST mich einzustellen. Ich hatte dann ein zweites Interview in New York mit President Shih, Provost Moran, und Prof Luyten, dem Direktor des Red Sea Science and Engineering Instituts.
WG: Wie sind die Arbeitsbedingungen vor Ort?
US:Nahezu ideal. Ich habe ein komplett neues Labor, das extra mit Architekten geplant wurde. Eine extrem gute und teuere Ausstattung, tolle Core Facilities (Genomics, Proteomics, Microskopie, marine Facilities mit Forschungsbooten, Aquarien, etc.) und relativ viel Forschungsgeld. Weiter ist die bisher rekrutierte Faculty sehr gut. Es bestehen extrem viele Kooperationen mit Partnerinstituten in der ganzen Welt. Die Fieldwork Bedingungen direkt am Roten Meer sind natürlich perfekt.
WG: Die Uni wird offiziell in knapp drei Wochen eröffnet. Wie viele internationale Forscher sind schon da?
Wir sind momentan schon 72 Wissenschaftler aus aller Herren Länder, viele haben auch schon Postdocs hier. Ich habe auch schon einen eingestellt und suche noch qualifizierte Kandidaten.
Das Foto rechts oben zeigt die Halle des meereswissenschaftlichen Instituts. Hier noch die Stellenausschreibung von Uli:
Funding is available for postdoctoral fellows and a research technician to work on marine (meta)genomic, (meta)proteomic, and culturing projects in the Red Sea at King Abdullah University of Science and Technology (KAUST) in Saudi Arabia.
Full access to state-of-the-art facilities, very competitive salary and great benefits are included. Candidates for postdoctoral positions must have extensive experience in bioinformatics and sequence analyses of microbial communities and/or pure cultures. Field work experience on research vessels, handling of marine bacterial cultures, and demonstrated organization skills are desired for research technicians.
Expected starting date is October 1st, 2009 or later. For details, please send a CV with brief statement of research interests to Uli Stingl, Assistant Professor of Marine Science (ulisting”at”gmail.com).
Ulis Website
Ulis Seite an der KAUST
Weitere Stellenanzeigen für Doktoranden und Postdocs in den Lebenswissenschaften, durchaus auch an weniger exotischen Orten, poste ich übrigens regelmäßig im Paperfrust Blog
Na dann, viel Spaß in Saudi-Arabien. Da muß man sich aber die Augen, die Ohren und den Mund zuhalten um’s dort auszuhalten.
http://www.eppinger.at/Eppinger/Standpunkte/Eintr%C3%A4ge/2009/4/18_Saudi-Arabien_einmal_anders_betrachtet.html
Ist nicht gerade der Saudi-Islam sehr kreationistisch? Ich hätte da ein bissl Angst um die Freiheit der Forschung, zumindest langfristig. Andererseits ist es natürlich sehr positiv die wissenschaftliche Denkweise in Saudiarabien zu stärken.
Ich glaube, der saudische Alltag ist vom Leben auf dem KAUST-Campus recht weit entfernt. Es ist sicher interessant zu sehen, in wie weit wissenschaftliche Institute dort Einfluss auf die öffentliche Meinung haben werden und haben können.
Danke fuer den Beitrag, Tobi. Sobald die Forschungsfreiheit auch nur annaehernd angefasst wuerde, wuerde hier keiner bleiben. Der Campus ist in einer Gegend, die bekannt ist sehr liberal und offen zu sein (fuer saudische Verhaeltnisse), ganz im Gegensatz zur Hauptstadt Ryad.
“Ich glaube, der saudische Alltag ist vom Leben auf dem KAUST-Campus recht weit entfernt.”
Und ich glaube, der deutsche Alltag war damals vom “Leben” in Auschwitz recht weit entfernt. Und Uli wäre da auf jeden Fall geblieben! Ganz im Gegensatz zur damaligen Hauptstadt Berlin wurde doch dort sehr liberal und offen agiert. (Also nur im sozialdarwinistischen Sinne, versteht sich, voll natürlich.)
gerade gesehen auf Zeit.de
http://www.zeit.de/2009/39/C-Saudi-Arabien
SpOn: Luxus-Forschung in der Wüstenfestung
http://www.spiegel.de/unispiegel/studium/0,1518,668904,00.html