Dahin, wo das Piperonal wächst. Fragen an Ritter Sport.

Wie die Faz vergangene Woche berichtete, hat Ritter Sport inzwischen eine einstweilige Verfügung gegen die Stiftung Warentest erwirkt. Die Verbraucherschutzorganisation hatte in einem Test von Nussschokolade unter anderem die Sorte Voll-Nuss von Ritter Sport aufgrund von einer als irreführend eingestuften Kennzeichnung der Inhaltsstoffe mit Mangelhaft benotet.
Konkret geht es um den Aromastoff Piperonal, der laut Auszeichnung auf der Schokoladepackung ein “natürliches Aroma” sei, laut Stiftung Warentest jedoch chemischen Herstellungsverfahren entspringen soll.
Bestätigten Angaben zur Folge bezieht die Firma Ritter Sport den Aromastoff vom Unternehmen SymRise, welches an Eides statt erklärt hat, dass das an Ritter Sport gelieferte Piperonal ein natürliches Produkt sei, welches der europäischen Regulierung zu Aromastoffen folgend, aus Pflanzen isoliert wird.
Die eidesstattliche Versicherung von SymRise bezieht sich auf ein Vanillearoma, dem Piperonal zugegeben wird. Zitiert wird Artikel 3 Absatz 2c der EU-Verordnung zu Aromastoffen (.pdf):

natural flavouring substance’ shall mean a flavouring substance obtained by appropriate physical, enzymatic or microbiological processes from material of vegetable, animal or microbiological origin either in the raw state or after processing for human consumption by one or more of the traditional food preparation processes listed in Annex II. Natural flavouring substances correspond to substances that are naturally present and have been identified in nature

Annex lI listet traditionelle Arten der Lebensmittelzubereitung, mit denen es zumindest schwierig erscheint ausreichende Mengen “natürliches” Piperonal zu isolieren. Denn laut Toxnet kommt Piperonal nur in Spuren in einigen Planzen natürlich vor, unter anderem in Robinien und laut Firmenblog von Rittersport:

in Tahiti-Vanille, Kräutern und Gewürzen sowie einer ganzen Reihe anderer Pflanzen, z.B. in Pfeffer und Dill.

Alternativ kann Piperonal, das wohl häufig in der Duftstoff- und Parfümindustrie eingesetzt wird, aber auch relativ einfach aus Safrol, einem Naturstoff,  hergestellt werden. Dabei wird Safrol zu Isosafrol isomerisiert und dann sauer zu Piperonal oxidiert. Das ist allerdings auf chemischem Wege, was Artikel 3 der EU-Verordnung zuwider laufen würde.
Die Stiftung Warentest jedenfalls teilt mit, sie würde derzeit keine über die bereits bekannten Fakten hinausgehenden Details zu den Untersuchungsgrundlagen und Bewertungsfragen nennen. Meiner Meinung nach ist derzeit auch immer noch Ritter Sport, beziehungsweise Symrise am Zug.
Ich wäre zum Beispiel mit ein paar Zahlen zu überzeugen. Konkret, und vielleicht liest ja die eifrige PR-Abteilung von Ritter Sport hier mit:

  • Wie viel reines Piperonal wird einer Tonne Nussschokolade zugegeben?
  • Wie hoch ist die Konzentration von Piperonal in der Ausgangspflanze?
  • Und welche Extraktionsmethode wird zur Isolierung und Aufreinigung des ja nur in Spuren vorkommenden Piperonals aus der Ausgangspflanze angewendet?

Was ist eigentlich aus dem Begriff “naturidentischer Aromastoff” geworden?

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27 Kommentare

  1. Der Etikettenschwindel ist natürlich schlecht, falls Ritter Sport tatsächlich chemisch hergestelltes Piperonal benutzt hat. Aber andererseits: Was soll das ganze? Sieht man dem Endprodukt an wie es hergestellt wurde? Wenn ja, dann kann man das ja ganz einfach testen, was da drin ist in der Schokolade. Wenn nein: Was soll dann die Aufregung? Woher diese Moleküle kommen ist doch Nebensache.
    Und wenn nicht: Das Leitungswasser was wir trinken hat meist eine viel unappetitlichere Geschichte hinter sich… aber die einzelnen Wassermoleküle sind trotzdem unschuldig.

  2. Ja, ganz egal wo das Piperonal her kommt, die Qualität der Schokolade leidet nicht (die ist ja auch mit gut bewertet worden), und für mich persönlich ist es auch nicht kaufentscheident, ob ein zugesetzter Aromastoff synthetisch hergestellt oder aus Naturprodukten isoliert wurde.
    Aber falsch deklariert ist falsch deklariert und eine einstweilige Verfügung beantwortet die eigentliche Frage nicht.

  3. Ok, Stiftung Warentest hat schon manchmal komische Bewertungskriterien. Bei Ökotest ist das ganze noch viel schlimmer. Gerade was “Gesundheitsgefährdung” durch Stoffe angeht legen die gerne einmal eigene Grenzwerte fest ohne das es dafür eine Notwendigkeit gäbe. Der einzig logische Grund für dieses Verhalten ist leider mehr Aufmerksamkeit haben zu wollen.
    Aber! Hier in diesen Fall geht es ja gar nicht um das was drin ist, sondern darum das etwas falsch deklariert wurde. Da ist ein konsequentes Vorgehen nur richtig! Ich sehe hier jetzt auch Ritter Sport unter Zugzwang. Und sei es nur die Inhaltsangabe zu ändern.

  4. “Nur in Spuren” lese ich bei Toxnet nicht, sondern lediglich, dass es nie die Hauptkomponente der essentiellen Öle ist. Damit ist zumindest nicht ausgeschlossen, dass Symrise Piperonal tatsächlich aus Pflanzen extrahiert. Eine Antwort auf die im Artikel gestellten Fragen würde mich allerdings auch interessieren.
    Ich vermute, der “naturidentische Aromastoff” ist der weitverbreiteten Chemophobie zum Opfer gefallen. Wenn man das Molekül (chemisch) aus Pflanzen extrahiert kaufen es die Leute lieber, als wenn man es durch Oxidation von Isosafrol herstellt.

  5. @Tantal: “Chemophobie” habe ich noch nie gehört, finde ich aber super. Was die Leute meist vergessen ist natürlich dass auch die bösen Pflanzen böse Chemie benutzen um ihre Stoffe herzustellen. Sie haben dabei nur keine Laborkittel an 🙂

  6. Falsch deklariert hin oder her, es ist doch völlig wurscht, ob ein Stoff “natürlich”, “naturidentisch” oder “chemisch” ist (oder hergestellt wurde), entscheidend ist doch, ob er in den aufgenommenen Mengen schadet oder nicht. Und solange sich die Chemophobie (ja, super Wort) in weiten Teilen der Bevölkerung hält, wird um solche Spitzfindigkeiten in der Deklarierung gestritten werden.

  7. Mich stören andere Zutaten mehr, trotzdem bin ich gegen diese nachlässigen Deklarationen – schlicht weil ich mit einer Nahrungsmittelunverträglichkeit auf zuverlässige Angaben angewiesen bin. Wenn sie dabei schon tricksen, die werten Hersteller,…
    Wie die Zusatzstoffe hergestellt werden, ist eher egal, aber …
    Was hat dieses Zeugs eigentlich in einer Nussschokolade verloren?
    Genügen Schokolade (die Grundzutaten) und Nüsse wirklich nicht mehr? Das nervt mich erheblich mehr.
    😀 Chemophobie, danke, @Melanie. Genialer Begriff 🙂

  8. Als Gesamturteil “Mangelhaft” wegen der eventuell falschen Deklarierung ist übertrieben – es geht ja nur um den Unterschied “natürlich” vs “naturidentisch” (auch wenn es letzteres nicht mehr gibt), nicht um das Weglassen von Stoffen. Aber das erzeugt Interesse, vielleicht legitim (Was Ökotest betrifft, gebe ich Hobbes recht, da sind mir mehrere merkwürdige Fälle bekannt).
    Ich hatte im Studium (90er Jahre) noch gelernt, dass Vanilin der einzige verbreitete Aromastoff ist, bei dem es günstiger ist, ihn zu synthetesieren als ihn durch Extraktion zu gewinnen. Ob das falsch war und/oder sich jetzt geändert hat, vermag ich nicht zu sagen.

  9. Chemophobie
    Hans Harald Bräutigam hat diesen Begriff 1994 in einem Zeit-Artikel verwendet, allerdings in einem etwas anderen Sinn. (Es ging um Ablehnung von Chemotherapie.) Einen älteren Treffer scheint es nicht zu geben.

  10. Theres: das “Zeug” ist da drin, weil “ganz ohne” Schokolade fad schmecken würde. Schon als die Europäer die erste Schokolade importiert haben war diese meines Wissens mit Vanille gewürzt! Allerdings ist die Jahresernte an Vanille grob einen Faktor 400 zu niedrig für den “Geschmacksbedarf”. Wenn man also wie Ritter Sport (angeblich) nur natürliche Aromen einsetzt müsste man einen erklecklichen Anteil der Weltjahresproduktion aufkaufen oder den Geschmack durch andere (Natur-)Stoffe “abrunden”.
    Was mich an der ganzen Sache am meisten stört ist nicht, dass Ritter das offenlegen sollte/könnte, sondern dass es sich Stiftung Warentest genehm sein lässt, in der Vorweihnachtszeit aufgrund einer Einschätzung(!) so stark abzuwerten.
    Übrigens auch ein Problem der “Gesamtnoten”. Die Computerzeitschrift c’t verzichtet seit ihrer Gründung absichtlich auf solche Bewertungen und lässt die Teilergebnisse samt schriftlicher Bewertung für sich sprechen. Würde manch anderer “Test”-Zeitschrift auch guttun.

  11. http://de.wikipedia.org/wiki/Piperonal:
    In der Europäischen Union sind Herstellung, Handel, Einfuhr, Ausfuhr, Veräußerung, Abgabe, Inverkehrbringen und Erwerb von Piperonal ohne eine spezielle Erlaubnis des Bundesinstitutes für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) verboten und strafbar. Dasselbe gilt u. a. für die Stoffe Safrol und Isosafrol. Apotheken benötigen diese Erlaubnis für ihren gewöhnlichen Geschäftsbetrieb nicht. Nationale Rechtsgrundlage ist das Grundstoffüberwachungsgesetz vom 7. Oktober 1994.
    Frage: warum ist es verboten?
    Gesunde Ernährung geht ganz anders!
    Danke Ritter Sport!
    Fakten wären besser als vor Gericht um Begriffe zu streiten!
    Mein persönlicher Flashmob: Ritter Sport – Nein Danke!
    Wenn, dann richtige Schokolade!
    Froxi

  12. @Frox Helma

    Frage: warum ist es verboten?

    Antwort: Weil sich aus Piperonal leicht XTC (MDA/MDMA) herstellen lässt.
    Siehe dazu das Grundstoffüberwachungsgesetz (GÜG)
    Dort finden sich beispielsweise aus den gleichen Gründen in der gleichen Kategorie Stoffe wie Ephedrin und Phenylaceton (zur Amphetamin/Methamphetamin Herstellung geeignet).
    Mit gesunder/ungesunder Ernährung hat das nix zu tun.
    Frage: Wis ist “richtige Schokolade”?
    Etwa “LINDT EDELBITTER DIäT FüR DIABETIKER 70%” mit den Zutaten: Kakaomasse, Lactit (17%), Füllstoff: Polydextrose (12%), Kakaobutter, Emulgator: Sojalecithin, Süßstoff: Aspartam (enthält eine Pynylalaninquelle), Vanilleextrakt

  13. Sehr gut s.s.t.!!!
    Frox Helma = typisches Opfer von Chemophobie.
    Zu dem Thema Chemophobie möchte ich vielleicht mal anmerken, das beispielsweise der Spiegel in das gleiche Stammtisch-Geheuel mit hinein ruft und die Lebensmittelindustrie dafür anzeigt, das Zitronensäure der häufigste Zusatzstoff in der industriell hergestellten Lebensmitteln ist. Dahinter steht dann, dass Zitronensäure die Absorption von Schwermetallen verstärkt. Bloß warum schreibt der Spiegel nicht anstelle dessen, das Zitronensäure den pH-Wert senkt und somit das Lebensmittel länger haltbar macht, für einen angenehmeren Geschmack sorgt und nicht selten auch zur optischen Aufwertung führt, da Farben bei niedrigerem pH-Wert eine deutlichere Ausstrahlung bekommen? Richtig: weil da nur populistische Journalisten am Drücker sind (keine Chemiker oder Experten), die Sorgen um ihren Arbeitsplatz auf Grund sinkender Absatzzahlen haben! Das Unbekannte macht den Leuten doch immer noch Angst, das war schon immer so und wird sich wohl auch nicht ändern.

  14. Ich halte die Darstellung von Warentest für aussagekräftiger als die Angaben von Ritter – das ist Verschleierungstaktig bei
    Ritter.
    Ich denke dabei an die immer neuen Begriffe der Saftindustrie die kreiert wurden, um davon abzulenken, dass man alles von Wasser mit künstlichen Aromen bis direkt gepresstem Saft als gesunden Saft verkaufen wollte.
    Sogar “Nektar”, ein Begriff für hochwertigstes Nahrungsmittel, wurde nicht ausgelassen, der sich aber dann als mit Wasser verdünnter Saft “outen” musste. Wie lange hat es dann gedauert, bis die Hersteller angeben mussten, wieviel Saft denn in ihrem Saft vorhanden war.
    Ähnlich bei Fruchtjoghurt, bis dann aus der Angabe Frucht eine Fruchtzubereitung wurde – Marmelade wagte es keiner zu nennen. Noch weiter bei Milchprodukten mit Erdbeeren, die aber statt Erdbeere aus Rote Beete Saft
    und künstlichen Aromen bestanden.
    Ich halte die Kritik an Ritter für berechtigt.
    Übrigens will ich auf meiner Pizza auch keinen Kunstkäse haben und mag er noch so ähnlich, noch so gut schmeckend sein.
    Manchmal sollte man wirklich schon den Anfängen Paroli bieten.
    Übrigens, ich esse Ritter Nuss Schokolade recht gern.

  15. Noch ein Vergleich, bei dem Firmen wie Ritter gut untergebracht wären. Es gibt unzählige Firmen, die in kleinsten Packungen Kochschinken unterbringen und verkaufen wollen. Natürlich vollkommen unmöglich, meine Generation wusste das noch.Die Kochschinken sind ganz einfach zu groß.Untersuchen sie mal die Packungen. Wo können sie der Packung entnehmen, dass es sich nicht um Vorder- oder Hinterschinken handelt, sondern um sogenanntes “Formfleisch”, nämlich um “Fleischabfälle” die solange in einer Trommel laufen, bis sie sich in einen Block pressen lassen. Als Resultat wird er ihnen dann als “Spitzenprodukt” oder manchmal als “Spitzenqualität” angeboten, bei denen sie nur noch staunen können, was ein Schwein in seiner Hinterbacke für Muskelfaserverläufe hat.
    Auch das möchte ich gerne als Information haben. Und zwar genau so ehrlich wie ich es eigentlich auch bei Ritter erwartet hätte. Warum immer wieder diese Versuche, Kunden mit zwar rechtlich gerade noch zulässigen, aber ansonsten unwahren Angaben, Fehlinformationen zu füttern.

  16. Man sollte wieder den klar definierten Begriff “naturidentisch” einführen… der bezeichnet eine Substanz, die zwar künstlich hergestellt, aber chemisch gesehen einem natürlichen Stoff 1:1 gleicht, also Natur-Identisch ist!
    Keine Ahnung, warum der abgeschafft wurde, vermutlich die Initiative eines EU-“Spezialisten”, weil igendwas müssen die ja auch tun für das Geld, das sie “verdienen”. In meiner Ausbildung sorgten die Unterscheidungen zwischen “künstlich”, “naturidentisch” und “natürlich” diesbezüglich für Klarheit…

  17. Pingback: Wie natürlich ist Piperonal?
  18. Ich finde den Biohype und die Chemophobie ziemlich belustigend. Insbesondere, wenn man im Supermarkt sieht, welche Waren die Leute dann doch in ihren Einkaufswagen legen 😀
    Ja, man kann herausfinden, ob das Piperonal natürlich aus Blütenölen extrahiert, als Safrol extrahiert und anschließend chemisch umgesetzt oder auf komplett anderen Weg (“aus Erdölen”) hergestellt wurde. Je nach Herstellungsweg weist das Produkt nämlich eine unterschiedliche Isotopenverteilung auf.
    In der Praxis macht das aber überhaupt nichts aus: Der Geschmacksstoff schmeckt völlig identisch und ist (in der Regel) auch genauso rein – meistens sogar reiner, da bei der Naturstoffextraktion eventuell auch andere (möglicherweise toxische) Verbindungen extrahiert werden.
    Davon abgesehen ist die Extraktion von Naturstoffen oft nicht nur anspruchsvoller und teurer, sondern auch viel schädlicher für die Natur als eine chemische Herstellung: Soviel Vanilleschoten, wie man für den Weltbedarf von Vanillin hat, gibt es gar nicht!
    Aber die Leute wollen halt Vanillearoma. Und Erdbeerpudding. Und ne leckere Zahnpasta mit Minzgeschmack.
    Symrise ist garantiert sowohl in der Lage, natürliche Aromen zu extrahieren als auch naturidentische Aromen herzustellen. Und für Symrise ist es elementar, dies zu unterscheiden, und dem Kunden exakt das zu liefern, was er anfordert. Für eine Firma, die sich auf Düfte und Aromen spezialisiert hat, steht dafür viel zu viel auf dem Spiel.
    Nichtsdestotrotz würde mich echt mal interessieren, woher man solche Unmengen an Piperonal extrahieren kann 🙂

  19. Wenn Rittersporn nicht Grund zur Annahme hätte recht zu bekommen wären die wohl kaum gegen Stiftung Warentest vorgegangen. Der Schaden für die Marke wäre bei einer Niederlage tausendfach höher wie wenn Sie z.B. nach dem Testurteil (das die Mehrheit der Deutschen nebenbei auch erst durch eben diese Unterlassungsklage wahrgenommen hat) einfach still nachgebessert hätten oder irgendwas von versehen gelagert hätten. Bewiesen ist bislang Oberhaupt nichts, weder für noch gegen die jeweilige Seite. Für einen Scienceblog wird hier erstaunlich viel mit Wikipediawissen Arguumentiert (das schließt den Artikelautor mit ein den offenbar ein PHD in Bio dazu qualifiziert über Themen zu referieren mit denen er sich nicht auskennt. Die vielen es erscheint schwierig, laut Xy istnes wohl so... zeugen jedenfalls nicht von all zu viel spezifischer Kenntnis)

  20. simon,
    Die Mehrheit der Deutschen hat die Geschichte vor der Unterlassungsklage mitbekommen. Siehe Google Trends. Letztendlich basierte die Unterlassungsklage, wie oben ganz ohne Wikipediawissen beschrieben, auf der eidesstattlichen Versicherung von Symrise. Daher muss Ritter Sport davon ausgehen, im Recht zu sein, auch wenn sie es nicht selbst wissen und Symrise einfach glauben müssen. Darauf beruht also der “Grund zur Annahme Recht zu bekommen” und nicht etwa auf einem Vorsprung an Wissen.
    Zur Kritik am Stil: Selbstverständlich hat der Artikel hier nichts mit meiner Forschung zu tun. Es ist auch keine wissenschaftliche Publikation, sondern ein journalistischer Artikel auf einer Plattform für Wisssenschaftsblogs. Vorsichtiges formulieren und das verlinken von Referenzen und recherchierten Quellen, in denen die Aussagen des Textes belegt werden, ist gängige Praxis beim wissenschaftlichen Schreiben. Ich bin natürlich unzufrieden, wenn das bei dir das den Eindruck von fehlender Fachkenntnis hinterlässt. “Richtige” Wissenschaftsjounalisten schreiben wahrscheinlich mit weniger Konjunktiv, sind möglicherweise aber dennoch nicht besser qualifiziert, einen Artikel über Aromastoffe und deren Extraktionsmethoden zu schreiben.

  21. Die Warentest hat heute noch einmal (die Kommentare zeugen nicht davon, dass die Stellungnahmen der Streitenden gelesen wurden) dargelegt worum es geht: was drauf steht muss auch drin sein, egal ob es am Ende der selbe Stoff ist oder ob keine “Gefahr” davon ausgeht. Das leitet sich nur aus moralischen Bedenken ab, sondern ist Lebensmittelrecht. Den Nachweis hat keiner erbracht, sondern bisher im einstweiligen Verfahren auf die Erklärungen abgezielt wird (wobei SymRise sich unstritt auch nur hat liefern lassen und nicht selbst produziert hat). https://www.test.de/Verbraucherschutz-Was-drauf-steht-muss-auch-drin-sein-4657050-0/

  22. @HJW
    Vereinfacht ausgedrückt: Wird ein Aromastoff mit phöser Chemie hergestellt, gilt er als künstlich und muss als solcher gekennzeichnet werden.
    Wird der Aromastoff ‘nur’ extrahiert (physikalische Verfahren) oder z.B. mikrobiologisch hergestellt, gilt er rechtlich als natürlich.
    Stiftung Warentest hat behauptet, dass das Piperonal ‘künstlich’ ist, ohne jeden Beleg dafür, nur mit der Behauptung, dass natürliches unbezahlbar wäre.
    Auf dem Markt wird jedoch jede Menge ‘natürliches’ Piperonal relativ billig (in Bezug auf die benötigten Mengen) angeboten. Nach dem ersten Augenschein fabriziert Stiftung Warentest gerade einen gewaltigen Bauchklatscher.

  23. Der angeblich pflanzliche Ursprung wird nicht benannt, das bedeutet:
    a) Der entmündigte Konsument darf den Inhaltsstoff nicht erfahren, obgleich er ggf. wg. Disposition, Allergie, usw. ein berechtigtes Interesse daran hat.
    b) RitterSport weiß nicht, was genau es in Verkehr bringt.
    c) Alle lassen sich auf eine möglicherweise unwahres, nicht nachprüfbares Versprechen ein.
    Gleiches Muster wie bei Industriesilikon für Brustimplantate, bei dem TÜV und Ärzte auf das Garantieversprechen setzten.

  24. @Vroni

    Der angeblich pflanzliche Ursprung wird nicht benannt, das bedeutet:

    Reines Piperonal ist reines Piperonal, egal wie es hergestellt wurde.
    Der einzige Unterschied ist ggf. ein rechtlicher: Wurde es physikalisch, enzymatisch u.s.w. hergestellt, gilt es als natürlich, wurde es ‘chemisch’ synthetisiert gilt es als künstlich.

  25. @Vroni Die haben durchaus dargelegt wo sie das her haben. Ich zitire aus dem verlinkten Artikel:

    Aroma-Lieferant Symrise hatte eidesstattlich erklärt, dass das Piperonal in den Tafeln aus dem Öl des Sassafrasbaumes stamme und legte dem Gericht dazu Details seines Herstellungsverfahrens offen.

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