Das schockierende Lügengebilde des Scott Reuben und dessen Fundamente

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Scott S. Reuben hat jahrelang und im großen Stil wissenschaftliche Studien gefälscht und Daten frei erfunden. Teile seiner Arbeit wurden von der Pharmafirma Pfizer finanziell gefördert. Wundersamerweise bestätigen Reubens fabrizierte Ergebnisse die Wirksamkeit zweier Medikamente von Pfizer in der post-operativen Schmerztherapie. Warum wurde der Fälschungsskandal nicht schon längst aufgedeckt?

Vor rund zwei Wochen wurde bekannt, dass der Wissenschaftler Scott S. Reuben vom Baystate Medical Center in Springfield, Massachusetts reihenweise gefälschte Patientenstudien publiziert hat. Mindestens 21 Papers mit ihm als Autor basieren auf gefälschten oder komplett erfundenen Daten, möglicherweise mehr.
Der Skandal geht an der deutschen Presselandschaft allerdings weitgehend unbeachtet vorbei. Das Blog Stationäre Aufnahme und Marc Scheloske vom Blog Echolot haben, zusammen mit Christa Karas von der Wiener Zeitung über den Skandal bisher fast exklusiv berichtet.
Reubens Forschungsgebiet war die post-operative Schmerztherapie. Seine Ergebnisse sind weltweit anerkannt, und auch in Leitlinien zur Schmerztherapie deutscher Krankenhäuser verankert. Reuben vertritt die Ansicht, dass ein Mix verschiedener Schmerzmittelklassen die Heilung nach einer Operation beschleunigt und so für eine kürzere Verweildauer im Krankenhaus sorgt. Weiter habe die sogenannte multimodale Schmerztherapie weniger Nebenwirkungen.
Reubens Forschung wurde über Jahre von der Pharmafirma Pfizer finanziell gefördert. Pikanterweise zeigen die gefälschten Studien einen positiven Effekt der Nutzung zweier von Pfizer vermarktete Medikamente, Celebrex und Lyrica, in der multimodalen Schmerztherapie. Unregelmäßigkeiten bei einer internen Kontrolle an Reubens Arbeitsplatz führten letztendlich dazu, dass Reuben aufflog. Pfizer wusste aber möglicherweise schon vorher Bescheid, angeblich wurden Sprecher der Firma dazu angehalten, jegliche Referenz zu Reuben aus den Firmenpräsentationen zu streichen.
Vor dem Hintergrund der Tatsache, dass aufgrund gefälschter Daten von Reuben, von Pfizer vermarktete Medikamente weltweit in der post-operativen Schmerztherapie eingesetzt werden, ist es verwunderlich, dass Pfizer selbst mit keinem Wort auf den Skandal reagiert. Zumindest ist auf deren Website keine Pressemitteilung zu finden.

Wie konnte es dazu kommen, das Reuben über fast 15 Jahre Studien fälscht und nicht auffliegt? Warum schwiegen Mitarbeiter, Co-Autoren und direkte Vorgesetzte? Warum hat Pfizer keine Methoden, um solche Fälschungen zu entlarven – bevor Reubens Ergebnisse in Form von Kombinationstherapien weltweit vermarktet werden? Warum konnte der Reviewprozess der veröffentlichten Manuskripte diese nicht als Fälschungen erkennen?
Die Kollegen
Es ist für mich unerklärlich, wie direkte Mitarbeiter von Reuben so lange schweigen können. Es sind ja nicht nur ein paar Zahlen, die Reuben heimlich im stillen Kämmerlein manipuliert hat. Wenn man den Berichten glauben darf, hat er ganze Patientenstudien einfach erfunden und es muss doch direkten Kollegen und Vorgesetzten auffallen, dass die Patienten für die Studien gar nicht existierten. Von den rund 30 Co-Autoren auf den fraglichen Veröffentlichungen müssen doch auch welche für die Erhebung der Daten verantwortlich gewesen sein? Es ist mittlerweile die Regel, dass die individuellen Beiträge der Autoren zu einem Manuskript notiert und als Fußnote mitveröffentlicht werden. Egal ob mit oder ohne diese Informationen, es gilt zunächst zu klären, welcher Autor tatsächlich wofür bei den fraglichen Papers verantwortlich war, um eventuelle Komplizen zu entlarven und um unschuldige Autoren zu rehabilitieren.
Pfizer
Pressemitteilungen zu Folge hatten alle Studien von Reuben der letzten 15 Jahre robuste, positive Ergebnisse. Bei vergleichbaren Studien anderer Arbeitsgruppen ist dies nicht immer der Fall und hätte auffallen müssen. Es gibt Software, die benutzt werden kann, um gefälschte Daten zu identifizieren, unter anderem anhand statistischer Verfahren. Wieso wurden Reubens Studien von Pfizer nicht daraufhin untersucht, bevor weltweit Empfehlungen für Therapien mit den betreffenden Medikamenten gemacht werden? Eine aktive Beteiligung von Pfizer beim Betrug ist reine Spekulation. Es kann jedoch davon ausgegangen werden, dass Pfizer ein klares Interesse an postiven Studienergebnissen hatte, und Reuben ein Interesse daran, dass seine Forschung weiter von Pfizer gefördert wird. Unabhängig von finanziellen Aspekten macht es deutlich, wie schlecht offensichtlich das Qualitätsmanagement bei einer der weltweit größten Pharmafirmen ist.
Die Reviewer
Bevor ein Manuskript publiziert wird, wird es vom Journal, bei dem das Paper eingereicht wurde, an zwei bis vier Wissenschaftler geschickt, die einen ähnlichen fachlichen Hintergrund haben. Diese haben in der Regel vier bis sechs Wochen Zeit, das Manuskript zu lesen und es auf offensichtliche Mängel im Studienaufbau und auf eine kohärente Argumentation und logische Schlussfolgerungen zu prüfen. Es ist nicht die Aufgabe des Peer-Reviews Experimente zu wiederholen um die Richtigkeit der Originaldaten zu prüfen. Dies ist zeitlich und finanziell auch überhaupt nicht möglich. Weder die Reviewer trifft also eine Schuld, noch ist der Peer-Review-Prozess unnötig. Er ist schlicht ungeeignet, um Fälschungen der Originaldaten zuverlässig zu erkennen.

Wissenschaft basiert auf der ehrlichen Interpretation eigener Daten und auf dem Vertrauen in die Ehrlichkeit anderer Wissenschaftler. Reuben hat das Vertrauen missbraucht, und er ist ein Betrüger. Hat Reuben sich von Pfizer kaufen lassen? Ging es ihm lediglich darum, durch gefälschte positive Studienergebnisse die Anschlussfinanzierung für seine weiteren Projekte von Pfizer zu sichern? Oder hat Reuben gar als Pfizers Strohmann fungiert, um die Nutzung von Celebrex und Lyrica in der post-operativen Schmerztherapie wissenschaftlich zu rechtfertigen?
Eine Firmensprecherin von Pfizer erklärte im Scientific American, bei der Vergabe der Gelder an das Bay State Medical Center sei alles mit rechten Dingen zugegangen. Über die Höhe der Zahlungen konnte sie jedoch zu diesem Zeitpunkt keine genauen Angaben machen.
Ich kann die Größe des Marktes für multimodale post-operative Schmerztherapien und deren Wichtigkeit für Pfizer nicht abschätzen. Wieviel wäre es Pfizer wohl wert gewesen, die Wirksamkeit von Celebrex und Lyrica für diese Therapien mit maßgeschneiderten wissenschaftlichen Daten zu unterfüttern? Es gibt weit mehr offene Fragen als Antworten. Ich hoffe, die Analyse des Falls klärt diese auf.

Bild von Scott S Reuben via freepublic.com

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63 Kommentare

  1. Die Frage, ob er sich von Pfizer hat kaufen lassen ist die eine. Man sollte sein Licht aber nicht unter den Scheffel stellen: Möglich ist auch durchaus, dass er Pfizer als Milchkuh, die gemolken werden will, gesehen hat. Motto: Solange ich denen gute Ergebnisse liefere, liefern die mir gutes Geld…
    Vermeintlich vorauseilender Gehorsam ist bei Evaluationen jeder Art ein großes Problem, ich habe das selbst schon mitgemacht bei Evaluationen von diagnostischen Geräten. Da denkt dann die TA doch mal “Hm, das Ergebnis haut aber aus der Serie, wahrscheinlich hab ich das verschuldet…” und beschönigt die Messreihe, im Glauben, dies würde von ihr erwartet.

  2. Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus … im Öko-System sind alle Subsystemen interdependent und fühlen sich gegenseitig verpflichtet. Es ist ja nicht der erste Skandal und schon gar nicht der letzte … das gilt nicht nur für die ‘Wissenschaftler’ sondern auch für die ‘forschenden Unternehmen’ und die Wissenschaftsverlage … wird etwas nicht irgendwo, irgendwie systemstörend aufgedeckt und halten die Schutzwälle und Sichtblenden versucht man das Biotop stabil zu halten. Und das gilt für Politik, Kultur, Wirtschaft und Wissenschaft … wir brauchen mehr Whistleblower und Regelverletzer im Netz, bevor auch das Internet unter der normativen Kontrolle der ehrenwerten Gesellschaft steht. Leider läuft gerade alles in die andere Richtung.

  3. “Bio-Viagra” war die anscheinend die wichtigere Nachricht:
    “Die eine Meldung konnte rasch mit ein paar bunten verbalen Anregungen versehen gedruckt werden, da sie – sie kam ja von der Charité – als seriös galt. Die andere Meldung war weniger erfreulich, hätte Recherchen in US-Medien und an den beteiligten Institutionen erfordert zuzüglich vielleicht noch Nachforschungen, wie verbreitet die Mittel hierzulande sind.”
    (Blog.esowatch.com)

    Orac hat auch noch einen wichtigen Punkt gebracht:
    “What that means for those of us who defend science- and evidence-based medicine is that every crank alt-med site and blog on the Internet is going to be harping on this incident as The Proof That Conventional Medicine Is Hopelessly Corrupt and their favorite woo is being kept down by The Big Bad Pharma Man.”
    http://scienceblogs.com/insolence/2009/03/the_most_massive_scientific_fraud_ever.php
    Schöner Beitrag, Tobias.

  4. Scott S. Reuben befindet sich nicht in schlechter Gesellschaft; wozu also sich aufregen? Das erklärt möglicherweise die mediale Zurückhaltung:
    Guido Zadel erfindet ein Kapitel seiner Doktorarbeit.
    Isaac Newton passt Parameter an Experimente an.
    Wolfgang Lohmann erfindet einfachen Nachweis für Hautkrebs.
    Gerhard Triebig vertauscht Blutproben.
    Claudius Ptolemäus schreibt Sternenkatalog ab.
    Meinolf Görtzen entwendet Fotos aus anderen Arbeiten.
    Friedhelm Herrmann retouschiert Abbildungen und fälscht Daten.
    Gregor Mendel trimmt Versuchsreihen.
    Marion Brach unterstützt geltungssüchtigen Fälscher.
    Galileo Galilei erfindet nicht gemachte Experimente.
    Mathias Berger unterschlägt Selbstmorde als Folge seiner Schlaftherapie
    Roland Mertelsmann ist mitverantwortlich für gefälschte Arbeiten.
    Albert Einstein unterschlägt Versuchsergebnisse.
    Lothar Kanz publiziert “nicht nachvollziehbare Ungereimtheiten”.
    Julius Wagner-Jauregg impft tödliche Krankheit.
    Werner Bezwoda fälscht Daten zu Brustkrebstherapie.
    Peter Seeburg lügt in Fachartikel, um Patent zu schützen.
    Robert Millikan unterschlägt unpassende Versuchsergebnisse und lügt in Fachartikeln.
    Jan Dirk Schön beschreibt nie erzielte Resultate.
    Robert Koch verkauft unwirksames Impfserum.
    Heinz Breer manipuliert Daten.
    Johannes Noé retouschiert Abbildungen.
    (aus: http://www.dradio.de/dlf/sendungen/wib/224201/)

  5. Weshalb der Fall so lange von deutsche Medien ignoriert wurde, weiß ich natürlich auch nicht. Aber immerhin kommt jetzt die Süddeutsche Zeitung auch mit einem Text zu Reuben. Hanno Charisius schreibt über den Schmerzfreien Fälscher

  6. Im Artikel der SZ kommen nun aber auch endlich Stimmen zu Wort, die in etwa die Konsequenz einordnen.
    Das hebt sich doch, dem eigentlichen Informationsbedürfnis an der Sache besser entsprechend, sehr wohltuend ab vom “Millionen wurden falsch behandelt und geschädigt”.
    Da ich schon länger aus der Traumatologie raus bin, war es mir auf Grund der bisherigen Informationen auch absolut unmöglich, grob einzunorden, was diese Fälschungen für Patienten wirklich bedeutet. Mit den Artikeln konnte man diesbezüglich auch nichts anfangen. Opiate sind nicht in Mißkredit gebracht worden – und wenn, scheint es nicht funktioniert zu haben. Sie wurden dennoch eingesetzt – sieht man auch an der von Marc verlinkten Leitlinie. Da muß man also nicht mal ein Fachbuch zur Hand nehmen.
    Reuben ist zudem einer unter sehr sehr vielen, deren Arbeiten in diese Leitlinie eingegangen sind.
    Sobald man mal näher schaut (ich habe das aber wirklich nur ganz kurz und der Neugier halber getan für Arthroskopien und Kreuzbandplastiken und nur in einem Buch) – dort steht als Referenz eine Arbeit Reubens, die in der fraglichen Zeit veröffentlicht wurde – allerdings nicht zu den 21 Fakes zählt. (und nebenbei sind dort ausführlich Kontraindikationen, Nebenwirkungen gelistet, wie man das auch erwarten würde und natürlich Analgetika die gar nichts mit Reubenempfehlungen zu tun haben).
    Kurz, ich gehe auch nicht davon aus, dass die Ärzteschaft flächendeckend komplett blind und stur nur Reubenlinienförmig gearbeitet hat.
    Auf gut deutsch – bis auf den schmalen SZ Artikel sind die bisherigen Informationen leicht paniklastig und vom echten Informationsgehalt eher dürftig. Zumindest, was die Auswirkung dieses Fälschers in der Praxis nun wirklich bedeuten.
    Zur Frage, warum Co-Autoren geschwiegen (oder z.T. nichts bemerkt) haben, habe ich das hier gefunden
    http://www.forum-gesundheitspolitik.de/artikel/artikel.pl?artikel=1274
    “Aufgabe des 1993 gegründeten Office of Research Integrity, einer dem US-Gesundheitsministerium zugehörigen Behörde, ist die Untersuchung und Prävention von Fehlverhalten im biomedizinischen Wissenschaftsbetrieb.
    Eine in der Zeitschrift NATURE erschienene Untersuchung befasst sich mit der niedrigen Zahl von Verdachtsfällen, die dieser Stelle zur Untersuchung gemeldet werden.
    Dafür wurde im Jahr 2006 eine Befragung durchgeführt, die sich an 4.298 Wissenschaftler in 605 Forschungseinrichtungen richtete. 2.212 Wissenschaftler antworteten (51%).
    192 Wissenschaftler (8,7%) gaben an, innerhalb der letzten drei Jahre in insgesamt 265 Fällen tatsächliches oder mögliches Fehlverhalten von Kollegen innerhalb der eigenen Abteilung beobachtet zu haben. 201 dieser Fälle entsprachen den offiziellen Kriterien für Fehlverhalten. In 60% der Fälle handelte es sich um Erfinden oder Fälschen von Daten, in 36% um Plagiat. 58% der Fälle wurden der jeweiligen Einrichtung berichtet, 37% der Fälle wurden nicht berichtet, in 5% war es unklar.
    Tatsächliches oder mögliches Fehlverhalten wurde auf allen Ebenen der Hierarchie beobachtet, vom Professor und Senior Scientist bis hin zum Studenten.
    Nach einer sehr konservativen Schätzung auf Grundlage dieser Daten folgern die Autoren, dass dem Office of Research Integrity innerhalb des Dreijahreszeitraums 1.350 Fälle hätten gemeldet werden müssen – tatsächlich waren es 24 Fälle pro Jahr.”
    David Klemperer, 24.6.2008
    NATURE 19. Juni 2008 Repairing research integrity Volltext kostenlos
    Eigentlich mehr als beunruhigend 🙁

  7. @hokeystick
    Das ist ja wirklich unverfrorenes Steigbügelhalten 🙁 – ist doch kaum noch zu fassen!
    Winfried Meißners Kurzinterview im Spiegel ging bezugs Patientenschädigung allerdings in ähnliche Richtung. (bin eben extra losgetrabt, Spiegel holen)

  8. Unabhängig davon gehe ich immer noch davon aus, dass nicht flächendeckend blind reubenlastig behandelt wurde – das haut einfach nicht hin mit der Realität.
    Wieso sich ausgerechnet Pfizer”unabhängige” in die großen Blätter hängen, will ich nicht fragen. Da drängt sich die Antwort zu sehr auf.

  9. Auszug aus dem von GeMa verlinkten Artikel:
    “Reuben, der sich nicht öffentlich zu den Vorwürfen geäußert hat, gilt bislang als Einzeltäter. Trotzdem wirft sein offenbar guter Kontakt zur Pharmaindustrie die Frage auf, ob er so etwas wie Gefälligkeitsforschung betrieb – und bei der Gelegenheit die erwünschten Ergebnisse gleich ganz erfand. Von einem „subtilen Druck“ der Industrie spricht Paul White von der Universität von Texas in Dallas. „Im Moment konzentriert sich alles auf Scott Reuben, aber in Wirklichkeit gibt es viele verantwortliche Parteien.“
    (Quelle: Tagesspiegel)
    Gut dass Bert Ehgartner diesen Text nicht geschrieben hat, sonst wäre Bert wieder dem Vorwurf der Verschwörungstheorie ausgesetzt.

  10. @ Querdenker
    Ich glaube du bringst da was durcheinander – Bert Ehgartner hätte zu diesem Thema überhaupt nichts gepostet, da sich eine Verschwörungstheorie aufgrund der Faktenlage ausschliessen lässt (Reuben hat gefälscht, Punkt aus), da bleibt einfach kein Platz für Spekulationen, die erst noch bewiesen werden müssen.
    oder….nein ich muss mich korrigieren..
    Sicherlich häte auch Bert Ehgartner dieses Thema aufgegriffen, es zuerst sachlich korrekt beschrieben, um seinen Artikel dann mit dem Satz zu beenden:
    ” …gerade bei der engen (finanziellen) Verbindung von Industrie und Forschung im Bereich der Impfstudien erschiene es mir persönlich wichtig, endlich auch den möglicherweise schädlichen Einfluss von Impfungen unvoreingenommen zu untersuchen. Alle bereits publizierten Ergebnisse sind zu hinterfragen. Konkret geht es mir dabei um die Aluminiumsalze, die in zwei Drittel der derzeitigen Impfungen als Hilfsstoffe enthalten sind.”
    so oder so ähnlich 🙂

  11. @ Torben
    Danke! Es tut gut zu wissen, dass hier nicht nur verbiesterte Rechthaber, sondern gerade auch Menschen mit beeindruckend hohem sozialem Einfühlungsvermögen posten! prust!

  12. Zitat Torben:
    “@ Querdenker Ich glaube du bringst da was durcheinander …”
    Torben, dein Glaube täuscht dich.
    Mein Post vom 25.03.09; 21:35, bezieht sich auf mögliche Hintergründe zum Wissenschaftsbetrug von Scott Reuben und nicht auf den erwiesenen Betrug selber.
    Einfach nochmal lesen.

  13. @ Querdenker
    Ich hab noch mal aufmerksam gelesen und stelle fest, der Author des Artikels zitiert die Quelle Paul White mit den Worten “subtiler Druck” der Industrie. Er gibt also nicht seine eigene Meinung wieder.
    Gilt deine Sorge dem Author Hartmut Wewetzer, der als Verschwörungstheoretiker gebrandmarkt werden könnte, so wäre sie unbegründet.
    Jetzt im direkten Vergleich noch mal Bert Ehgartner im Original und voller Länge zum Thema ADHS (aus http://www.scienceblogs.de/lob-der-krankheit/2008/11/neues-diagnoseverfahren-bestatigt-hirnschaden-bei-adhs.php )
    “Mir persönlich erschiene es wichtig, endlich auch den möglichen Einfluss der Impfungen im Babyalter unvoreingenommen zu untersuchen. Konkret geht es dabei um die Aluminiumsalze, die in zwei Drittel der derzeitigen Kinderimpfungen als Hilfsstoffe enthalten sind. Dass diese Substanzen beträchtliches toxisches Potenzial haben, zeigte erst kürzlich eine kanadische Studie.
    Anstatt die Ursachensuche ernsthaft zu forcieren, beschäftigen sich Wissenschaft und Medizin aber lieber mit der Verwaltung und Vermarktung von ADHS. Ritalin und Co. sind heute Magaseller. Und die ADHS-Experten gut im Geschäft.”
    Ich hoffe dieser kleine Auszug, besonders der letzte Absatz, macht den qualitativen Unterschied der beiden Artikel (und Authoren) deutlich…

  14. ach ja …
    mein post vom 26.03.09 · 09:29 Uhr bezieht sich auf Bert Ehgartner als vermeintlichen “Verschwörungstheoretiker”
    nur mal so…
    aus spass halt….

  15. @Querdenker:
    Nur mal so zur Information, das UT Southwestern Medical Center, an dem Paul White wirkt, hat ein ganzes Batallion Nobelpreisträger unter dem Lehrpersonal. Wenn die Geld für die Uni ranziehen wollen reicht ein Telefonanruf – egal wo. Der Uni sind allein in den über drei Jahren, in denen ich dort war von ein und derselben Privatperson zweistellige Millionenbeträge gestiftet worden. Der “subtile Druck” der Industrie ist nett, aber Geld ist in der Wissenschaft nicht alles. Ist der wissenschaftliche Ruf ruiniert hilft einem Geld zwar, den Lebensunterhalt zu bestreiten, nicht aber, wissenschaftlich wieder Fuß zu fassen.
    Selbst ein Nicht-Nobelpreisträger, eine Koryphäe im Lungenkrebsbereich dort hat mal auf die Frage geantwortet, ob er auch Geld aus der Tabakindustrie annehmen würde “Solange es nicht an Vorbedingungen geknüpft ist, ja”. Man denkt sich das so leicht, dass die Industrie Druck ausübt, aber bei Leuten, die wissenschaftlich signifikanten Einfluß haben sieht das eher andersrum aus: Die Industrie kann es sich nicht leisten, es sich mit diesen Leuten zu verderben, denn schlechtes Word-of-Mouth durch Nobelpreisträger, Leiter von Fachgesellschaften etc. macht nicht nur ganze Marketingkampagnen zu Geldverbrennungsmaschinen, am Ende fliegt man auch noch aus den Leitlinien raus. Wenn “subtiler Druck” ausgeübt wird, dann dahingehend, dass der gute Mensch sich mal zusammenreisst und das Manuskript mit den tollen Daten endlich fertigstellt und einreicht, das seit einem Jahr auf seinem Schreibtisch vergammelt. Sicher lassen sich kleinere Lichter vielleicht einschüchtern – genausogut können sie aber von selbst eingeschüchtert sein, mit der “großen” Industrie zu tun zu haben, ganz ohne Zutun der anderen Seite.
    Wie bereits schon gesagt wurde waren Reubens Ergebnisse in ihrer Konsistenz zu schön um wahr zu sein. Pfizer hätte sich ja einen Bärendienst erwiesen, hätten sie diese Fälschungen zu verantworten.

  16. Es ist unappetitlich, dass sich als erstes diejenigen in die vordere mediale Reihe drängen, denen auch nicht unbedingt jedweder Interessenkonflikt ohne Prüfung absprechbar ist. Genau das ist der Kleber aus dem (auch ehgartnersche) Verschwörungstheorien zusammengeleimt werden. Man hätte die Uhr wieder danach stellen können.

  17. Ich muß immer grinsen, wenn ich lese, daß die Forschungsarbeiten von Reuben Scott so akribisch war. Das ist ja gerade das Wesen von freihändigem Erfinden, daß dann immer alles “paßt”.
    Wehe Du mußt alle relevanten Parameter erfassen und messen ordnen und erfassen. DAS ist schwer. Vor allem im klinischen Alltag, wo die Anforderungen einer Studie nicht unbedingt im Vordergrund stehen können und sollen.
    Es ist gerade ein Zeichen von echtheit, wenn irgendwo mal eine Lücke ist, nicht alles “glatt”.
    Zwei bedeutende Fälscher habt ihr nicht genannt: 1. Sigmund Freud. Seine Heilungen? Alle erfunden.
    Der Auslöser: er verdiente mit seiner Praxis nicht genug zum Leben.
    2. Bruno Bettelheim, Promovierter Kunsthistoriker, gab sich als Tiefenpsychologe aus.
    Hintergrund: er war Holzhändler,über 12 Jahre nach seinem Studium, die Nazis enteigneten ihn, aus dem KZ entlassen ging nach Amerika, erfand einige Studien zu Autismus, Stichwort Kühlschrankmutter. Da man seine Studienunterlagen als ungültig erklärte (Nazis) war es den Amerikanern unmöglich nachzuprüfen, was er studiert hatte.
    Bei beiden Fälschern ist das unfaßbare Phänomen, daß alle Bloßstellungen nicht dazu führen konnten, daß ihre “Lehren” relativiert wurden.
    Ich habe Veröffentlichungen von Bruno Bettelheim noch vor kurzem in einer Literaturliste für adoptionswillige Paare in einem Jugendamt gesehen.
    Und Freud erlebt gerade eine Renaissance.
    Warum?
    Echte Forschungsergebnisse sind sperrig, nicht leicht verständlich, widersprüchlich und schwer einzuordnen.
    Die frei erfundene Lehre, belegt, was bestimmte Gruppen immer schon belegt haben wollten, ist glatt, erklärt viel und ist einfach zu verstehen- schlicht sie erfüllt eine Zweck.
    Und das gibt man doch nicht so einfach auf?
    Heilpraktiker können z.B. jedem Patienten seine Erkrankung so erklären, dß der Patient ganz erstaunt ist, warum ihm das niemand vorher so erklärt hat. SEUFZ.

  18. Das möchte ich Euch nicht vorenthalten.
    Prof. Biederman war seit etwa einem Jahr ins Zwielicht geraten, weil er private Einnahmen von mehr als 1 Million Dollar nicht angegeben hatte. Er hatte Studien in der Kinder und Jugendpsychiatrie über Medikamente geleitet.
    Jetzt scheint es so, als ob bewiesen wäre, daß er den Firmen VOR DEN STUDIEN VERSPROCHEN HAT, WAS SIE BELEGEN WERDEN.
    Klar, jetzt kann man dazu sagen, er wird es durch seine klinische Arbeit halt gewußt haben, wie gut diese Medikamente sind. Aber das Problem ist: seine Studien zeigten wirklich ungewöhnlich gute Ergebnisse. Vorher nicht und nachher nicht.
    Hier der Link:
    http://www.nytimes.com/2009/03/20/us/20psych.html?_r=2

  19. Na endlich. Ich hatte schon geglaubt, ich finde nichts über Prof. Biederman in Deutsch.
    Hier sind es nur die Erkenntnisse, die man seit einem Jahr hat. Die neuesten Enthüllungen über ihn habe ich in Deutsch nicht gefunden.

    Hier der gefundene Artikel, Link darunter:

    US-Kinderpsychiater vergisst Honorare
    Ein sehr bekannter und einflussreicher Kinderpsychiater von der Harvard Medical School hat zwischen 2000 und 2007 mindestens 1,6 Millionen Dollar als Beratungshonorare von Pharmaunternehmen erhalten – jedoch nur einen kleinen Teil davon als Einnahmen der Universitätsverwaltung gemeldet. Das berichtet die NY Times und beruft sich auf Informationen aus Untersuchungen des US-Kongresses.
    Die Arbeit des Wissenschaftlers soll entscheidend zu der Explosion der Verschreibungen von Antipsychotika und anderen psychiatrischen Medikamenten bei Kindern und Jugendlichen beigetragen haben. Die Entdeckung und Behandlung von bipolaren Störungen bei Kindern geht auf ihn zurück und er ist eine treibende Kraft, die die Erkennung und Behandlung von ADHD bei Erwachsenen propagieren.
    Die Erklärung zu Interessenskonflikten, in einem wissenschaftlichen Artikel, der im April 2008 veröffentlicht worden ist, gibt Einblick in die umfangreiche Tätigkeiten.
    Dr. Joseph Biederman is currently receiving research support from the following sources: Bristol-Myers Squibb, Eli Lilly and Company, Janssen, L.P., Ortho-McNeil, Inc., Otsuka, Shire, NIMH, and the National Institute of Child Health and Human Development Dr. Joseph Biederman is currently a consultant/advisory board member for the following pharmaceutical companies: Janssen, L.P., Ortho-McNeil, Inc., Novartis, and Shire. Dr. Joseph Biederman is currently a speaker for the following speaker’s bureaus: Janssen, Ortho-McNeil, Inc., Novartis, Shire, and UCB Pharma, Inc. In previous years, Dr. Joseph Biederman received research support, consultation fees, or speaker’s fees for/from the following additional sources: Abbott, AstraZeneca, Celltech, Cephalon, Eli Lilly and Company, Esai, Forest, GlaxoSmithKline, Gliatech Inc., NARSAD, New River Behavioral HealthCare, the National Institute on Drug Abuse, Novartis, Noven, Neurosearch, Pfizer, Pharmacia, The Prechter Foundation, The Stanley Foundation, and Wyeth.
    Alles kein Problem, wie es der Professor in einer E-Mail an die NY Times darlegt.
    “My interests are solely in the advancement of medical treatment through rigorous and objective study,” and he said he took conflict-of-interest policies “very seriously.”
    [Ethik & Monetik]
    Autor: strappato
    Link:

    http://gesundheit.blogger.de/stories/1145969/

    Was mich extrem frustriert, ist daß die notorischen Kinderschützer, die auch mal richtig persönlich werden (ich meine jetzt nicht rauh und herzlich – das finde ich wirklich ok!) plötzlich von einer unerklärlichen Zurückhaltung befallen sind.
    Gegen Impf-Feiglinge oder HPV-Impf-Skeptiker, oder Leicht-Metall-Vermeider ging es doch ungeheuer hoch her. Wenn ich daran denke, was Ihr zu sagen hattet, als ich es wagte, darauf aufmerksam zu machen, daß die Staatsanwaltschaft die Hintergründe der Nobel-Preis-Entscheidung untersucht…..
    Und jetzt SCHWEIGEN.
    Ich fände es jetzt gerade mal extrem beruhigend, wenn ich mich darauf verlassen könnte, daß Ihr Euch auch über Sauereien aufregt, welche von Industrie und Forschern angerichtet werden.
    Würde mir richtig gut tun.
    Vertrauen ist schnell verloren.
    Immer nur den Ball flachhalten und die Dinge ausschweigen zu wollen, wenn es für eine Seite peinlich wird, der man gewohnheitsmäßig die Fahne hochhält, das kann dann doch auffalllen und macht nicht unbedingt den besten Eindruck.

  20. Dagmar, danke für die Links.
    Zugegeben, die Berichterstattung hier ist unvollständig und mag auf dich einseitig wirken. Das hat, zumindest in meinem Fall, aber eher mit fehlender Zeit zum Schreiben zu tun als mit einer voreingenommenen Sicht auf Skandale und Sauereien.

  21. @ Dagmar Landsberger:
    Über das Thema hat es (natürlich ohne die aktuellen Enthüllungen) schon vor einem Jahr einen Artikel in den scienceblogs gegeben: http://www.scienceblogs.de/medlog/2007/12/wer-schutzt-die-kinder-vor-dem-kinderarzt.php
    Allerdings war dieser so reißerisch aufgemacht, daß, nun ja, es in den Kommentaren verständlicherweise kaum Zustimmung gab. Man könnte da jetzt allerlei Bemerkungen über die Kontraproduktivität von sensationsheischendem Wissenschaftsjournalismus anschließen…

  22. Zitat Dagmar Landsberger:
    “Gegen Impf-Feiglinge oder HPV-Impf-Skeptiker, oder Leicht-Metall-Vermeider ging es doch ungeheuer hoch her. Wenn ich daran denke, was Ihr zu sagen hattet, als ich es wagte, darauf aufmerksam zu machen, daß die Staatsanwaltschaft die Hintergründe der Nobel-Preis-Entscheidung untersucht…..”
    Hallo Dagmar,
    dass ist ja das Konzept vieler Scienceblogger hier. GWUP-Blogger wäre eigentlich die bessere Bezeichnung. Diese Leute vertreten eine extrem einseitige Sicht von Wissenschaft. Alles außerhalb dieser Sicht ist Quacksalberei, Geschwurbel, Scharlatanerie, Verschwörungstheorie, Voodoo …
    Wissenschaftsbetrug ist diesen Leuten nur eine Randnotiz wert. Die schreiben viel lieber über Astrologie, Impf-Kritik, Homöopathie … aus einer kritischen Sicht wohlgemerkt und dafür haben die immer Zeit.

  23. na dann werd ich mal als Freund der Aluminum-Salze das Schweigen brechen….
    @ Dagmar Landsberger:
    Sie vermuten einen handfesten Interessen-Konflikt des Forschers Joseph Biederman bei der Durchführung von Studien? Ja -dem würde ich mich anschließen, die Enthüllungen um Prof. Biederman stinken!
    Und das an einer Studie zu ADHS (MTA) beteiligte Forscher die enstehenden Langzeitnebenwirkungen kleinreden, das regt mich auf!!
    – und da wäre ich auch schon bei der Überleitung zum letzten Absatz ihres posts…
    Ich sehe mich nicht als Verteidiger einer Industrie oder “der Forschung”,
    was mich stattdessen aufregt ist die Verbreitung von Halb- oder Unwahrheiten wider besseren Wissens. (Dies schliest die von ihnen genannten Beispiele mit ein).
    Warum hier die Wellen nicht hochschlagen? – es fehlt die persönliche Komponente, der Wettstreit der Meinung.
    Sollte sich jemand ins Forum stellen und Ritalin als nebenwirkungsfrei bezeichnen und behaupten, das das Wachstum von Kindern bei längerer Medikation nicht verzögert wird – so würde demjenigen (hoffentlich) die gleiche Entrüstung entgegenschlagen, wie denjenigen Menschen, die behaupten Aluminum-haltige Impfadjuvanzien seien der Auslöser für ADHS …….

  24. Hallo,
    @Torben
    @Tobias
    @Querdenker
    @Thilo
    Ich danke Euch für Eure Reaktion, und die freundliche Art dabei.
    Und interessanterweise ist keiner von Euch auf meiner Liste der “Hau-drauf-Aktivisten”, die ich mit meinem Beitrag – zugegebenerweise – provozieren wollte.
    Und der Punkt des reißerischen Journalismus ist ganz sicher richtig. Wobei ich zugeben muß, daß ich insgeheim auch gehofft hatte, das mit Biederman wäre nicht so häßlich, wie es jetzt aussieht. Die Erkenntnisse von vor einem Jahr ließen ja noch so ziemlich alles offen.
    Schließlich sind die Psychiater die Fachärzte, denen ich meine Patienten anvertrauen MUß und WILL, wenn es um Erkrankungen geht, die dies erfordern.
    Und wenn es um Vertrauen geht, daß man dem Patienten ermöglicht, oder nicht ermöglicht, dann bin ich sehr empfindlich.
    Euer Forum wird mit Sicherheit von mehr Menschen gelesen, als darin sich äußern.
    Wenn ihr ein glaubhaftes Gegengewicht zu reißerischem Journalismus bilden wollt, und ich vermute, daß ihr das wollt, dann erfodert das manchmal auch den Mut unangenehme Fragen zu stellen.
    Und manchmal, leider, ist selbst der reißerischste Journalist nicht in der Lage, sich vorzustellen, was Geld alles bewegt.
    Prof. Biederman ist keine zu vernachlässigende Größe.
    Er hat STANDARDS gesetzt in der Behandlung von Kindern und Jugendlichen.
    Und diese Standards hießen:
    Schon ab Voschulalter Medikamente,
    Langzeitbehandeln,
    auch als Erwachsene witerbehandeln.
    Nebenwirkungen sind zu vernachlässigen gegenüber den Wirkungen.
    Außer den Medikamenten hat Prof. Beiderman keine anderen Behandlungsansätze ermutigt.
    Das hatte Auswirkungen auf die Fachwelt, aber auch auf die Eltern.
    Auch zwischen Ärzten und Elternorganisationen kam es zu Polarisierungen.
    Die Eltern und Ärzte, die bei ihren Kindern die nicht-Wirkung sahen und die Nebenwirkungen zu fürchten begannen, standen als die Idioten da, die sich der modernen Forschung und deren Erkenntnissen verschließen.
    In den Foren um diese Themen wurden Eltern die ihre Kinder lieber mit Verhaltenstherapie oder Diät behandelten z. T. übel beschimpft.
    Wie viele Kinder mußten mit den in Frage stehenden Medikamenten über die Wirksamkeits-Zeit hinaus behandelt werden, damit die Kosten für Biederman wider drin waren?
    Wenn ich richtig gerechnet habe, dann mußten ca.100 Kinder 30 Monate besagte Medikamente schlucken, um nur die Zahlungen für Herrn Biederman als Umsatz wieder drin zu haben.
    Ich kann nicht ausrechnen, wieviel Umsatz mehr die Studien gebracht haben. Für die Firmen dürfte sich die Investition in Prof. Biederman ausgezahlt haben.
    Es sind Eltern von Psychiatern unter Druck gesetzt worden ihren Kindern diese Medikamente zugeben.
    Diese Psychiater vertrauten den Studien ihres ANGESEHENEN Kollegen. Wie sollten sie anders?
    Es haben Eltern bei ihren Kindern die geleugneten Nebenwirkungen gesehen, und sind von Psychiatern als überfürsorgliche Eltern eingestuft worden, die durch ihre mißtrauische Anspannung ihren Kindern die Nebenwirkungen erst einreden. Bei manchen Eltern hat man mit der Entziehung des Kindes gedroht, um die weitere Medikation bei den Eltern durchzsetzen.
    Diese Dinge sollte man vor Augen haben, um die Dimensionen der Enthüllungen über Biederman zu verstehen.
    Und dann könnt ihr sicher meine Frustration verstehen, daß es die kämpferischsten Blogger mit der Aufschrift: “Kinderschützer” scheinbar gar nicht interessiert. Die, die gar nicht oft genug die Polizei oder die Staatsanwaltschaft vor die Türen von Eltern schicken können.
    Wenn die neuen Enthüllungen allerdings so ein schwerer Schlag waren, daß es einige schlicht vor Entsetzen stumm gemacht hat:
    Dafür habe ich volles Verständnis.
    In der Medizin geht es um Vertrauen. Vertrauen der Ärzte gegenüber den Forschern, Vertrauen der Eltern gegenüber den Ärzten, Vertrauen der Ärzte auch gegenüber den Eltern.
    Jeder verfälschende Einfluß kann schlimme Auswirkungen haben.
    Noch einmal Danke für Eure Beiträge, zumindest ist die Mauer des Schweigens nicht vollkommen dicht.

  25. @Dagmar
    “Ich fände es jetzt gerade mal extrem beruhigend, wenn ich mich darauf verlassen könnte, daß Ihr Euch auch über Sauereien aufregt, welche von Industrie und Forschern angerichtet werden.”
    Du schreibst doch gerade unter einem Artikel, der genau diese Sauereien zum Thema hat. Desgleichen unter Marc Scheloskes Artikel mit deutlich eben selben Tenor. Christa Karas Artikel und etliche Kommentatoren ließen m.E. nichts an Eindeutigkeit zu wünschen übrig.
    Mir erschließt sich der pauschale Vorwurf fehlender Aufregung nicht wirklich.
    Darüber hinaus wurde in verschiedentlichen SBBeiträgen und Diskussionen ganz unmißverständlich klargestellt, dass industriefinanzierte nicht unabhängige Forschungsergebnisse generell mit erheblichen Vorbehalten zu betrachten sind. Aus bekannten Gründen. Selbiges wurde auch mehrfach deutlich gemacht gegenüber Forschung und Lehre, die einseitig interessengruppeninduziert und -immanent Ergebnisse produzieren soll, die nebenbei ordentlich Gewinne und Auskommen sichern sollen. Mit fragwürdigem Nutzen.
    Der Schulterschluß mit einem @Querdenker, der mehrfach darauf drängte, ausschließlich! industriefinanzierte “Forschungsergebnisse” als überlegenen Gegenentwurf (u.a.) zur AIDS Therapie zu installieren, ist daher (neben o.g. Gründen) schon etwas pikant.

  26. Hallo
    @Gema
    Von einem pikanten Schulterschluss wußte ich gar nichts. In meinem Alter! Das wäre ja geradezu prickelnd.
    Ich habe mich bei allen die auf einen meiner Beiträge geantwortet haben für ihren Beitrag sowie die Art dieses Beitrags bedankt.
    Dadurch werde ich ja wohl nicht für alle Inhalte die Querdenker jemals gebracht hat mitverantwortlich. Und er ja wohl auch nicht für meine. Sonst würde das Leben in Blog- Jagdgründen ja wohl ziemlich kompliziert.
    Ich glaube nicht, daß dies ein Schulterschluß ist. Aber das “pikant” ist geradezu schmeichelhaft.
    Schön, daß man wieder von Euch Hau-drauf-Aktivisten hört. Und in der altbekannten charmanten Weise.
    Wenn Eure Unterstellungen nur immer so lustig wären.
    @Querdenker, tut mir leid, aber ich denke wir erleben hier gerade eine Art geistige “Sippenhaft”.
    Also: Ich hab nichts mit Querdenker, schon gar nichts pikantes. Er so viel ich weiß hat auch nichts pikantes mit mir. Da ich Querdenker nicht näher kenne, weiß ich nicht, ob ich hinzufügen müßte: leider.
    Ich werde gleich mal versuchen herauszukriegen was Querdenker denn wohl verbrochen hat. Und wodurch es undenkbar ist, sich für einen Beitrag von ihm zu bedanken.
    Und vielen Dank auch. Es ist schon eine Weile her, daß man mir was “PIKANTES” unterstellt hat. Das hebt doch die Laune.
    Soll noch mal einer sagen bloggen wäre zeitverschwendung!

  27. @Dagmar: Darf ich mal fragen worum es Dir eigentlich geht? Leute provozieren, mit denen Du Deiner Meinung nach noch eine Rechnung offen hast (und denen Du anscheinend eher egal bist) oder ein sehr ernstes Thema diskutieren? Ich hoffe letzteres?

  28. Wer gern mit zweierlei Maß misst – bitte. Warum nicht.
    Ich bin übrigens nicht multipel, ergo bin ich nicht die Hau-Drauf-Aktivisten. Tut mir auch leid, dass ich Dich (in Deinem Alter) versehentlich so in Wallung gebracht habe. Das ist mir sehr unangenehm, um nicht zu sagen: ich bin peinlich berührt, was so ein kleines Adjektiv für merkwürdige Assoziationen auslösen konnte.

  29. @Jane
    @GeMa
    Hallo Jane,
    hallo GeMa,
    bis vor kurzem ging es mir um einen für mich seelisch sehr belastenden Skandal, um den Kindes und Jugend-Psychiater Biederman.
    Der Fall Reuben Scott war der Anlaß, daß ich mich mal wieder um den Stand der Dinge bei Biederman gekümmert habe.
    Und ich hatte gedacht, ich wäre auf alles gefaßt gewesen, aber daß dieser angesehene Kindes und Jugendpsychiater einer Pharmafirma Studienergebnisse im voraus versprochen hat, ist für mich ein schwerer Tiefschlag gewesen.
    Im Fall Reuben Scott war die menschliche Dimension für mich nicht wirklich zu ermessen. Ob hier die Pharmafirma überhaupt der Initiator war, ist noch zu ermitteln.
    Und ich kann nicht ermessen, ob auch nur ein Patient zu Schaden gekommen ist.
    Im Falle Biederman sieht das für mich anders aus.
    Hier sind Therapiestandards verändert worden, und der Umsatz von Medikamenten für Kinder wurde planvoll manipuliert.
    Zusammen mit der großen ADHS-Studie, bei der erst nach 10 Jahren die wirkliche Datenlage enthüllt wird, ein ziemlicher Schlag.
    Ich gebe zu, ich wollte gerne eine Reaktion. Ich war entsetzt, erschüttert und bis vor kurzem hatte ich das Gefühl etwas tun zu müssen.
    Ich habe mich bei 5 Forumsteilnehmern bedankt für ihren Beitrag auf meine Provokation. Diese Beiträge hatten mir schon gereicht, ich war froh über dieses Echo. Ist es nicht idiotisch, daß einem so etwas das Gefühl gibt, man hätte etwas “GETAN”?
    Und dann kam GeMa mit seinem charmanten Beitrag. Deine Wortwahl war schon superkomisch, und der Anlass dazu ziemlich merkwürdig.
    Ich muß ja wohl dankbar sein, daß du “unappetitlich” schon in einem früheren Beitrag gebracht hattest. Das hätte mich wahrscheinlich nicht so erheitert.
    Keine Sorge GeMa, meine “Wallung” war pure unheilige Erheiterung. Und diese Erheiterung hat mich entspannt.Und in dieser Entspannung wurde mir noch einmal klar wie klein und hilflos ich bin. Und daß es überhaupt keinen Sinn hat etwas “TUN” zu wollen. Es ist reiner “Symbolismus”.
    GeMa, Jane, wenn Euch die Sache Biederman, der Wunsch der Harvard-Studenten nach unverfälschter Lehre und die Verfälschungen der Ergebnisse der großen ADHS-Studie kalt lassen, ist das euer gutes Recht.

  30. @Hallo Dagmar, wie kommst Du denn darauf, dass mich das kalt lässt? Oder, anders gefragt, geht es auch mal ohne persönliche Beleidigungen von Deiner Seite?
    Ich würde Dein Posting eigentlich unterschreiben, wenn der letzte unfaire Satz (auch GeMa gegenüber) nicht wäre. Versuch es doch einfach mal weniger agressiv.
    Abgesehen davon: Ich bin interessierter Laie, aber in Deinem Fall ist es Dein Job Dich um diesen Skandal zu kümmern, Du bist ja vom Fach. Deine Beschäftigung damit ist also eine Selbstverständlichkeit. Wie kommst Du dazu daraus eine moralische Überlegenheit abzuleiten?
    Da Du so auf persönliche Einlassungen Wert legst: Psych. Probleme von Kindern und Jugendlichen sind für mich leider viel mehr als nur graue Theorie. Manchmal ist es übrigens gerade dann besser nicht zu kommentieren, wenn einem etwas besonders nahe geht.

  31. @Jane,
    hallo, Danke für Deine Reaktion.
    Eine moralische Überlegenheit habe ich bislang nie empfunden, niemandem gegenüber, dafür sind die Situationen, in denen Menschen leben einfach zu verschieden. Tut mir leid, wenn Du das Gefühl hast, daß ich etwas derartiges angedeutet habe.
    Ich fühle nicht einmal eine moralische Überlegenheit gegenüber Biederman und Co.
    Letztlich müßte ich erstmal beweisen, daß ich in ähnlichen Versuchungssituationen anders handeln würde.
    Und je älter ich werde, desto mehr Zweifel habe ich da auch durchaus an mir. Ist wahrscheinlich Teil einer allgemeinen Resignation.
    Persönlich beleidigen wollte ich eigentlich niemanden. Ich bin im Provozieren vielleicht etwas ungeübt.
    Ich möchte mich förmlich entschuldigen, wenn sich jemand durch meine Provokation verletzt fühlt.
    Ich habe es schlichtweg nicht ertragen, daß diese häßliche Sache scheinbar unter dem Radar durchgeht.
    Jedenfalls solange ich noch das Gefühl habe/hatte, daß es irgendeinen Sinn hat/hätte, etwas zu tun.
    Jane, ja, ich empfinde ja auch, daß ich etwas tun muß. Oder empfand es zumindest.
    Aber ist es von mir ungewöhnlich doof, daß mir aber auch gar nichts einfällt?
    Außer natürlich Euch hier solange zu triezen, bis ihr Laut gabt. 😉
    Und jetzt suche ich weiter nach Fakten, und Möglichkeiten in irgendeiner Weise dazu beizutragen, daß das Vertrauen in der Medizin so selten wie möglich verletzt wird.

  32. @Dagmar: Schön das wir das geklärt haben, bei der Online-Kommunikation entstehen schnell Missverständnisse.
    “Und jetzt suche ich weiter nach Fakten, und Möglichkeiten in irgendeiner Weise dazu beizutragen, daß das Vertrauen in der Medizin so selten wie möglich verletzt wird.”
    Das treibt hier ja viele um, sogar Laien wie mich. Im Bereich der Psychiatrie/Psychologie ist das vielleicht noch wichtiger, da hier die Patienten besonders ausgeliefert sind und noch viele Vorurteile mitschwingen.
    Insofern wünsche ich viel Erfolg bei diesem Unterfangen, nötig ist es auf jeden Fall.

  33. “@Dagmar: Schön das wir das geklärt haben, bei der Online-Kommunikation entstehen schnell Missverständnisse.”
    Sind sie dieselbe Jane?
    Dann hätte man ja schon fast eine Diskussionsgrundlage und persönliche Abwertungen wären nicht unbedingt immer gleich nötig?!
    Bevor man die Leute wirklich kennt sollte man sie nicht persönlich bewerten und schon gar nicht abwerten. Dann hätten schon mehrere Leute etwas hinzugelernt. Sie auch?
    Gut, denn andernfalls lernt man diese Leute nie wirklich kennen, sondern steckt sie immer wieder in die gleiche falsche Schublade zurück. Kein Mensch ist eindimensional und “es irrt der Mensch so lang er strebt”! Wir alle!

  34. Ich habe gerade einen Artikel mit einem Link zu einer Studie über Forschungsbedingungen bei jungen Forschern in Lebenswissenschaften gefunden.

    Wissenschaft unter Zeitdruck
    

    Studie über Forscher als “Risikokapitalisten”
    Der schrullige alte Herr mit Bart, der leicht verwirrt und stundenlang im Labor steht: Dieses Bild ist von gestern. Die Gegenwart der Wissenschaft gehorcht wirtschaftlichen Imperativen: Zeit ist nunmehr eine Ressource, die gut gemanagt sein will. Die immer schärfere Konkurrenz um Karrieren in der Forschung hat eine Beschleunigung mit sich gebracht, die die Wissenschaft verändert. Im Zuge der Veranstaltungsreihe “Wissenschaft im Wandel” thematisieren Wissenschaftsforscher die Auswirkungen dieser Entwicklungen.
    “Im Wettlauf mit der Zeit” – was wie der Titel eines Hollywood-Actionfilms klingt, spiegelt den Alltag der meisten Wissenschaftler wider. Besonders im Feld der Lebenswissenschaften lautet das Motto: Nur wer möglichst schnell und möglichst viel Output vorweisen kann, hat im Rennen um die vordersten Plätze im Ranking der internationalen Top-Forscher eine reale Chance. Dabei dreht es sich schon lange nicht mehr nur um die reine Produktion von Wissen und Innovation.
    Mindestens ebenso gefordert sind die richtigen Karriereschritte zur rechten Zeit, eine rasche und strategisch kluge Etablierung am “Wissenschaftsmarkt” und die permanente Präsenz am Publikationshimmel. Begleitet werden diese Prozesse durch den Druck, die eigene Arbeit innerhalb der eigenen Institution ebenso wie in der Öffentlichkeit legitimieren zu müssen. Ebenso fordert die steigende Konkurrenz höchste Qualität und Exzellenz, um international bestehen zu können – und als Kehrseite der Medaille eine Anpassung an den Mainstream.
    Investition in Karriere
    Wie sehr sich diese neue Art des akademischen Handelns bereits im Wissenschaftssystem etabliert hat, belegen die Ergebnisse der ELSA-Studie “Living Changes in Life Sciences”: Die Erzählungen von rund 50 Forscherinnen und Forschern aus Österreich – vom Dissertanten bis zum Senior Scientist – machen deutlich, dass sich die Wissenschaftler mit zunehmender Erfahrung und höherer Position in der “scientific community” immer stärker als “Risikokapitalisten” sehen. Jede Leistung ist Teil eines Investments in die eigene Karriere ebenso wie in die Forschungsarbeit.
    “Ziel des Forschers als ‘wissenschaftlicher Unternehmer’ ist es, diesen Kreislauf der Anerkennung jeweils möglichst profitabel zu gestalten”, fasst die Wissenschaftsforscherin Ulrike Felt den Inhalt vieler Interviews zusammen. “Dies bedeutet, aus einem möglichst effizienten Einsatz von eigenen Zeit- und anderen materiellen Ressourcen möglichst hohen ‘Profit’ im Sinne des Erreichens wertgeschätzter Ergebnisse zu schlagen.”

    Die Studie
    Wie beeinflussen sich Gesellschaft und (Lebens)Wissenschaften? Unter dem Titel “Living Changes in the Life Sciences” hat sich ein Team vom Institut für Wissenschaftsforschung unter der Projektleitung von Ulrike Felt in einer ELSA-Studie im Rahmen des GEN-AU Genomforschungsprogramms dieser Frage gewidmet und die Veränderungen in Forschungskultur und Wissensproduktion an Hand ethischer, legaler/rechtlicher und sozialer Aspekte (ELSA) erörtert.
    Auf Basis von rund 50 qualitativen Interviews mit Forschern in ganz Österreich, intensiver Feldforschung im Wissenschaftsbetrieb selbst und eingehender Medien- und Politikfeldanalyse hinterfragt das Team (U. Felt, J. Allgaier, M. Fochler, R. Müller), in welcher Weise “Gesellschaft” in den Wissenschaften präsent ist.
    -> Mehr zur Studie

    http://science.orf.at/science/news/155142

    Sie beinhaltet die Erfahrung von 50 Wissenschaftlern.
    Vielleicht ist hier etwas zu finden, wie man die Bedingungen für den “soliden” Forscher verbessern kann.
    Ich habe sie zugegbenerweise noch nicht gelesen.

  35. Hallo,
    Hier die Möglichkeit den Mitschnitt eines Vortrags abzurufen, den ich für sehr anregend und fundiert halte.
    http://www.marsilius-kolleg.uni-heidelberg.de
    Professor Wolfgang Frühwald hält den Vortrag mit dem Titel: “Lies nur die linken Seiten des Buches” über die rasche Vermehrung und den schnellen Zerfall des Wissens, die zur Bildung einer “Bluff-Gesellschaft ” geführt habe, in der es nicht auf Qualität, sondern auf Sichtbarkeit ankomme.
    Der Bluff würde so zur eigentlichen Leistung.
    Frühwald fordert die “Entschleunigung”. das gehe aber nur, wenn sich zumindest die Universitäten als zentrale Institutionen der Grundlagendorschung dem ökonomischen Zeittakt entzögen, der auch ihnen immer mehr aufgedrängt werde…..
    Ich finde die Thesen und die Art des Vortrags sehr inspirierend.

  36. Mal was anderes: Reuben hat seine gefälschten Arbeiten ja (bis auf eine) alle mit Ko-Autoren geschrieben. Die meisten Arbeiten haben 4 Autoren, manche sogar 6.
    Wie muß man sich das praktisch vorstellen, daß Studien überhaupt nicht durchgeführt werden und die Ko-Autoren merken davon nichts?

  37. Das ist wirklich ein sehr interessanter Punkt.
    So viel ich weiß hat sich erst ein einziger Wissenschaftler beschwert, daß sein Name auf einer Studie von Reuben war ohne dß Reuben seine Erlaubnis eingeholt hätte….
    Aber – Ohne sein WISSEN? Wie geht das, wenn man auf dem selben Gebiet forscht?
    Sind die Studien so zahlreich, daß man nicht einmal mehr mitkriegt, auf welcher der eigene Name steht?
    Es ist ja seit einer Weile, wie im Fall Herrmann damals ja auch, Brauch geworden, daß Leute auf wissenschaftlichen Arbeiten als Co-Autoren stehen, die dann auf Befragen zugeben müssen, daß sie nicht einmal die fertigen Arbeiten glesen hatten. So war es im Falle Herrmann jedenfalls oft zu hören.
    Bei der Flut der Veröffentlichungen und dem Druck durch das Ranking entstehen eben neue “Spielregeln”.
    Da wird sich manch einer sehr geehrt gefühlt haben, daß Reuben ihm mit auf seine Arbeit nahm….
    Und der hat jetzt Erklärungsnot.
    Ich würde da zunächst nicht annehmen, daß da einer bewußt “Mitgespielt” hat. Die Leute sind einfach froh, wenn sie auf Studien von guten Leuten mit draufstehen dürfen.
    Erhöht halt den Marktwert.
    Wenn wir nicht bereit sind, nachzuforschen, was die jungen und aktiven Wissenschaftler von Heute antreibt oder bedrückt, d.h. ihre Forschungsbedingungen verstehen, dann werden wir kaum helfen können.
    Und die Bedingungen unter denen geforscht werden, haben sich massiv und sehr schnell geändert.
    Deshalb habt bitte Verständnis dafür, wenn ich “neben dem Fall Reuben” mit meinen Postings liege.
    Ich denke daß unsere akademische Wekt etwas wunderschönes ist, und daß sie genauso Schutz braucht wie unsere Ozonschicht oder unsere Tierwelt.
    Und die Bedingungen zu verstehen, wie man helfen kann, sind mindestens so kopmpliziert wie in diesen Fällen.

  38. Hier ein Auszug aus dem Laborjournal online Artikel, Link unten.

    Evan Ekman, Orthopäde aus Columbia, South Carolina ist laut PubMed zwischen 2005 und 2007 auf vier Veröffentlichungen Reubens als Koautor aufgeführt. Ekman sagte gegenüber Anesthesiology News, dass er bei zwei inzwischen zurückgezogenen Veröffentlichungen gar nicht beteiligt gewesen sei. Das hätte ihm allerdings schon früher auffallen können. Die PubMed ist immerhin öffentlich zugänglich. Waren diese zusätzlichen Veröffentlichungen bisher etwa karrierefördernd ?
    Man kann sich auch fragen, weshalb den Peer Reviewern so lange nichts aufgefallen ist. Vielleicht waren sie zu vertrauensselig, zu überlastet oder einfach zu faul. Möglicherweise waren sie in einem Interessenkonflikt befangen oder wollten den prominenten Kollegen nicht vor den Kopf stoßen. Doch spielt beim Peer Reviewing auch Vertrauen eine Rolle. Schließlich ist der Peer Reviewer an der Durchführung und Zusammenstellung der eingereichten Forschungsarbeit nicht beteiligt. Ob die dargestellten Experimente tatsächlich durchgeführt wurden, kann er nicht beurteilen – vor allem wenn die Darstellung geschickt gefälscht wurde und plausibel ist. Wie auch immer: Reuben flog nicht durch einen aufmerksamen Peer Reviewer auf, sondern weil die Ethikkommission bei zwei Studien eine fehlende Zustimmung monierte. Die Paralellen zum Innsbrucker Urologie-Skandal sind unübersehbar (siehe “Die Innsbruck-Affäre” auf dieser Netzseite)

    http://www.biotech-europe.de/editorials/369.html

    Also sind die Ko-Autoren nicht in unmittelbarem Verdacht.

  39. Cyril Burt 1883-1971, hatte lange vor Peer-reviewing eine geniale Methode entwickelt zu fälschen: Er hatte nicht nur seine Studien zur Vererbung von Intelligenz erfunden, sondern gleich auch noch zwei Kollegen, die immer wider seine Studienergebnisse bestätigten. Daß diese nicht existierten fiel erst nach seinem Tod auf.
    Ein Genie. Wenn er diese geniale Tatkraft in reale Forschung umgesetzt hätte…

  40. @Tobias,
    @Jane
    Hallo,
    der folgende Artikel ist ziemlich heftig.

    http://www.theaustralian.news.com.au/story/0,25197,25272600-2702,00.html

    Vioxx maker Merck and Co drew up doctor hit list
    Milanda Rout | April 01, 2009
    Article from: The Australian
    AN international drug company made a hit list of doctors who had to be “neutralised” or discredited because they criticised the anti-arthritis drug the pharmaceutical giant produced.
    Staff at US company Merck &Co emailed each other about the list of doctors – mainly researchers and academics – who had been negative about the drug Vioxx or Merck and a recommended course of action.
    The email, which came out in the Federal Court in Melbourne yesterday as part of a class action against the drug company, included the words “neutralise”, “neutralised” or “discredit” against some of the doctors’ names.
    It is also alleged the company used intimidation tactics against critical researchers, including dropping hints it would stop funding to institutions and claims it interfered with academic appointments.
    “We may need to seek them out and destroy them where they live,” a Merck employee wrote, according to an email excerpt read to the court by Julian Burnside QC, acting for the plaintiff.
    Merck & Co and its Australian subsidiary, Merck, Sharpe and Dohme, are being sued for compensation by more than 1000 Australians, who claim they suffered heart attacks or strokes as a result of Vioxx.
    The drug was launched in 1999 and at its height of popularity was used by 80 million people worldwide because it did not cause stomach problems as did traditional anti-inflammatory drugs.
    It was voluntarily withdrawn from sale in 2004 after concerns were raised that it caused heart attacks and strokes and a clinical trial testing these potential side affects was aborted for safety reasons.
    Lead plaintiff Graeme Peterson, 58, claims the drug caused him to have a heart attack in 2003 after he took it for back pain and arthritis every day from May 2001.
    Merck last year settled thousands of lawsuits in the US over the effects of Vioxx for $US4.85billion ($7.14 billion) but made no admission of guilt.
    The company is fighting the class action in Australia.
    The Federal Court was told yesterday that Merck wanted to gain the backing of researchers and doctors – or “opinion leaders” – in the fields of arthritis to help promote the drug to medical professionals when it was launched in 1999.
    Mr Burnside said internal emails in April 1999 from Merck staff showed the company was not happy with what some researchers and doctors were saying about the drug.
    “It gives you the dark side of the use of key opinion leaders and thought leaders … if (they) say things you don’t like to hear, you have to neutralise them,” he said. “It does suggest a certain culture within the organisation about how to deal with your opponents and those who disagree with you.”
    The court was told that James Fries, professor of medicine at Stanford University, wrote to the then Merck head Ray Gilmartin in October 2000 to complain about the treatment of some of his researchers who had criticised the drug.
    “Even worse were allegations of Merck damage control by intimidation,” he wrote, according to Mr Burnside.
    “This has happened to at least eight (clinical) investigators … I suppose I was mildly threatened myself but I never have spoken or written on these issues.”
    Mr Burnside told the court Dr Fries went on to describe instances of intimidation, including one colleague who thought his academic appointment had been jeopardised and another who received phone calls alleging “anti-Merck” bias.
    Dr Fries said in the letter that Merck had been systematically playing down the side effects of Vioxx and said the company’s behaviour “seriously impinges on academic freedom”. The court was also told a rheumatologist on Merck’s Australian arthritis advisory board was angry he did not find out about Merck’s decision to withdraw Vioxx until an ABC journalist rang to tell him. Mr Burnside said James Bertouch wrote to other members of the board saying he was “extremely disillusioned” with the company.
    “In every possible way the company exerted itself to present the impression to the world at large that Vioxx did not provide any increased cardio risk … when (a) it probably would and (b) it probably did,” he wrote, according to Mr Burnside.
    Peter Garling, acting for Merck, accused Mr Peterson of not taking the drug Vioxx in the months leading up to his heart attack in December 2003.
    He said Pharmaceutical Benefits Scheme figures showed he did not fill a Vioxx prescription for the drug in the two months before his heart attack.
    Mr Garling put to Mr Peterson during his cross-examination that this was because he had retired from his job as a safety consultant and therefore he did not need to take Vioxx because his back pain lessened.
    Mr Peterson denied this meant he was not taking the drug.
    “No, I wouldn’t accept that at all,” he said. “I can remember taking Vioxx regularly.”
    The trial, before Justice Chris Jessop, continues.

    Story Tools

    Ich habe kein Forum, in das ich so etwas bringen kann.
    Habt Ihr dafür Verwendung?
    Wäre es vielleicht einen eigenen Beitrag wert, Tobias? Ich denke im Zusammenhang mit der Reuben Scott- Geschichte ist vielleicht mehr zu verstehen, was im Moment schief läuft in Teilen der Medizinischen Forschung.
    Ehrlich gesagt, geht dies weiter als ich mir hätte träumen lassen. Und ich bin wirklich kein heuriger Hase und hab gedacht ich wäre schon mißtrauisch.
    Es wäre schön, wenn Ihr dieser Sache die Aufmerksamkeit zukommen lassen könntet, die sie verdient.
    Danke!

  41. Hallo,
    @Jane
    @Tobias

    Hier ein Artikel von heute aus derselben Quelle (Australian)

    Doctors signed Merck’s Vioxx studies
    Milanda Rout | April 09, 2009
    Article from: The Australian
    SCIENTISTS were allegedly recruited by a pharmaceutical giant to put their names on research done by the drug company to promote the safety of its anti-arthritis drug Vioxx.
    The Federal Court has heard that Merck & Co “prepared and gathered” doctors and academics to write the company’s own research on Vioxx, which was then published in prestigious medical journals as independent studies.
    The drug company also allegedly produced an entire journal — called The Australasian Journal of Bone and Joint Medicine — and passed it off as an independent peer review publication. These claims were put by lawyers acting for Graeme Peterson, who is suing Merck & Co and its Australian subsidiary Merck, Sharpe and Dohme for compensation.
    The 58-year-old — along with more than 1000 other Australians — claim Vioxx caused their heart attack or stroke.
    The drug was launched in 1999 and at its height of popularity was used by 80 million people worldwide because it did not cause stomach problems, as did traditional anti-inflammatory drugs. It was voluntarily withdrawn from sale in 2004 after concerns were raised that it caused heart attacks and strokes and a clinical trial testing these potential side-effects was aborted for safety reasons.
    Merck last year settled thousands of lawsuits in the US over the effects of Vioxx for $US4.85billion ($7.14 billion) but made no admission of guilt.
    Counsel acting for Mr Peterson, Julian Burnside, told the court this week the drug company sought out and recruited scientists, academics and doctors to put their name to Merck’s own research.
    He said medical journal expert George Jelinek would testify that the articles were designed to “reassure the medical profession” about the safety of Vioxx.

    The trial, before judge Chris Jessup, continues.

    Ich habe im Netz ansonsten weder in Deutsch, noch in Englisch auch nur einen Artikel darüber gefunden.
    Die “Spielregeln” scheinen aus den Fugen zu sein. Natürlich ist das Verfahren noch nicht abgeschlossen, aber keinerlei Berichterstattung?
    Als ob die restliche Welt damit nichts am Hut habe?
    Jetzt muß ich aber wirklich aufpassen, daß ich nicht auch noch ein Verschwörungstheorie entwickle!
    Ich guck trotzdem schnell noch ob ich sonst noch was finde.

  42. @Dagmar Landsberger: Vielen Dank für Ihre Beiträge und Anregungen – mich erstaunt auch immer wieder, wie wenig erstaunlich viele meiner Kollegen diese Verhältnisse finden. Offensichtlich hat da eine Art Gewöhnungsprozess stattgefunden… Für meine Arbeit habe ich jedenfalls fest vor, auch die von Ihnen genannten Fälle in nächster Zeit aufzuzeigen. Mit besten Grüßen, chk

  43. @christa Klara
    Danke!
    Das gibt mir ehrlich gesagt meine Gemütsruhe wieder.
    Ich hatte gerade begonnen mich wie eine ziemlich dämliche Querulantin zu fühlen.
    Viel Glück bei Ihrer Arbeit!

  44. @Dagmar: Nochmals vielen Dank – Querulantentum schaut anders aus. Und seit mich mein CR “eindringlich” aufgefordert hat, “Kommentierungen” in meinen Artikeln zu unterlassen, verstehe ich sehr, sehr gut, wie es Ihnen geht. Nämlich genau wie mir.

  45. Dagmar,
    vielen Dank für die Kommentare, ich wusste nichts von den aktuellen Prozessen in Australien zu dem 2004 vom Markt genommenen Medikament VIoxx von Merck.
    Ich bin zur Zeit im Urlaub und habe keine Zeit neue Blogposts zu schreiben. Ich hoffe auf dein Verständnis, dass ich die Prozesse nicht für einen Artikel aufgreifen werde.

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