Rationales zur Grünen Gentechnik

Zwei rationale Stimmen zur Grünen Gentechnik. Joachim von Braun in der Zeit und Pamela Ronald auf ScienceBlogs. Außerdem ein Hintergrundartikel zum dominierenden Anbieter gentechnisch veränderten Saatgutes: Monsanto.

Ein gutes Interview in der ZEIT mit Joachim von Braun: Brot allein macht nicht satt

Angesichts der Verknappung von Land und Wasser ist sie [die grüne Gentechnik] notwendig, um die Produktivität auf den genutzten Flächen zu erhöhen und so die nächsten noch hinzukommenden zwei Milliarden Menschen ernähren zu können. Auch um die zunehmende Nachfrage nach Qualität und weniger Chemieeinsatz auf dem Acker zu befriedigen.

Es geht im Interview weiterhin um Klimawandel und dessen Ursachen und Folgen im Zusammenhang mit Ackerbau und Viehzucht.
Zur Rolle der grünen Gentechnik in der Landwirtschaft hier ein Zeitraffer-Video eines Reisfeldes. Links gentechnisch Veränderte Pflanzen (Sub1 vermittelt eine Tolleranz gegen Überschwemmung), rechts herkömlicher Reis.

Die Sub1-Reissorte wurde von Pamela Ronald mitentwickelt, sie schreibt seit kurzem ein lesenswertes Blog bei den ScienceBlogs.com
Aus ihrem Blog auch dieser Link zu einem Artikel in Forbes. Ein Profil der dominierenden Firma bei gentechnisch veränderten Lebensmitteln: The Planet Versus Monsanto.

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33 Kommentare

  1. Nur mal eine einzige Stelle zitiert aus o.g. Monsanto-Werbeschrift (Artikel würd ich das nicht nennen):
    “Farmers complain about Monsanto’s prices, but they still buy the seeds. Ninety percent of the U.S. soybean crop and 80% of the corn crop and cotton crop are grown with seeds containing Monsanto’s technology.”
    Ja, hätte man nebenbei noch erwähnen können, dass es auch ganz schön gefährlich ist, Monsantos Saatgut nicht zu kaufen. Der Konzern verklagt nämlich ganz gerne mal Farmer, wenn aufgrund von auskreuzungen auf ihrem Land unbeabsichtigt GVO-Pflanzen stehen. Siehe Fall Percy Schmeißer.
    Achja, den Geschäftszweig Agent Orange ham sie im Artikel auch unterschlagen.

  2. Gentechikkritiker vermischen immer Kritik an der Methode mit Kritik an einer Firma.
    Und hinter dem Beispiel mit dem “armen verklagten Farmer” steckt auch mehr:

    And there are the usual porkie pies: allegations of a “vicious campaign against family farmers”, and the obligatory reference to Percy Schmeiser. Heard of Schmeiser? The anti-GM groups claim he was sued by Monsanto because some Roundup-ready seed was spilled and accidentally grew on his land. Sounds unfair, right? Well, if that was what happened, it would be. The true (short) version is that Schmeiser stole the seeds. The true (longer) version is that:
    * Some Roundup-Ready seeds were accidentally spilled on Schmeiser’s property
    * Schmeiser sprayed “a good three acres” of his non-GM fields with Roundup, to kill any crops (ie those non-GM crops he planted himself) that were not the Roundup-Ready volunteers
    * Having successfully isolated the Roundup-Ready crops, he collected the seeds and next year planted them on 1,030 acres of his land
    * Schmeiser sprayed these fields with Roundup, thus gaining the advantage or the Roundup-Ready crops without having paid for them.
    * In 2001 he was found guilty of the above, and in 2002 his appeal was rejected.
    Anyone applying a little common sense here would realize that there must have been more to this case than a simple farmer being sued because some GM seed had accidentally blown onto his land. Obviously, a case like that wouldn’t fly. The fact that Greenpeace etc still refer to Schmeiser as the poor innocent farmer, victim of the big evil Monsanto, demonstrates that the facts count less than their agenda.

    http://skeptico.blogs.com/skeptico/2005/09/more_antigm_squ.html

  3. @sil dass liest sich unter http://de.wikipedia.org/wiki/Percy_Schmeiser aber anders:
    Der Rechtsstreit zog sich über mehrere Jahre hin; die 2004 gefallene höchstrichterliche Entscheidung erlegte dem Landwirt keine Lizenzzahlungen und keinen Strafschadensersatz auf, da er nicht von den besonderen Eigenschaften der Roundup-resistenten Rapssorte profitiert hatte, hielt aber fest, dass er prinzipiell nicht das Recht hatte, die patentierte Sorte wissentlich anzubauen, nur weil sie zufällig auf seinem Land aufgetaucht war.

  4. Bei ideologisch dermaßen aufgeladenen Themen schwächelt die Wikipedia schon gerne.
    Die Diskussionsseite und der englische Artikel empfehlen sich dann immer.
    Außerdem hat dieser eine Rechtsstreit überhaupt nichts mit der Methode der grünen Gentechnik zu tun.
    In jeder Branche gibt es Abmahnungen und Rechtsstreite.
    Monsanto ist nicht der einzige Hersteller von verbessertem Saatgut und Pflanzenschutzmitteln.
    Wieso wird die Kritik an der Methode grüne Gentechnik immer mit Kritik an einem Hersteller vermischt?
    Wenn Gentechnik schlimm wäre, sollte es doch wesentlich bessere Argumente dagegen geben.
    Ich habe viel hier beim Tobias gelesen und neuerdings auch bei http://www.transgen.de/home/.
    Ich muss sagen, da gibt es riesige Chancen, den menschen und der Umwelt Gutes zu tun, wenn man zielgerichtet neue Pflanzenarten durch Gentechnik entwickelt.
    Die restliche Welt macht das sowieso schon und stimmt mit den Füßen ab.
    Nur Europa verpennt die Entwicklung mal wieder konsequent.
    Mich lässt das allerdings so langsam alles ziemlich kalt. Diskussionen bringen ja meist wenig und das ist nun nicht gerade mein angestammtes Fachgebiet.

  5. @sil Also ich halte Wikipedia mit dem Abschluß des Rechtstreits 2004 aktueller als die von Ihnen zitierte Quelle mit Abschluß 2002. Wie dem auch sei: Die Technologie ist die eine Seite, die andere ist wie sie genutzt wird, da haben Sie schon Recht. Es gibt sicher auch riesige Chancen aber auch riesige Gefahren, die nicht außer Acht gelassen werden dürfen.

  6. wer sich die mühe macht, kann auf den webseiten des gerichtes in kanada die unterlagen zum gerichtsverfahren finden und sich mal den beschluss des gerichtes zu gemüte führen. schmeiser wüsste, oder hätte wissen müssen, dass er herbizidtoleranten raps anbaute, weswegen er vor gericht gezerrt wurde. eindeutige verletzung der rechte des herstellers. insgesamt ist die lizenz- und patentrechtslage damals in kanada aber wohl noch uneindeutig gewesen (das gericht hatte dem gesetzgeber dazu hausaufgaben erteilt, ich weiss nicht, wie das letztlich gelöst wurde), daher bekam monsanto nicht diese riesige summe, die sie ursprünglich gefordert hatten.

  7. Wie oben schon erwähnt ist es sehr interessant, dass Kritik an einem Hersteller und an der Gentechnik immer vermischt werden…
    Bin kein Feind er Gentechnik (im Gegenteil 🙂 aber Risiken gibt es immer… (http://www.biolsci.org/v05p0706.htm) hab auf die schnelle nicht mehr gefunden 🙂
    Zum Hersteller:
    Monsanto hat das gleiche Problem wie andere Hersteller deren Produktentwicklung Unsummen verschlingt (wie z.B. Pharmaunternehmen) sie müssen es wieder einnehmen
    => Patente etc.
    ich denke auch wenn nicht jeder damit einverstanden ist, nachvollziehen kann man das schon.
    ich persönlich hab einfach ein Problem mit den Hybriden die sich ja nicht fortplfanzen können (zumindest die die Monsato verkauft) da liegt für mich der Hund begraben…

  8. @sil unkontrollierte Ausbreitung, unerwünschte Wechselwirkungen, unvorgesehene Kreuzungen, um nur drei zu nennen.

  9. Ja roel, ich hätte gern Quellen dafür.
    Es könnte sein, dass…
    hört man seit zwanzig Jahren.
    Warum ist gerade die Gentechnik die gefährlichere Biotechnologie?
    Warum ist Züchtung über Mutation sicherer?
    Warum ist Amflora, eine Kartoffel mit einem abgeschalteten Gen, eine große Gefahr für die Umwelt?

  10. @sil MangobauM hat Ihnen eine Quelle genannt. Geben Sie mal “Risiken der grünen Gentechnik” in Google ein. Unter den über 48.000 Suchergebnissen schauen Sie sich die ersten 50 an. Wann und wo habe ich behauptet, dass die Gentechnik die gefährlichere Biotechnologie ist und Amflora eine große Gefahr für die Umwelt? Ich bin kein Feind der Gentechniologie aber auch nicht jemand, wie Sie, der nur versucht die Sonnenseiten zu sehen und bestreitet, dass es auf der anderen Seite Schatten gibt. Und wo wir gerade dabei sind: “Ich muss sagen, da gibt es riesige Chancen, den menschen und der Umwelt Gutes zu tun, wenn man zielgerichtet neue Pflanzenarten durch Gentechnik entwickelt.” Für die Chancen der Umwelt Gutes zu tun hätte ich gerne ein paar Quellen.

  11. @sil und “es könnte sein, dass” habe ich ebenfalls nicht gesagt. Allerdings muß ich zugeben, dass ich von der Wissenschaft und vom Inverkehrbringer ein “Es ist ausgeschlossen, dass…” erwarte.

  12. Geben Sie mal “Risiken des Impfens” in Google ein.
    Bei solchen Themen landet man doch fast nur auf Spinnerseiten.
    Was genau sind denn unerwünschte Wechselwirkungen?
    Wo hat denn jemals eine unkontrollierte Ausbreitung von gentechnisch veränderten Pflanzen stattgefunden?
    Wenn eine Nutzpflanze Zicken macht, wird sie einfach nicht weiter angebaut.
    Wo machen sich denn Kartoffel, Weizen oder Mais auf der Welt unkontrolliert breit?
    Was ist unvorhergesehene Kreuzung?
    Etwa horizontaler Gentransfer?
    Der ist sehr gut untersucht und wurde noch nie in freier Wildbahn nachgewiesen:
    http://www.biosicherheit.de/de/gentransfer/markergene/226.doku.html
    Aber ist auch egal. Ich werde mir mit ziemlicher Sicherheit immer mein Essen leisten können.
    Wegen dieser Geschichte reagiere ich übrigens allergisch auf Horrorszenarien:

    Das Zeitalter der Gentechnik war durch das Insulinverfahren von Lily, mit dem man nicht mehr auf den Verzehr von Schweinfefleisch angewiesen war, eingeläutet. 1984 bemüht sich auch Hoechst um die Genehmigung einer Versuchsanlage in Frankfurt für die Herstellung von humanem Insulin mit Bakterien, doch wird die Betriebserlaubnis vom damaligen hessischen Umweltminister Joschka Fischer verweigert. Das Heraufbeschwören von allen möglichen Horrorszenarien durch Gegner der Gentechnik, die vor allem bei den Grünen auch in der Regierung über Entscheidungsbefugnisse verfügten, bedeutete das damalige Aus nicht nur für das Insulinverfahren, sondern für die Gentechnik allgemein. Hierdurch sollte Deutschland den Anschluß an internationale Spitzenforschung auf diesem wichtigen Gebiet für Jahrzehnte – bis in die heutige Zeit – verlieren. Zugelassen war gentechnisch gewonnenes Humaninsulin in Deutschland zwar schon seit 1987 – Eli Lilly produzierte es in Straßburg, das dann nach Deutschand importiert wurde – doch erst 1998 konnte die aus Hoechst hervorgegangene Aventis auch in Deutschland eine gentechnische Anlage in Betrieb nehmen. Zu diesem Zeitpunkt hatte Hoechst das Verfahren dramatisch verbessert. Heute hat gentechnisch gewonnenes Humaninsulin das tierische Insulin fast völlig vom Markt verdrängt.

    http://www.chemie-im-alltag.de/articles/0105/index2.html
    Deutschland war mal Apotheke der Welt. Wir lassen einen Zug nach dem anderen abfahren und vergraulen Wissenschaftler und Firmen ins Ausland.
    Skandalös, was da abgeht:

    Eine Hochschule zwingt einen ihrer Professoren, seine Versuche mit gentechnisch veränderten Pflanzen zu beenden. Ein Lehrstück über die Macht der Meinung und den Wert der Forschungsfreiheit.

    http://www.zeit.de/2008/19/Gentechnik
    Ich finde das wirklich nicht mehr lustig.
    Es gibt Gesetze, die extrem hohe Anforderungen an die Sicherheit stellen.
    Den Kritikern ist es niemals sicher genug. Dann kommt eben das nächste Bedenken.
    Man muss es sich mal klar machen:
    das ist Angst vor Gemüse.

  13. sil,
    toll ist auch dies hier: http://www.zeit.de/2004/35/Afrika
    Bereits gelieferter Mais zur Bekämpfung akuten Hungers in Sambia wird nicht verteil, da er gentechnisch “kontaminiert” ist. Das ist pervers.
    “Angst vor Gemüse” ist super. Wird bei Gelegenheit ein Titel für einen Blogpost.

  14. @sil Man darf nicht den Fehler machen Andersdenkende nur als Spinner zu bezeichnen. Denn dann macht man automatisch den Fehler, nur noch die Meinung von Gleichdenkenden und Ja-Sagern zu akzeptieren. Natürlich finden sich bei den Themen Gentechnik und Impfen viele Internetseiten von Leuten die in Ihrer Meinung festgefahren sind, pro und auch contra. Ich hoffe wir gehören nicht dazu.
    Zu “Angst vor Gemüse” was Tobias auch so gut findet. Das ist so wie wenn Sie jemanden, der Kondome benutzt, Angst vorm Sexualpartner unterstellen. Es ist eher die Angst vor dem unbekannten Inhaltsstoff. Dagegen hilft bei der Gentechnik nur Aufklärung und vor allem Sicherheit aber keine Todschlagargumente von welcher Seite auch immer. Um nochmals die Angst zu sprechen zu kommen: Angst lähmt und ist eine Bremse in jeder Hinsicht, die es zu lösen gilt. Aber wenn Regierungen Ihre Bevölkerung lieber verhungern lassen, als Genmais bereitzustellen, hat das meines Erachtens andere Beweggründe. Vielleicht gehörte der Teil der Bevölkerung dem falschen Stamm an.

  15. Wo sind denn nun die Risiken?
    Mir geht´s doch überhaupt nicht um “Andersdenken”.
    Ist das ein Risiko:
    “Weniger schwere Fehlbildungen durch Gentech-Mais” http://www.novo-magazin.de/75/novo7532.htm

    Zu Beginn der 90er-Jahre litten 33 von 10.000 Neugeborene hispanischer Mütter in der Region Rio Grande in Texas unter Neuralrohrdefekten (NTD), die somit sechsmal so häufig auftraten wie im Durchschnitt der Vereinigten Staaten. Zu den Neuralrohrdefekten zählen der Offene Rücken (Spina bifida), der Wasserkopf (Hydrocephalus) und die Anenzephalie, ein schwerer Defekt, der sich durch das weitgehende Fehlen des Gehirns auszeichnet. Die meisten von NTD betroffenen Kinder sterben bereits vor der Geburt, die Überlebenden sind in der Regel schwer behindert. Während der frühen 90er-Jahre waren insgesamt 184 Frauen und ihre Babys von diesem Schicksal betroffen.

    Was könnte die Ursache für diesen Zusammenhang sein? Laut einer Studie, die im Journal of Nutrition veröffentlicht wurde (Marasas, April 2004), ist das Schimmelpilzgift Fumonisin wahrscheinlich der Übeltäter. (1) In der Zeit, als NTD im Rio-Grande-Tal besonders häufig auftrat, war die Fumonisinbelastung im Mais zwei- bis dreimal so hoch wie im Normalfall. Die Frauen gaben außerdem an, sehr viel mehr selbstgemachte Tortillas zu essen als der Durchschnitt. Schimmelpilzgifte wie Fumonisin sind hochtoxische Verbindungen. Wenn Mais durch Insektenfraß beschädigt wird, kann der Pilz der Gattung Fusarium an den betroffenen Stellen wachsen und das Gift produzieren.

    Doch der Pilzbefall lässt sich deutlich reduzieren. Untersuchungen in Argentinien, Frankreich, Italien, Spanien, der Türkei und den USA haben ergeben, dass gentechnisch veränderter Mais, der gegen den Maiszünsler und andere Schadinsekten resistent ist, eine sehr viel geringere Fumonisinbelastung aufweist.

  16. @roel
    Auch wenn auf Plakaten der Aidshilfe gerne mal ein Kondom über Gemüse gezogen wird, so ganz treffend ist der Vergleich dann doch nicht. Kondome schützen vor durchaus bekannten Krankheitserregern, welche in Körperflüssigkeiten drin sein können.
    Das ist bei GMOs halt anders – die Annahme der Ungefährlichkeit ist nicht nur plausibel (“substabzielle Äquivalenz”), sie wird auch von der Praxis bestätigt. Niemand ist durch GMOs zu Schaden gekommen (außer den zu bekämpfenden Insekten), und es wurden auch keine gefährlichen Inhaltsstoffe direkt gefunden.
    Trotzdem, um von Wissenschaftlern ein “Es ist ausgeschlossen, dass” zu hören, müssten Sie schon den Naturgesetzen widersprechen. Ansonsten schließen Wissenschaftler eigentlich nie was absolut aus, und sei es noch so absurd und unwahrscheinlich.
    @MangobauM
    Man kann Hybride, egal ob GMO oder nicht, sehr wohl weitervermehren. Auch die von you-know-who (aber: in Nordamerika kriegt man evtl. ein rechtliches Problem). Besagte Firma besitzt zwar die “terminator technology”, wendet sie aber nicht an. Vorteil des Weitervermehrens ist, dass man kein neues Saatgut teuer nachkaufen muss. Nachteil, dass die Nachkommen nicht mehr denselben Ertrag garantieren wie die Eltern.

  17. @ostinNL
    bin mir eigentlich sicher, dass “terminator technology” angewendet wird muss nochmal Quellen prüfen… (eigentlich sicher ist ja nicht wissen 🙂 )
    Ich hab nichts gegen Gentechnik! IM Gegenteil vorallem in der Forschung ist sie ja ein unersetzbares Tool. Arbeite ja selbst damit 😉
    Aber wo Geld fliesst gibt es halt auch schwarze Schafe und ich seh da schon ein Risiko primär nicht durch die Gentechnik ansich sondern durch die Hersteller. Die sollten damit verantwortungsvoll umgehen können.

  18. Die oben verlinkte Studie ist eine Greenpeace Auftragsarbeit.
    Hier gibt es eine australisch-neuseeländische Stellungnahme dazu:
    http://www.foodstandards.govt.nz/educationalmaterial/factsheets/factsheets2009/fsanzresponsetoseral4647

    Background
    Séralini and colleagues have now published several papers reporting on feeding studies with GM foods. In June 2009, Séralini and colleagues repeated claims made in an earlier article (Séraliniet al., 2007) that a statistical re-analysis of the toxicity data originally reported by Hammondet al., 2006 provided evidence of hepatorenal effects in rats fed GM maize for three months. No new data were presented in the article. Instead, the authors commented on a published report by an expert panel (Doullet al., 2007) that discussed the risk assessment conducted by Séraliniet al. 2007. For reasons not stated, the authors did not address the numerous deficiencies of their statistical re-analysis that had been reported by several international regulatory agencies (FSANZ 2007; EFSA 2007a; EFSA 2007b; Monod 2007). Instead, they chose to focus on the issues raised in a later published report by Doullet al., 2007. In the absence of new data and the failure of the authors to acknowledge that the interpretation of toxicity studies does not only involve statistics but requires the need for biological context, FSANZ is of the opinion that the recent article from Séraliniet al. provides no grounds to revise its previous conclusions on the safety of food derived from MON 863 corn. The FSANZ assessment concluded that food derived from MON 863 corn is as safe and wholesome as food derived from other commercial corn varieties.

    Es gibt genügend Studien, die besser durchgeführt wurden und vor allem an den Tieren, für die der Futtermais angebaut wird (Kühe und nicht Ratten):

    <

    blockquote>(02.04.2009) Werden Milchkühe mit gentechnisch verändertem Bt-Mais gefüttert, hat das keinen Einfluss auf die Gesundheit und die Milchleistung der Kühe. Bei einer von der bayerischen Staatsregierung in Auftrag gegebenen Fütterungsstudie über 25 Monate zeigten sich keine Unterschiede zwischen Bt- und konventionellem Mais. „Erneut hat sich bestätigt, dass Bt-Mais sicher ist,“ kommentiert Dr. Uwe Schrader, Vorstandssprecher von Innoplanta/AGIL die Ergebnisse der Studie. „Es gibt keinen Grund, den Anbau von MON810-Mais zu verbieten oder weiter einzuschränken.“<//blockquote>
    http://www.innoplanta.de/de/aktuell/bayerische_fuetterungsstudie.html
    Die kommen zu anderen Ergebnissen und sind aussagekräftiger.

  19. das große problem ist doch, dass man sicherheit nicht beweisen kann. im prinzip kann man nichts beweisen, sondern nur eine hypothese über irgendetwas durch ein experiment widerlegen. damit ist aber noch nicht die alternativhypothese “bewiesen”. daher ist auch niemals ein risiko zu 100% auszuschließen. kein risiko, welcher art auch immer.
    letztlich gilt auch der horizontale gentransfer als unbestritten. der tritt allerdings in zeiträumen auf, die weit über die lebensdauer der menschlichen zivilisation (bisher) hinausgehen, weit über das dasein des menschen selbst. das ändert nichts daran, dass er nicht doch auftreten kann.
    bei einer risikoabschätzung muss man zeitskalen, bedeutung/gewichtung des vorkommens eines bestimmten ereignisses, unsicherheiten, aber auch alternative ereignisse berücksichtigen. bei mon810, dem mais der verboten und über den viel geforscht und geschrieben wurde, sieht es nach derzeitigem stand der wissenschaft aus, dass von ihm nur eine äusserst geringe wahrscheinlichkeit einer negativen beeinträchtigung für die umwelt ausgeht (man könnte platt sagen, dass er “sicher” ist, aber es ist nunmal nichts im leben sicher, ausser tod und steuern).
    mit der insektizidspritze herumzulaufen, hat dahingegen deutlich negative auswirkungen auf die umwelt, und tötet auch menschen (auch wenn deren anzahlen zumindest in den entwickelten ländern gering ist. die todeszahlen durch pestizidvergiftungen in entwicklungsländern sind deutlich höher). auch neue, konventionell gezüchtete sorten können einen erheblichen einfluss auf die umwelt haben (dazu habe ich selbst gearbeitet und bin da noch dran), ohne dass diese einer sicherheitsbewertung welcher form auch immer unterworfen wären.
    TILLING pflanzen werden als große alternative zu gentechnisch veränderten pflanzen gehypt. dabei werden im pflanzengenom unvorhergesehen und ununtersucht mutationen ausgelöst, hunderte, wenn nicht gar tausende. welche bedeutung die haben könnten, interessiert kein, weil ist ja mutagenese, damit “konventionell” und eben nicht “gentechnisch verändert”.
    daher kommt es auch, dass die amflora immer noch nicht zugelassen ist, die TILLING alternative aber bald auf den äckern stehen darf. wobei beide (abgesehen vom antibiotika-resistenzmarker der amflora) dieselbe phänotypische eigenschaft haben, eine bestimmte form der stärke zu produzieren. was bei der TILLING alternative sonst noch anders sein mag, braucht nicht untersucht werden.
    wissenschaftlich? wohl kaum.

  20. Auch wenn es zynisch klingen mag, ein weit aus größeres Problem als die grüne Gentechnik ist die voraussichtlich um ca. 80 Millionen pro Jahr wachsende Bevölkerung der Erde, sowie das zunehmende Durchschnittsalter.
    Die UNO erwartet bei mittlerer Projektion bis 2025 8,0 Milliarden und bis 2050 9,2 Milliarden Menschen. Und die wollen alle essen.
    Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Weltbev%C3%B6lkerung

  21. Nichts direkt. Aber: Ein großer Streitpunkt ist doch die (un?)mögliche Auskreuzung der GMOs in die sogenannte “freie Wildbahn”. Wird auch hier in der Kommentarspalte ja auch mal wieder munter als Argument hin und her geschmissen. Deshalb meine fachlich interessierte Frage, was dieser Prozess, in dem es sich ja um GMO-Reis, der auftaucht, wo er nicht auftauchen soll, dreht, denn nun für reale Hintergründe hat.
    Aus einem Gerichtsurteil auf Realität zu folgern hab ich mir abgewöhnt, als ich zum ersten Mal drei Sätze mit nem Jurastudenten gewechselt habe… 😉
    Der Eintrag von Tobias hier ist der “neueste” zum Thema GMOs, ich habe immer noch keinen endgültigen Standpunkt, ich will Fakten und nicht das ewig wiederkehrende Hin und Her mit den gleichen Daten, die jeder nur neu anders interpretiert. (“Die Ratten waren ungensünder!” “Ja, aber das lag an Pestizidrückständen” “Die sollten aber da nicht drin sein, das ist doch der angebliche Vorteil” “Sie sind aber dummerweise da reingeraten” “Ihr könnt die doch gar nicht rauskriegen, weil sich sonst die GMOs nicht lohnen” etcetcetc…)
    Und zu diesem Urteil hab ich hier auf den Scienceblogs und v.al von Tobias keinen Eintrag gefunden, was mich, ehrlich gesagt, schon etwas vewundert hat….

  22. Selbstverständlich ist es möglich, dass Pollen gentechnisch veränderter Pflanzen Nutzpflanzen aus herkömmlicher Züchtung befruchten. Um dies weitgehend auszuschliessen gibt es Mindestabstände der Felder zueinander. Ein Gerichtsurteil zu fremdbestäubten Pflanzen sagt nichts über die Sicherheit gentechnisch veränderter Pflanzen aus.
    Gentechnisch veränderte Pflanzen durchlaufen Zulassungsstudien. Sie sind ausfürhlicher geprüft als Pflanzen aus herkömlicher Züchtung. Gentechnisch veränderte Pflanzen werden nur zugelassen, wenn sie mindestens eben so sicher sind als ihre herkömlich gezüchteten Gegenstücke.
    Nutzpflanzen, egal ob gentechnisch verändert oder nicht, kommen in der “freien Wildbahn” hier so nicht vor. Kartoffeln, Mais, Tomaten, alles eingeschleppte und gezüchtete Pflanzen, die nur für die Landwirtschaft eine Rolle spielen.

  23. @Tobias Das o.g. Gerichtsurtei sagt nichts über die Sicherheit der Pflanzen aus, aber es zeigt wie unbedenklich mit nicht freigegebenen Pflanzen umgegangen wird. Und gerade dieser fahrlässige Umgang bringt die gesamte grüne Gentechnik immer wieder in Verruf. Bei Tomaten, Kartoffeln und Mais haben Sie Recht, dass diese nicht in der freien Wildbahn vorkommen aber es gibt durchaus Nutzpflanzen, die auch in der freien Wildbahn vorkommen z.B. Hopfen.

  24. Was mir jetzt aber nicht sagt, ob das mit diesem Reis passiert ist.
    Und “weitgehend auszuschliessen”: Ich hab mich mit dem Betreiber dieses Blogs hier schon erklecklich darüber gezofft, dass die real umgesetzten Mindestabstände ein Mindestwitz sind. Er sieht das anders, dieses Gerichtsurteil (so es denn diese “Mindestabstandsrealität” spiegelt!!!) scheint mir dann aber meinen Standpunkt (KILOmeter, nicht Meter!) doch eher zu bestätigen.
    “Weitgehend ausschliessen”… ein Effekt der Karnickel auf die australische Fauna war auch “weitgehend auszuschliessen”….

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