Feng Shui Milch von überglücklichen Kühen

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Der Kuh-Kompass war gestern. In einer neuen Studie wurde die Milchleistung von Kühen in Abhängigkeit von der korrekt magnetotropen Ausrichtung der Stallungen untersucht. Es konnte anhand der genommenen Stichproben eindeutig gezeigt werden, dass Kühe, die im Stall nach Norden schauen, erhöhte Milchmengen produzieren. Indizien sprechen dafür, dass diese Ergebnisse offenbar, wenn auch nur im Einzelfall, auch auf den Menschen übertragbar sind.

Über den Kuh-Kompass wurde in den letzten Wochen ja schon ausgiebig in renommierten Blogs berichtet (Kuh-Kompass, Heidelberger Kuh-Kompass, Holy Magnetic Cow), sowie in allen Leitmedien, die was auf sich halten. Zusammengefasst: Es wurde entdeckt, dass sich Kühe und Rehe bevorzugt entlang des Erdmagnetfeldes ausrichten.
WeiterGen geht wie üblich weiter und hat eine noch unveröffentlichte Studie in Auftrag gegeben, an der sowohl ambitionierte Landwirte genauso wie motivierte Tierschützer Interesse haben dürften: Mit Hilfe von Google Earth wurden tausende Kuhställe in Mitteleuropa kartiert und auf ihre artgerechte Ausrichtung in Nord-Süd Richtung überprüft.

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Das Ergebnis war verheerend. Obwohl Kühe erwiesenermaßen am liebsten nach Norden schauen, wurde diesem grundlegenden Orientierungsmechanismus der in anderen Kulturen heiligen Tiere in keinster Weise durch die korrekt magnetotrope Ausrichtung der Stallungen Rechnung getragen. Eine bevorzugte Orientierung der Kuhställe nach Norden hin war statistisch nicht nachweisbar, und nur ein minimaler Bruchteil der untersuchten Ställe hielt sich genau an die gebotene Ausrichtung entlang des Erdmagnetfeldes.
Abbildung 1: Milchmenge in Abhängigkeit von der Himmelsrichtung
Weiter wurde in mühevoller selektiver Kleinstarbeit die Milchleistung der Kühe mit der korrekten Feng-Shui Ausrichtung der Kuhställe verglichen und eine Korrelation hergestellt (Abbildung 1). Die Europäische Komission ist alarmiert, mit ersten Stellungnahmen der EU-Agrarminister wird noch vor dem Wochenende gerechnet.

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Was Kuh da Gama zu der Studie sagt ist nicht überliefert.
Ausgewählte Landwirte wurden zu den Ergebnissen der Studie befragt

Bauer Heinz (Name von der Redaktion geändert), dessen Großvater schon überregionale Berühmtheit beim Warzenbesprechen erlangte: “Völlig klar, Das gute Qi fährt von Norden in die Kuh rein, das schlechte Qi strömt in südlicher Richtung aus der Kuh aus. Kann jeder riechen, der schon einmal in einem Kuhstall war.”
Bauer Joseph (Name von der Redaktion geändert): “Für unser drittes Kind haben wir unser Ehebett auch in Nord-Süd Richtung ausgerichtet. Auch wenn wir jetzt nur noch durchs Fenster ins Schlafzimmer kommen, die Milchleistung meiner Sabine hat sich deutlich gesteigert, und unser kleiner Johannes hat seither auch keine Blähungen mehr.”
WeiterGen plant Folgestudien, in denen unter Anderem die Fleischqualität in Abhängigkeit von der magnetotropen Ausrichtung der Rinder untersucht werden soll, sowie die Mechanismen der pseudowissenschaftlichen Adaptation von aktuellen Forschungsergebnisen und deren Verbreitung im Internet. Spenden zur Unterstützung der Forschung werden – wie immer – vertraulich behandelt.

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Deutlich zu erkennen: Das gute Qi vorne und das böse Qi hinten. Details: siehe Text.

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Kuh Lumbus und James Kuhk richten sich gerade neu nach dem Magnetfeld aus.
Bilder: Michi Wierer (Danke!)

In eigener Sache:
Ich bin vom Wissenschafts-Café interviewt worden. Wer also denkt, nach diesem Eintrag ein Psychogramm vom Blogautor erstellen zu müssen, kommt hier auf seine Kosten.

Beteilige dich an der Unterhaltung

24 Kommentare

  1. LOL, bitte Tobias, setzte noch irgendwo ein IRONIE-Tag (gibts das immernoch nicht in html?) rein, sonst wird das alles noch für ernst genommen. Du kommst morgen als Leitartikel im Milchrind, der Eso-Blog regt sich über Dich auf und und und….

  2. Da fällt mir nur ein: Sehr geil!!!
    Das traurige ist, es gibt Menschen die daran glauben. Und es gibt Menschen die wissen, dass andere daran glauben und verdienen damit dann Geld und davon nicht wenig.
    … ich glaube, ich haben den falschen Job …

  3. Das ist ja schon fast ein Fall für Poe’s Law 😉
    Wenn du das nicht hier auf SB veröffentlichst sondern woanders wird das (leider) 100%ig ernst genommen. Wenn du das als Pressemeldung an ne Zeitung schickst, dann wird da ganz sicher ein Artikel draus. Wenns nicht eigentlich so traurig wäre, wärs richtig lustig.

  4. Wirklich eine kuhriose Studie. Glänzend recherchiert und ich bin mir sicher, daß diese erste – eher kuhrsorische Analyse – eine Revolution der internationalen Wiederkäuerforschung einleiten wird. Habt Ihr eigentlich in Eure Analyse auch die kuhmulierten Daten einfließen lassen?

  5. Nachdem sich die Kuh Damm ja der Nordung hartnäckig verweigert und eher in Ost-West-Richtung läuft, hätte ich aber gerne mehr gewusst über die anderen in der Herde: Kuh Klux Klan, Kuh Rve, Kuh Sine, Kuh Kies, Kuh Skus … und Kuh Stav Adolf…?
    Fragen über Fragen…

  6. Marie, Du hast vollkommen Recht, hier müssen noch einige Studien gemacht werden, bevor man das alles wirklich überblickt. Vielleicht hat unser Herr Ertel mit seinen I-Kuh-Tests ja jetzt Zeit dafür?

  7. Klingt vielleicht komisch, aber vielleicht sollte man diese Studie wirklich mal machen. Ich meine wenn Kühe sich in Nord-Süd-Richtung wohler fühlen (das scheint ja der Fall zu sein) könnte das echt Auswirkungen haben. Insofern könnte diese Satire noch realer werden als du denkst Tobias :o).

  8. @Arnd
    Danke für den Kommentar! Klingt nicht komisch und habe ich mir beim Schreiben des Artikels auch überlegt. Es sind zwei Fragen, die hier zu beantworten sind:
    1. Hat die Ausrichtung der Kühe einen Einfluss aufs Wohlbefinden?
    2. Ist die Menge der produzierten Milch ein Ausdruck des Wohlbefindens.
    Zentral ist also das Wohlbefinden der Tiere. Ich denke dass der Einfluss der Aurichtung aufs Wohlbefinden gleich 0 ist, und die Milchmenge wird durch Faktoren wie z.B. Ernährung beeinflusst.
    Aber vielleicht kann hierzu ja auch Frau Dr. Christine Topf, Redaktion Milchrind, die ich angeschrieben habe noch etwas sagen.

  9. @Chris:
    Logisch habe ich sie angeschrieben. Es wäre verantwortungslos, eine Studie mit solch tiefgreifenden Implikationen zu publiziern, ohne das zentral postierte Nutztierorgan “Milchrind” zu Informieren.
    Hier meine Mail im Originaltext:
    Sehr geehrte Frau Dr. Topf,
    der sogenannte “Kuh-Kompass” war in den letzten Tagen in aller Munde: Kühe richten sich auf der Weide bevorzugt am Magnetfeld der Erde aus. Mir liegen Daten vor, die einen Einfluss der korrekten Ausrichtung der Kühe im Stall auf die Milchleistung nahelegen.
    Vielleicht wollen Sie die Studie für ihr Magazin “Milchrind” aufgreifen. Sie finden mehr dazu unter diesem Link bei den Scienceblogs.
    Viele Grüße
    Dr. Tobias Maier

  10. Du hast sie nicht wirklich angeschrieben? Das war als Witz gemeint, wozu es führen KÖNNTE!
    Übrigens hat das Wohlbefinden durchaus einen Einfluß auf die Milchmenge. AFAIK werden deshalb ja auch Kratzbürsten etc. angebracht. Letztlich vermutlich zur Streßreduktion.

  11. @Wolfgang
    Ah, merkst du was? Die Menschen wohnen nördlich von den Kühen. In Richtung des guten Qi!
    Das Dorf sollte im Zuge meiner Studien deutlicher unter die Lupe genommen werden. Ich würde dann Testfamilien auswählen, die mit den Kühen einige Zeit, so ein zwei Jahre, tauschen sollten. Nur so können statistisch aussagekräftige Daten erhoben werden.

  12. Also bei dem alten Vierkanthof, von dem meine Großmutter stammt, da sind im Ort alle Ställe südseitig ausgerichtet, damit die Tiere viel Sonne hatten und sie möglichst gesund waren. das war ja das arbeitende Kapital der Bauern.
    Die Wohnungen der Bauern waren eher nordseitig- da war die Gesundheit wohl nicht so wichtig.

  13. Inzwischen ist eine Antwort von Dr. Christine Topf, Redaktion Milchrind, eingegangen.
    Sie weisst auf Fehlerquellen in der Studie durch eine nicht festgelegte Orientierung der Liegeboxen im Stall hin. Weiter, und das ist Bestandteil zukünftiger Forschung, stellt sie die Frage, wie sich wohl ein Melkkarussel mit ständig wechselnder Ausrichtung der Kühe auf die Milchleistung auswirkt.
    Vielen Dank für die qualifizierten Kommentare.

  14. Dieser pseudowissenschaftliche Unsinn ist selbstverständlich aufs Schärfste zu verurteilen. Schließlich weiß doch jeder, dass es ohne Melkkarussell keinen rechtsdrehenden Joghurt gäbe.

  15. Interessant ist sicherlich auch die Frage, wie sich die Fahrtrichtung der Häcksler zur Rauhfutterernte (Gras-/Maissilage) auf die Futterqalität auswirkt. Trägt ausschliesslich in Nord-Süd-Richtung geerntetes Futter zu einer höheren Milchleistung bei? Falls wechselseitig in Nord-Süd-/Süd-Nord-Richtung geerntet wird, heben sich das positive und das negative Qi auf? Wie sieht es aus, wenn in Ost-West-Richtung oder umgekehrt geerntet wird?
    Wie wirkt sich die Ernterichtung auf den zu erwartenden UDP-Anteil im Rauhfutter aus?
    Und wie erklärt man das alles dann dem Landwirt? 🙂

  16. Mir fehlen eindeutig noch Massageoptionen, nicht nur für die Euter. Kann man (frau) mit einer Schultermassage temporär bedingte Falschausrichtungen im Hinblick auf die Himmelsrichtung korrigieren? Also bei mir klappt das, ich bin zwar keine Kuh aber immerhin weiblich! strahl Auch die aufgenommene feste und flüssige Nahrung darf keinesfalls vernachlässigt werden, die muss schon ausgewogen sein, also was mich angeht ich wünsche mir hier noch weit mehr Aufklärung!

  17. @mamma
    WeiterGen wird Teile des Forschungsbudgets in Schulungen und Weiterbildungen für Masseuere investieren, um das Qi bei irrtümlicher Falschausrichtung der Kühe wieder fließen zu lassen. Ihre eigenen Erfahrungen mit Massagen sind dabei äußerst ermutigend und werden in den den Ausbildungsprozess der professionellen Kuh-Masseure mit einfließen. WeiterGen ist gerne bereit, Ihre Hilfe durch ein anteiliges Beraterhonorar zu vergüten.
    @vogtlaender
    Die Ernterichtung, aber vor allem auch die Erntezeit (morgens, NACHDEM der Tau getrocknet ist, aber VOR dem höchsten Sonnenstand) und die Lagerrichtung des Tierfutters sind nachweislich von hoher Bedeutung. Studien haben gezeigt, dass fast alles Futter nicht diesen Richtlinien entsprechend hergestellt wird. Der Verbraucher kann seine eigene Milch aus dem Supermarkt einfach daraufhin testen: Die Milch sollte für mindestens vier Tage (96 Stunden) ungekühlt und unverschlossen an einem waren Ort ruhen. Wenn die Milch danach als noch genießbar empfunden wird, wurde alles richtig gemacht. Wenn die Milch säuerlich schmeckt oder bereits eindickt, sollte schleunigst der Milchproduzent gewechselt werden, und die verantwortliche Molkerei durch Protestschreiben auf den lebensmittelrechtlich bedenklichen Missstand aufmerksam gemacht werden.

  18. Ich stehe total auf diesen Blog. Der Beitrag ist klasse und es sollten sich vielmehr Leute darum kümmern bzw. dafür interessieren, wo ihr Essen eigentlich herkommt.
    Die Milch von glücklichen Kühen ist wesentlich besser, als von Tieren, die in Käfigen gehalten werden wie Hühner in einer Legebatterie!
    Link entfernt, Text stehen gelassen. Kein Firmenspam hier.
    Tobias, 11.12.09 13:12

  19. Das hast Du falsch verstanden, Tobias, er meint die Kuhkäfige. Mein Bruder hatte auch so ein Ding über dem Kinderbettchen hängen, ist doch kuschelig – und Sittiche ist ja sowas von langweilig…

  20. Das ist ja wohl das Grösste! Ob die Milch da wirklich anders Schmeckt? Und wird auch Käse daraus Produziert? Die Feng-Shui- Käsereifung 🙂 Finde das sehr cool!

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