Synthetische Biologie – The Hype Cycle

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English translation in the bottom half of this article. Die Synthetische Biologie ist ein relativ junges Forschungsfeld, dessen Versprechungen häufig kontrovers diskutiert werden. Während die einen sich vor Gott spielenden Forschern fürchten, sind andere desillusioniert ob der bislang eher spärlichen Ergebnisse und Anwendungen. Im Vortrag von Wendell Lim wurde klar: Synthetische Biologie ergänzt bisherige Herangehensweisen in der Biologie komplementär.


Heute ist mein langer Tag hier auf dem EMBO Meeting, und ich werde kaum zum Bloggen kommen. Nachdem ich gestern leider doch nicht auf meine Telomere aufgepasst habe und joggen war, sondern stattdessen mit ein paar Freunden ein paar Bierchen trinken, bin ich heute erst um 10:00 Uhr hier aufgeschlagen. Pünktlich zur ersten Kaffeepause und zur bislang besten Session des Meetings über Systembiologie und Synthetische Biologie.
Nicht jeder weiß, was Systembiologie bedeutet (hat mit Systematik nichts zu tun) oder was Synthetische Biologie eigentlich leisten kann und soll. Es sind zwei relativ neue Disziplinen in der Biologie. Systembiologie beschäftigt sich mit – wer hätte es gedacht – biologischen Systemen und wie deren Mitglieder miteinander interagieren. Synthetische Biologie wird häufig mit biologischem Engineering gleichgesetzt. Wendell Lim hat heute morgen in seinem Vortrag das Buzzword aufgegriffen und erklärt, warum Synthetische Biologie mehr ist als technische Schaltkreise mit biologischen Mitteln aufwändig nachzubauen.
Hier nur zwei abfotografierte Slides aus seinem Vortrag. Das erste zeigt den sogenannten technologischen Hype Cycle, 1995 von Gartner so benannt. Der Hype Cycle beschreibt, wie sich eine neue Technologie entwickelt, wie sie wahrgenommen wird. Lim hat die Kurve, nicht ohne Selbstironie, auf die Synthetische Biologie übertragen. Nur wo befindet sich die Synthetische Biologie? Auf dem Gipfel der überhöhten Erwartungen? Noch im Anstieg oder bereits im freien Fall ins Tal der Desillusion?

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Ich habe den Eindruck, zumindest Lim befindet sich bereits auf dem Weg der Aufklärung (und Erleuchtung), hin zum Produktivitätsplateau. Deutlich wird das in der zweiten eingebundenen Abbildung. Er präsentierte eine Antwort darauf, wie die Synthetische Biologie helfen kann unser grundsätzliches Bild von der Biologie zu verändern.
Aktuelle Methoden in der Biologie beschäftigen sich mit Beobachtungen und zum Teil sehr kompexen Analysen dessen, was tatsächlich “da” ist. Es geht darum, die Natur zu verstehen anhand der vorhandenen Komplexität und idealerweise allgemeingültige Regeln abzuleiten.
Synthetische Biologie hingegen untersucht den gesamten Raum der Möglichkeiten und eruiert somit auch, was unmöglich ist. Die aus Beobachtungen abgeleiteten Regeln werden angewandt und auf ihre Vorhersagekraft getestet. Idealerweise ergeben sich nützliche Anwendungen.

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Ich höre mir jetzt noch Vorträge von Per Bork, Nancy Moran und Howard Ochman an – Metagenomics, bakterielle Insektensymbionten und das Darm-Mikrobiom. Wussten Sie, dass der menschliche Körper von zehn mal mehr Bakterien besiedelt ist als er selbst Zellen hat? Super Themen, aber ich komme heute wie gesagt nicht mehr zum Bloggen. Nacher ist noch meine Postersession, und heute Abend ist die Konferenzparty, es wird also wieder nichts mit Joggen und dem Schutz der Telomere. Was solls, wir sind dafür ja auf dem Weg der Erleuchtung. Und wer kann das schon von sich behaupten.


Synthetic Biology – The Hype Cycle
Synthetic biology is a relatively young field of research and promising ideas in this area are often the subject of fierce debates and controversial discussions. While some are afraid of scientists playing God, others are disillusioned by the so far rather meagre results and applications. During the presentation of Wendell Lim it became clear: Synthetic biology is complementing the hitherto existing approaches of biology.
Today is my long day at the EMBO-Meeting and I will hardly get any chance to write entries for this blog. Sadly not having looked after my telomeres yesterday by jogging, after all, but having gone for a few beers with some friends instead, I have only shown up here at 10 o’clock. Just in time for the first coffee break and for the up to now best session of the meeting on systems biology and synthetic biology.
Not everyone knows what systems biology actually means (it has nothing to do with systematics) or what synthetic biology really can and should accomplish. Both are relatively new branches of biology. Systems biology – who would have thought – is about biological systems and how their members interact with each other. Synthetic biology is often equated with biological engineering. Wendell Lim has taken on the buzzword in his presentation this morning and has explained why synthetic biology is more than elaborately copying technical circuits using biological means.
Here now two photos of slides from his presentation. The first one shows the so-called technological Hype Cycle, named by Gartner in 1995. The Hype Cycle describes how a new technology develops, how it is being perceived. Lim has, not without good-natured self-deprecation, applied this curve to synthetic biology. But where can synthetic biology be found? On the Peak of Inflated Expectations? Is it still on the rise or already free-falling into the Trough of Disillusionment?
I’ve got the notion that at least Lim is already on the Slope of Enlightenment leading to the Plateau of Productivity. This becomes apparent in the second slide. There he presents an answer as to how synthetic biology can help us change the way we see biology in general.
Prevailing methods of biology deal with observations and analyses, some of which are very complex, of what is actually “there”. It’s about understanding nature and ideally deriving universal rules from the existing complexity.
Synthetic biology on the other hand, explores the whole range of possibilities and thus also finds out what is impossible. The rules which have been derived from observations are applied and their predictive powers are tested. Ideally, the result of this are useful applications.
I will now listen to the presentations of Peer Bork, Nancy Moran and Howard Ochman – metagenomics, bacterial symbiotes of insects, and the intestinal microbiome. Did you know that the human body is populated by ten times more bacteria than it posseses cells itself? Great topics, but as I said I will be unable to blog anymore today. Later, there is my poster session and as tonight the conference party takes place, obviously there will still be no jogging for the protection of the telomeres. The heck with it; we are on the Slope of Enlightenment, after all! And who can say that about themselves?
Translation: Henja Wehmann

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4 Kommentare

  1. Tolle Beiträge und Themen bisher. Macht auf jeden Fall Lust auf mehr. Weiter so!
    Nice articles and topics! Makes me want more. Go one!

  2. Diese neuen Ansätze der Biologie sind faszinierend und haben ein riesiges potential, allerdings wird es wohl noch eine ganze weile brauchen, bis tatsächlich kreativ entwickelte Stoffwechselwege genutzt werden können. Man weiß einfach immer noch zu wenig über das Leben und die Mechanismen mit denen es sich selbst steuert.

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