20 Jahre Mauerfall: Der Gesundheitszustand in West und Ost

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12% der Deutschen wollen die Mauer wieder haben, Broder vergleicht die rot-rote Koalition in Brandenburg mit einer Mischung aus Eiscreme und Hundekacke. Wenigstens gesundheitlich wächst zusammen was zusammen gehört.

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Der Spiegel meldet, jeder achte, also 12% der Deutschen hätten gerne die Mauer wieder. Wäre Martin Sonneborns Partei zur Bundestagswahl zugelassen worden, hätte ihm alleine dieser Punkt des Wahlprogramms den triumphalen Einzug in den Bundestag gesichert. Mit dem Bonus der überaus attraktiven Kanzlerkandidatin (siehe Foto) hätte die FDP alt ausgesehen und DIE PARTEI würde mitregieren. Wir hätten Sonneborn als Außenminister und/oder Innenminister und eine hübsche Kanzlerin (siehe Foto).
Das hätte sich gut gemacht, heute, wo die Welt auf Deutschland blickt, zwanzig Jahre nach dem Mauerfall. Auch wenn Henryk M Broder noch mit bösen E-Mails kämpfen muss, nur weil er die rot-rote Koalition in Brandenburg mit einer Mischung aus Eiscreme und Hundekacke vergleicht, so ist doch längst zusammengewachsen, was zusammengehört (wer hat’s gesagt?).
Zu dem Ergebnis kommt auch eine aktuelle Studie des Robert-Koch-Institut (um hier die Kurve zu Science zu kriegen). 20 Jahre nach dem Fall der Mauer: Wie hat sich die Gesundheit in Deutschland entwickelt? vergleicht zahllose Gesundheitsparameter zwischen West und Ost seit dem Mauerfall.

Der vorliegende Bericht gibt einen Überblick über 20 Jahre »Gesundheitsgeschichte« der Bundesrepublik Deutschland. Dazu wurden Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den neuen und alten Bundesländern seit der Wiedervereinigung anhand vorliegender Gesundheitsdaten reflektiert. Während sich noch zu Beginn der 1990er-Jahre erhebliche Unterschiede in der gesundheitlichen Situation der Bevölkerung in Ost- und Westdeutschland feststellen ließen, hat mittlerweile eine weitgehende Annährung, in einigen Bereichen sogar ein Ausgleich stattgefunden. Noch vorhandene regionale Unterschiede haben zumeist soziale Gründe: Die Gesundheitschancen sind dort am geringsten, wo die Lebensbedingungen am schlechtesten sind, z.B. in Regionen mit hoher Armutsrisiko- und Arbeitslosenquote.

Das sind doch gute Nachrichten! Der sehr ausführliche Bericht vergleicht alle denkbaren Gesundheitsfaktoren: Krebs, chronische Krankheiten, Rauchen, Alkoholismus, Diabetes, Allergien, pyschische Erkrankungen, Impfen, uns so weiter. Wer sich den Bericht anschauen möchte: hier gibts Links zu den einzelnen Kapiteln, und hier das ganze Paket als 20 MB pdf.

Ich kann mich noch gut an jenen Abend vor 20 Jahren erinnern, als ich mit meinen Eltern im Wohnzimmer vor dem Fernseher saß und ungläubig die Bilder aus Berlin sah und den Geschehnissen an der deutsch-deutschen Grenze folgte. Es hat damals noch einen Tag gedauert, bis ich kapiert habe, was das bedeutete.

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Keine Kommentare

  1. Die Frage ist halt, was ist hier Eiscreme und was Hundekacke? Es gibt ja auch Erkrankungen, die in Ostdeutschland seit der Wiedervereinigung zugenommen haben, oder?
    Abgesehen davon: Die Mauer wieder aufbauen zu wollen ist ja so ziemlich das Dümmste, was man sich vorstellen kann, da hilft auch eine noch so hübsche K-Kandidatin nicht. Denn, erstens: Dresden ist geil, ich will es nicht missen und zweitens: ist das auch provinziell gedacht. Die Polen beispielsweise werden sich ja nicht wieder zum Osten rechnen wollen, nur weil die deutschen Gartenzwerge einen Zaun in ihrem Land hochziehen.

  2. 12% wollen die Mauer zurück?
    Der Westen, weil er für den Osten zahlen muss, ok, kann ich halbwegs nachvollziehen. Aber um Himmelswillen wieso wollen die ehemaligen DDRler ihre Freiheit wieder abgeben?

  3. @Thomas J
    Du kannst verstehen, dass mancher im Westen wegen Zahlungsverpflichtungen die Wiedervereinigung mittlerweie ablehnt, aber nicht, dass es im Osten vielen genauso geht? Wir müssen seit der Wiedervereinigung für alles Mögliche zahlen, was vorher gratis (Sozialversicherungen, öffentliche Transprotmittel, medizinische Leistungen, Bildung, usw.) oder pupsbillig (Wohnen, Ernährung, Wasser, Strom, Wärme, Haushaltsgeräte, etc.) war. Wir werden schlechter bezahlt als Kollegen in den alten Bundesländern, bei gleichen (Nahrungsmittel, Gebrauchssgüter) oder durchweg höheren (Benzin*) Lebenshaltungskosten. Sozialleistungen (Rente, ALG, ALG II, u.Ä.) sind ebenfalls niedriger und jede Erhöhung wird rein prozentual durchgeführt – sobald irgendwann eine prozentual höhere und dabei absolut immer noch geringere Erhöhung irgendeiner Leistung auch nur diskutiert wird, gibt es eine Springer-Kampagne wegen Schmarotzer-Ossis und Schlimmeres. Überhaupt bekommt man hier sehr leicht das Gefühl, von Obrigkeit und Öffentlichkeit wirtschaftlich schlechter gestellt zu werden als im Westen und dann auch noch gleichzeitig als fettgefressener Parasit betrachtet zu werden.
    Und da kannst du die Stimmung im Westen verstehen, im Osten aber nicht. By the way, es gab keine einzige Nanosekunde in der Geschichte, wo im Westen für den Osten gezahlt wurde und im Osten nicht genau derselbe Teil des (wie geschildert stets geringeren) Einkommens ebenfalls. Seit 20 Jahren wird ignoriert, dass alle berufstätigen Bundesbürger Solidaritätsbeitrag leisten – langsam könnte das wirklich mal in ganz Deutschland ankommen.
    *Überhaupt alles was mit Transport zu tun hat, ist hier kostenintensiver: größere Entfernungen und niedrigere Bevölkerungsdichte führen zu höheren Preisen beim öffentlichen Transport (Kostendeckung) und zu höheren Spritpreisen. Potenziert wird das Ganze nochmal durch die fast nie vor Ort vorhandenen industriellen Arbeitsplätze, was Hunderttausende Berufspendler teilweise bis nach Stuttgart produziert. In den meisten mir bekannten Fällen sinkt dadurch das Netto-Einkommen nach Begleichen aller Pendler-Kosten (häufig auch Übernachtungen unter der Woche) unter ALG-II-Niveau, zusätzlich zu verlorener Freizeit und – bei Familienvätern über 50 nicht zu vernachlässigen – schweren physischen und psychischen Belastungen.
    Angesichts solcher Zustände braucht man sich wirklich nicht wundern, wenn viele hier die einzigen Berliner Knallköppe wählen, die nicht noch immer einfach aus Gewohnheit frei in’s Blaue assoziieren, dass das Leben im Osten ja so viel billiger sei und es daher noch lange nicht nötig wäre, Transferleistungen auf West-Niveau zu bringen. Die haben zwar keine Idee, wie das kostendeckend zu bewerkstelligen wäre, aber wenigstens behaupten sie nicht das Gegenteil der hiesigen Lebensrealität. Auch wenn ich nie auf die Idee käme, sowas zu wählen, bin ich schon verwundert, dass die PDS nicht jedesmal eine deutliche absolute Mehrheit gewinnt. Die einzige Erklärung ist wohl, dass sie glücklicherweise einfach zu blöde sind, die Situation richtig zu nutzen.

  4. @Christian W
    Nun, ehrlichgesagt habe ich als Schweizer nicht wirklich eine Ahnung von der ganzen West-Ost-Problematik.
    Ich hab einfach mal eine (anscheinend) reisserische Sendung über Infrastrukturaufbauhilfe im Osten bei gleichzeitigen Mängeln der Infrastruktur im Westen gesehen.
    Daher ist für mich dieses Argument eines Westlers einigermassen nachvollziehbar. Das heisst nicht, dass ich das toll finde, so zu denken, im Gegenteil, ich sage nur, dass ich diesen Gedankenganz nachvollziehen kann.
    Aber die Freiheit, hinzugehen, wohin ich will ist wohl höher einzuschätzen als finanzielle Benachteiligung als ehemaliger DDR-Bewohner, oder nicht?
    Fals mein obiger Kommentar den Anschein einer pro-westlichen Gesinnung meinerseits bei Ihnen erweckt, was ganz sicher nicht der Fall ist, möchte ich das hiermit richtiggestellt haben.
    Und vielen Dank für Ihre ausführliche Stellungnahme.

  5. Oh, da habe ich ja gar nicht dran gedacht, dass hier eventuell auch nicht-Deutsche mitlesen und kommentieren. Ich bitte um Nachsicht, damit wäre ja schon der größte Teil meines aufgeregten Kommentars hinfällig. 😉

    Aber die Freiheit, hinzugehen, wohin ich will ist wohl höher einzuschätzen als finanzielle Benachteiligung als ehemaliger DDR-Bewohner, oder nicht?

    Vernünftige Menschen schätzen das selbstverständlich nicht so ein. Allerdings gibt es ja nun leider nicht ausschließlich vernünftige Leute, sondern auch unvernünftige (ich weiß nicht, ob das auch für die Schweiz gilt). Für manche Leute ist die Freiheit ist eben zwiespältig: Man kann sie als die Chance begreifen, die sie bietet – aber auch als die Bedrohung wahrnehmen, zu versagen. Und wenn man Freiheit immer nur als Bedrohung bzw. tatsächliches verschuldetes oder nicht selbst verschuldetes Versagen erlebt, kann es durchaus passieren, dass man sich wieder in eine Zeit ohne Chancen, aber auch ohne Versagens-Bedrohung zurücksehnt.
    So erkläre ich mir die teilweise geringe Gewichtung der persönlichen Freiheit und Freizügigkeit. Kann aber natürlich auch noch andere Ursachen haben.

  6. ChristianW:
    Ich wette trotzdem mit Dir, dass 80% derjenigen “Ossis”, die sich die Mauer zurückwünschen ganz schnell kuriert wären, wenn sie noch einmal das Jahr 1986 z.B. in der DDR leben müssten.
    Das war das Jahr, bevor wir in unser neu gebautes Haus eingezogen sind (ein Haus, dass nur deshalb steht, weil man wen kannte der wen kannte, der etwas besorgt hat, weil man ihm auch mal was besorgt hat, was es in der DDR eigentlich nicht gab).
    Davor wohnten wir im Obergeschoss eines alten Hause mit Kohleofen im Wohnzimmer, hatten ein Plumpsklo übern Hof und im Erdgeschoss und Keller wimmelte es von Ratten und Mäsuen, so dass beim Treppenaufgang eine Batterie Mausefallen die erste Verteidigungslinie gebildet hatte.
    Ich wette mit Dir, jeder hat so eine Geschichte parat, die er heute mit Schmunzeln erzählt -aber nochmal mitmachen würde das keine wollen.

  7. @ Christian W.
    Die Wirklichkeit ist wirklich sehr komplex. Und die gefühlte Wirklichkeit wohl noch mehr. Es ist gut, dass Du diese Sichtweise hier so ausführlich dargestellt hast, einige Dinge waren mir noch nicht bekannt.
    Stichelei an Allerdings müsste man sich doch über die gestiegenen Lebenshaltungskosten nicht aufregen; wenn ich die Lebensmittel / Heizmittel, etc. nehme, die in der ehemaligen DDR zur Verfügung standen und auf niedrigstem Niveau auf Dusche, Heizung und Bananen verzichte, sind doch die Lebenshaltungskosten nicht wirklich gestiegen? Und inwiefern haben sich die Personen, die seit ca. 1990 von der BRD Rente beziehen eigentlich finanziell eingebracht? Stichelei aus
    Generell kann ich die “östliche” Sicht aber teilweise verstehen. Die Westdeutschen haben mit Kohl in persona auf patriarchalische und gönnerhafte Weise ihre gesamte Struktur über den Osten gestülpt (auch wenn es gut gemeint war) und dabei übersehen, dass im Osten in vielen Dingen gute Ansätze bestanden, die gemeinsam weiterentwickelt hätten werden können. Ein Gebiet, das mir spontan einfällt, ist sicherlich das Gebiet der Kinderbetreuungsmaßnahmen. Hier hatte die BRD viel aufzuholen und ich habe mir kürzlich in anderem Zusammenhang überlegt, dass die BRD kaum so “weit” wäre, wenn nicht die Wiedervereinigung gewesen wäre. Auch von der Jugendarbeit hätten viele Ideen transformiert übernommen werden können. Die Bezahlung, die Du ansprichst, ist bei uns schon immer ein Problem gewesen, nur in geschlechtlicher Hinsicht etc. etc. Bisher war wohl das Materielle wichtiger (parallel zu den 50igern in der BRD) und jetzt beginnen die Leute langsam wieder über ihren Tellerrand hinauszusehen.
    Allerdings tue ich mich schwer mit den 12 % und dem Maueraufbau, das ist eine Diskussion, die ich für komplett überflüssig halte. Es gibt im Leben nun einmal Fakten, die nicht reversibel sind. Es wäre besser, das endlich zu akzeptieren.

  8. Also mein Plan waere:
    Deutschland bekommt den oestl. Teil der Niederlande (also ohne Den Haag, A-dam + R-dam!), sowie Daenemark und Luxemburg. Polen bekommt die ex-DDR inkl. Berlin+Regierung die dort sitzt, Oesterreich natuerlich Bayern, da wuerde viele feiern….. Bonn wird wieder Hauptstadt….oder besser Koblenz ?
    Im Ernst die sog. Wiedervereinigung ist keine, halt auch 20 J. danach nicht. Ich habe auch nicht gefeiert damales, ich bin halt ein typisch sturer, unsymphatischer (WEST)deutscher… 😛

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