Die wundersame Welt des Luc Montagnier

2008 hat Luc Montagnier zusammen mit Françoise Barré-Sinoussi eine Hälfte des Nobelpreises für Medizin für die Entdeckung des HI-Virus bekommen. Montagnier ist seither auf dem besten Weg die Galionsfigur der Pseudowissenschaften zu werden. Aber der Reihe nach:

Anfang Januar diesen Jahres publiziert Montagnier ein Paper mit dem verworrenen Titel “Electromagnetic Signals Are Produced by Aqueous Nanostructures Derived from Bacterial DNA Sequences” (pdf hier). Das Paper wird beim Springer-Journal Interdisciplinary Sciences: Computational Life Sciences am 04. Januar 2009 eingereicht und am 06. Januar 2009 zur Publikation akzeptiert. Zwei Tage für ein Paper in einem angeblich peer-reviewten Journal? Geht das? Motagnier ist Vorsitzender des Editorial Boards des Jourals, dann anscheinend schon.
Der Abstract des Papers fasst zusammen, worum es in der Veröffentlichung geht:

A novel property of DNA is described: the capacity of some bacterial DNA sequences to induce electromagnetic waves at high aqueous dilutions. It appears to be a resonance phenomenon triggered by the ambient electromagnetic background of very low frequency waves. The genomic DNA of most pathogenic bacteria contains sequences which are able to generate such signals. This opens the way to the development of highly sensitive detection system for chronic bacterial infections in human and animal diseases.

Im Klartext: Montagnier behauptet, DNA habe eine bisher nicht entdeckte Eigenschaft. Sie induziere elektromagnetische Wellen, aber nur in homöopathischer Verdünnung. Nicht jede DNA habe diese Eigenschaft, zufälligerweise nur jene von für den Menschen pathogene Bakterien und von RNA-Viren, unter anderem HIV, sogar bei infizierten Menschen.

Morever, EMS [electro magnetic signals] can be detected also from RNA viruses, such as HIV, influenza virus A, Hepatitis C Virus […] In patients infected with HIV, EMS can be detected mostly in patients treated by antiretroviral therapy and having a very low viral load in their plasma.

Das Paper beschreibt den Versuchsaufbau in einer Skizze.

Montagnier 01.png

Eine Plastikröhrchen mit 1 ml hoch verdünnter DNA, eine Kupferdrahtspule, ein Verstärker, ein “Computer mit Software”, fertig. Bioresonanzfreunde, so wird’s gemacht! Aber beeilt euch, das Gerät ist schon 2007 zum Patent angemeldet worden, wie das quackometer Blog herausfindet.
In der Patentschrift ist ein bauähnliches Gerät abgebildet, und weil’s so schön ist, hier auch noch mal.

Montagnier 02.png

Und jetzt wird es richtig gut. Das quakometer-Blog hat entdeckt, dass Jaques Benveniste im Zusammenhang mit dem Versuchsaufbau zitiert wird :

For this purpose we used a device previously designed by Benveniste and Coll (1996; 2003) for the detection of signals produced by isolated molecules endowed with biological activity.

Benveniste? Der hat auch den Nobelpreis gewonnen. Zwei gleich, Den Ig Nobelpreis für Chemie in den Jahren 1991 und 1998. Er wurde für seine bahnbrechenden Arbeiten ausgezeichnet: Wasser hat ein Gedächtnis (1991) und dessen Information kann über Telefonleitungen und das Internet weitergegeben werden (1998). Es wurde von unabhängiger Stelle und ohne Erfolg versucht, Benvenistes Wasser mit Gedächtnis nachzuweisen. In dem Paper wird der genau gleiche Apparat beschrieben. Der einzige Unterschied ist, dass bei Benveniste im Probenröhrchen Wasser ist, das auf sein Gedächtnis wartet und bei Montagnier Bakterien-DNA in homöopathischen Konzentrationen.

Das Paper bietet noch andere Highlights. Zum Beispiel belebt Montagnier den Pleomorphismus neu, also die Behauptung Bakterien, Viren und tierische Zellen können sich ineinander umwandeln. Er fügt eine neue Metamorphose hinzu: Bakterien und Viren entstehen nur aus DNA. Montagnier findet, dass sterilfiltrierte Kulturen von Mycoplasma geeignet sind, um eine neue Mycoplasmakultur anzuimpfen.

We initially observed (Montagnier and Lavallee, personal communication) that some filtration procedures aimed at sterilizing biological fluids can yield under some defined conditions the infectious microorganism which was present before the filtration.

Das Paper ist ein Klassiker! Wir werden es mit Sicherheit noch zitiert sehen. Montagnier hingegen droht schon jetzt, einen weiteren Artikel zum Thema zu publizieren:

The nanostructures produced by HIV will be the subject of another paper.

Viel Glück, Luc.

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35 Kommentare

  1. Georg,
    gefunden habe ich es auf dem oben verlinkten quackometer Blog. Montagnier hat aber eine eigene Website: http://lucmontagnierfoundation.org/montagnier
    Dort gibts auch Tips zur Schweinegrippe:

    How To Prevent Influenza -H1N1- Now […] But in addition, I noticed myself that some products of natural origin were protecting me from respiratory infections. The first product is a fermented preparation of papaya fruit extract, FPP, know under the name of Immunage.

    http://lucmontagnierfoundation.org/montagnier/article-29-how-to-prevent-influenza-h1n1-now
    Papayaextrakt. Immer wieder gerne genommen.

  2. Ein echter Hammer. Wo hast du das gefunden? Ich kann nichtmals die Webseite des Instituts finden, das Montagnier als Adresse angibt: Nanectis Biotechnologies?
    Das soll in Jouy-en-Josas sein, 15 Minuten im Fahrrad von hier.
    Sein Leben lang hat er wie wild fuer “seinen” Nobelpreis gekaempft, um am Ende meschugge zu werden. EInen sehr schoenen Artikel dazu, wie es auf dem Weg zum HIV Nobelpreis ein Opfer gab:http://www.lemonde.fr/cgi-bin/ACHATS/acheter.cgi?offre=ARCHIVES&type_item=ART_ARCH_30J&objet_id=1061748
    Jean-Claude Cherman war wohl mindestens (wenn nicht mehr) an der Entwicklung des HIV Tests beteiligt wie Montagnier. Montagniers Cabale um den Preis fuer sich zu sichern, sind absolut bemerkenswert.
    Ich schreibe mal an den Le Monde Journalisten, ob er von dem Artikel was gehoert hat. In der Medizin hassen sich doch alle gegenseitig wie die Pest. Mit Sicherheit spritzt hier schon die halbe Wissenschaftswelt Gift in alle Richtungen.
    More to come!

  3. Manchmal ganz gut wenn man Französisch kann.
    Es gibt eine nette Einschätzung des Berner Immunologen Alain de Weck zu Luc:
    http://www.pseudo-sciences.org/spip.php?article1208
    Demnach gibt es enge Beziehungen zu Benveniste. Am 12. Juni 2006 entstand die NANECTIS BIOTECHNOLOGIES (www.club-business-91.com/nanectis) aus der älteren Digibio die von Jacques Benveniste und Anhängern gegründet wurde. Mit Eintritt von Luc Montagnier erfolgte die Umfirmierung. President Directeur General ist Montagnier. Die DigiBio wird als Firma angegeben, die auf eine ‘Digitale Biologie’ spezialisiert wäre, und die sich darauf spezialisiert hätte ‘spezifische elektromagnetische Signale von Molekülen’ zu detektieren.
    Die Nanectis Biotechnologies wiederum will nun virale und bakterielle Spurensuche in Wasser durchführen. Man beruft sich dabei auf ein Patent von Mantagnier:
    Titre de la demande de brevet : PROCEDE DE DETECTION DE MICROORGANISME AU SEIN D’UN ECHANTILLON
    (Methode zur Erkennung von Mikroorganismen in einer Probe)
    Jamel Aissa ist alter Benveniste-Mitarbeiter. Im Oktobre 2007 hat Luc Montagnier selbst zum Wassergedächtnis vorgetragen (Montagnier L., « Nano-elements from pathogenic microorganisms ». Lugano, 27.10.2007 http://www.colombre.it/montagier) und zwar bei einem eher internen Treffen der Szene in Lugano.
    De Weck geht dann im einzelnen auf Experimente von Montagnier ein, die Übersetzung würde aber Stunden dauern.
    Daher gehe ich erstmal ins Bettchen.

  4. Ok, ich hab ein wenig rumgeschnueffelt (die Freundin eines Freundes arbeitet am Pasteur Institut, wo Montagnier die meiste Zeit gearbeitet hat). Der frz Konsens ist, da nicht weiter drueber zu sprechen. Montagnier ist in den 70ern und seit einiger Zeit zunehmend verwirrt. Er hat seit geraumer Zeit ein Arbeitsverbot in frz Labors (weswegen er eben diese Briefkastenfirma oben angibt) und alle Welt bedauert, dass er leider sein Wissen und Dynamik in Weisheit transformieren kann. Wir werden alle alt und so sei der Mantel des Vergessens ueber seine juengsten Aktivitaeten geworfen.
    Ganz allgemein gesprochen, glaube ich, dass diese “Nobelkrankheit” schon damit zu tun hat, dass der eine oder andere im Alter mit dem Verlust an Macht, Ansehen, Aufmerksamkeit nur schwer fertig wird und ihnen deshalb lieber ist ihren Ruf unter Aufmerksamkeit zu ruinieren als einfach zu Hause zu sitzen und Orchideen zu zuechten. Aber das ist natuerlich nur Kuechenpsychologie. Grusz Georg

  5. Noch ein bisschen Küchenpsychologie:
    Vielleicht sehen einige Nobelpreisträger den Preis nicht nur als Würdigung an, sondern als Herausforderung das “next big thing” zu entdecken. Da driftet man dann offensichtlich schon mal in seichtes Gewässer ab.

  6. Dieser Blog nennt sich Scienceblog. Sollte also etwas mit Wissenschaft zu tun haben. Stattdessen werden Wissenschaftler die Querdenken als verrueckt erklaert. Die Schlussfolgerung lautet: Dieser Blog hat seine Daseinsberechtigung verloren. Der Antrag zur Schliessung dessen wird in absehbarer Zeit eingereicht.

  7. Lieber Andreas Bender,
    auf welche Themen beziehen Sie sich bitte genau? Auf elektromagnetische Signale von Viren oder auf die Umwandlung verschiedener Organismen ineinander? Bitte lassen Sie mich und meine Leser doch an Ihren Forschungsergbenissen zu diesen Themenkomplexen teilhaben. Gerne können Sie diese hier im Blog publizieren. Ich weiss aus eigener Erfahrug wie schwierig es sein kann kontroverse Themen in peer-reviewten Fachzeitschriften zu veröffentlichen.

  8. Hallo Herr Maier, danke für den Beitrag. Nur Ihre Schlußfolgerung ist geprägt von unwissender Ignoranz. Was nicht sein kann, was nicht sein darf. Haben Sie sich jemals intensiv mit dem Thema beschäftigt? Haben Sie dazu geforscht, damit gearbeitet? Wenn nein, einfach mal die Klappe halten.
    Beste Grüße
    A.Bender

  9. Danke, Diatech.
    Wenn ich ein Wissenschaftssatireblog gründe sage ich Bescheid. Ich bin mir sicher, wir können einige Ihrer Ideen als Gastbeiträge unterbringen.
    Nicht unterkriegen lassen!

  10. Zum Thema Luc Montagnier “elektromagnetische Signale von der DNA von Viren und Bakterien:
    Die DNA besteht aus Protonen und Elektronen, (das weiß natürlich jedes Kind).
    Angeregte Protonen senden immer monochromatische Radiowellen aus, was man unter anderem bei der Magnetresonanztomografie oder auch bei der Masertechnik ausnutzt.
    Siehe:
    http://www.wissen.de/wde/generator/wissen/ressorts/natur/naturwissenschaften/indexoffline,page=1221588.html
    Wässrige Lösungen gehören zu den nichtlinearen Systemen, die sich wie folgt verhalten
    Zitat aus: http://www.iap.tu-darmstadt.de/lto/pro/gloss-dt.html
    Ein Rückkopplungssystem ist allgemein ein System, bei dem das Ausgangssignal wieder als Eingangssignal verwendet wird. In einem optischen Rückkopplungssystem wird für die Rückkopplung das denkbar einfachste optische Element verwendet: Ein (oder mehrere) Spiegel. In unserer Arbeitsgruppe werden zur Zeit zwei verschiedene Konfigurationen optischer Rückkoplungssysteme untersucht:
    Beim einfach rückgekoppelten System geht der Laserstrahl zunächst durch das optisch nichtlineare Medium (z.B. einen photorefraktiven Kristall), trifft dann auf einen Spiegel und durchquert danach erneut (aus der entgegengesetzten Richtung) den Kristall. Im Kristall liegen also zwei gegenläufige wechselwirkende Strahlen vor. (S. z.B.: Squares and hexagons…, Dynamics of hexagons…)
    In Oszillatoren oder Resonatoren wird das Signal dagegen unendlich oft hin und her bzw. im Kreis geschickt. Meist wird sogar überhaupt kein Eingangssignal verwendet, da ein solches System aus Rückkopplung und Verstärkung besteht und das umlaufende Signal durch die Verstärkung aus dem Rauschen entsteht. Analog dazu sind z.B. die akustische Rückkopplung mit Mikrofon und Lautsprecher oder die vielfältigen Muster, die entstehen wenn man eine Videokamera auf ihren eigenen Monitor hält.
    Spontane Strukturbildung ist ein Prozess der Selbstorganisation, der in vielen verschiedenen nichtlinearen Rückkopplungssystemen auftritt. Dabei entstehen aus einem unstrukturierten bzw. uniformen Eingangssignal aufgrund der Rückkopplung Strukturen, oft sind dies Hexagons bzw. Bienenwaben. Solche Phänomene sind in sehr ähnlicher Form in vielen Bereichen der Natur anzutreffen, neben der nichtlinearen Optik z.B. auch in Hydrodynamik (Rayleigh-Benard-Konvektion), Geologie (Gesteinsformationen), Biologie, Chemie (Reaktionskinetik) und Meteorologie (Wolkenformationen).
    (S. z.B.: Squares and hexagons…, Dynamics of hexagons…)
    Der Versuchsaufbau von Montagnier legt nahe, dass die DNA strukturierte oder uniforme Signale aussendet, worauf das Wasser wie oben beschrieben – reagiert.
    Im Grunde gilt: Signal trifft auf rückgekoppeltes, sich selbst strukturierendes System – dieses reagiert mit elektromagnetischen Strukturveränderungen (Interferenzfelder) – die man auch als Volumenhologramme bezeichnen kann.
    Je dünner die Lösung, desto klarer, also uniformer das Signal.
    Es wundert mich, dass noch niemand diesen Zusammenhang gesehen hat.
    Man sollte mal die Diskussion um das angebliche Gedächtnis von Wasser auf diesen Grundlagen der Holografie (Volumenholografie) ausrichten.
    Weil die Interferenzfelder durch Rückkopplung permanent aufrecht erhalten werden, könnte man allerdings von einer Art Gedächtnis sprechen.
    Wie schätzt ihr diesen Vorschlag ein.

  11. Nachtrag:
    Wenn man den Versuchsaufbau betrachtet, könnte es durchaus sein, dass sich eine Rückkopplung im gesamten System aufbaut. Deshalb müsste mindestens die Spule mit der Lösung in einem faradayschen Käfig untergebracht werden.
    Ein „dichter“ Mikrowellenherd reicht dafür aus.
    Test: Man lege ein Handy bei geöffneter Tür in den Mikrowellenherd und wähle das Handy an, bis es klingelt. Dann schließe man die Tür. Wenn das Klingeln verstummt, ist der „Ofen“ dicht.
    Hallo WeiterGen:
    Wäre das nicht ein nettes Experiment für Sie. Als Pensionär verfüge ich leider nicht mehr über die notwendigen Ressourcen. Das gilt insbesondere für den Spulenaufbau.
    Diatech

  12. Hallo Tobias,
    ich hätte mir einen sachlicheren Kommentar auf rein physikalischer Ebene gewünscht.
    Hier habe ich noch einen kleinen Nachtrag, der eventuell nachweist, dass Montagnier möglicherweise einem normalen Rückkopplungseffekt aufgesessen ist, wie er bei jedem Verstärker mit Lautsprecher und Mikrophon auftritt. (Ausgangssignal trifft auf Einganssignal – es pfeift!)
    Zu Abb. 1
    Wenn die Lösung in die Spule getaucht wird, könnte es durchaus sein, dass genau der oben beschriebene Effekt auftritt, was mit einem einfachen Abschirmen auch gegen Schallwellen auszuschließen wäre.
    Zu Abb. 2 (aus der Patenschrift)
    Das ist mit Sicherheit nicht der gleiche Aufbau, wie in Abb. 1-
    Hier hängt die Spule zusammen mit einem Messgerät am Ausgang des Verstärkers und nicht am Eingang. Die Soundkarte des PCs hängt dagegen am Eingang des Verstärkers!!!
    Hier wird ganz offensichtlich die Spule zusammen mit der Lösung beschallt und nicht das Signal der Lösung verstärkt!!!
    Es wird etwas länger dauern, bis ich das Skript
    (http://www.scienceblogs.de/weitergen/Montagnier-2009-Interdiscip-Sci-Electromagnetic-Signals-Are-Produced-by-AqueousNanostructures-Derived-from-Bacterial-DNA-Sequences.pdf)
    durchgearbeitet habe, da meine Englischkenntnisse nicht mehr sehr frisch sind.

    >
    Und nun noch eine banale Frage eines alten Mannes: „Wie schafft man es, Bilder und Links etc. in diesem Blog unterzubringen.

  13. diatech,
    leider ist es technisch nicht möglich in Kommentare Inhalte wie Bilder einzubauen. Ich merke schon, das Thema interessiert Sie sehr. Warum gründen Sie nicht einfach Ihr eigenes Blog? Dauert zwei Minuten, zum Beispiel bei http://www.wordpress.com

  14. Lieber Tobias,
    ich beschäftige mich schon seit über einem Jahr mit dem Thema Volumnenholografie, bzw. Selbstorganistaion der Materie.
    Was ich nicht mag, sind Kommentare, die andere Leute, wie hier Mons. Montagnier, mehr oder weniger verunglimpfen.
    Eigentlich hatte ich nur nach dem Skript von Montagnier gesucht.
    Warum sollte ich aber nicht meine Meinung zur der angeblich so wundersamen Welt des Herrn M. kundtun. Dafür ist doch dieser Blog da , oder irre ich mich.
    Hier nun meine letzten Bemerkungen zu diesem Thema. Ich denke, dass ich doch einiges richtig stellen kann.
    Vorab: Ich bin weder Biologe, Chemiker oder Mediziner.
    Aufgrund meines Grundstudiums in Physik und langjähriger Berufserfahrung im Bereich Elektronik, Radartechnologie und Hochfrequenztechnik erlaube ich mir einige Bemerkungen zum Versuchsaufbau von Montagnier.
    Nachdem ich mit einiger Mühe das Skript von Montagnier durchgearbeitet habe, komme ich zu folgenden Überlegungen und Schlüssen.
    1)
    Der Versuchsaufbau (Spule – Soundblaster – Auswertung per PC) ist denkbar banal und nicht anzugreifen. Um die 50 Hertz zu unterdrücken verwendete man statt eines Netzteils eine 12 Volt-Batterie.
    2)
    Stutzig machte mich die Verwirbelung der verdünnten Lösungen per „Vortex apparatus“.
    “Um die Signale zu generieren”, lautet dazu die Begründung! (Aha!!??)
    Gefunden habe ich dazu: Thema Selbstorganisation von Materie
    a)
    http://www.physik.uni-bayreuth.de/lehre/interesse/interesse2.html
    Bayreuther Studierende schätzen z.B. besonders den guten Kontakt zu Mitstudierenden und Lehrenden. Gezeigt sind Studierende mit Professor bei der Erklärung des Taylor-Vortex Apparates zur Demonstration eines Selbstorganisationsphänomens.
    b) Google Suchworte: taylor vortex selbstorganisation – Bilder !!! sehr umfangreich und interessant
    c)
    http://www.kautz-vella.de/essay.htm – Die Messiasmaschine
    Keine Frage, die Sache ist mehr als komplex, weshalb ich auch im Zusammenhang mit dem Experiment nicht weiter darauf eingehen will und kann. Die Verwirbelung sollte wohl nur den Schüttelprozess der Homöopathen nachvollziehen.
    Möglicherweise findet aber auch ein Prozess der Selbstorganisation mit entsprechenden elektromagnetischen Erscheinungen statt. (Siehe Begründung für das Verwirbeln)
    d) Auswertung:
    Wenn ich eine Spule mit 300 Ohm Impedanz an den Eingang eines Tonverstärkers hänge, entspricht das in etwa dem Aufbau: Mikrofon -Verstärker – Ausgabe .
    Nicht angegeben wurde, ob der Lautsprecher des PCs während des Experiments eingeschaltet war.
    Die magnetische Flussdichte, gemessen direkt auf dem Mousespad meines Laptops beträgt ca. 170 Mikrotesla.
    Lautsprecher wie Laptop könnten also durchaus Quellen für einen Rückkopplungseffekt sein.
    Direkt messbar ist nur ein Rauschen. Erst mit Hilfe der Fourieranalyse können bei Verdüngungen von D-7 – bis D 12 (siehe auch Grafik) und von D-9 bis D-18 Signale gemessen werden. Die Emissionen hielten bis zu 48 Stunden an. (also eher ein Selbstorganisationsprozess!??)
    Über die Begründungen für diese Erscheinungen kann man sicher trefflich streiten.
    Montagnier bittet am Ende ausdrücklich darum, dass sich Biologen und Physiker sich zusammentun, um die Erscheinungen wissenschaftlich zu erklären!!!
    Noch vielen Tank für den Tip bei http://www.wordpress.com

  15. Diatech,
    ich möchte großen Respekt vor Ihrer Art und Weise analytisch vorzugehen bekunden. Haben Sie denn zu diesem Thema einen Blog eingerichtet. Es wäre mir ein Vergnügen an Ihren weiteren Gedankengängen teilhaben zu dürfen.
    Es grüßt sie herzlich.. noch einer, der die Dinge gerne hinterfragt

  16. Ich war zu schnell. Jetzt habe ich vergessen anzuklicken, dass ich gerne benachrichtig werden möchte.
    🙂 Man wird ungelenk 🙂

  17. Nachdem ich “zufälligerweise” auf diesen Blog gestoßen, fand ich obige “Hausarbeit” zu Luc Montagniers Publikation vor.
    Der Verfasser diskreditiert sich selbst, dadurch, daß er Teile des abstracts zitiert, und diese in seiner unvollständigen deutschen Wiedergabe, unter aktiver Beimischung begrenzender und verstärkender Partikel und unter Veränderung der Modalität(aber nur, nicht jede, zufälligerweise nur jene, sogar) karikierend verfälscht.
    Die Wundersame Welt des Luc Montagnier: Ein “fruchtbarer” Mist, den Kommentaren auf dieser Seite in ihrer überwiegenden Mehrheit nach zu urteilen. Nur, daß ich damit nicht die Forschung meine, die das obige Referat erwähnt, sondern Inhalt und Form desselben.
    Viel Glück, Luc… Nomen est omen: Ein Spruch, den der Autor dieses Blogs, als frommer Sohn eines blinden Vaters, zu beherzigen scheint.
    Es ist Jacques Benveniste, einem authentischen Wissenschaftler, wie auch Luc Montagnier zu danken, daß sie ein wenig Licht in dieses dunkle Zeitalter des Reduktionismus gebracht haben. Mehr Licht, soll auch Goethe schon verlangt haben. Dieser wußte bereits(und wir, die wir wach auf unserer Schulbank saßen), wie konzeptuell unhaltbar, das in der Biologie herrschende Grundparadigma ist :
    “Wer will was Lebendigs
    erkennen und beschreiben,
    Sucht erst den Geist heraus zu treiben,
    Dann hat er die Teile in seiner Hand,
    Fehlt, leider! nur das geistige Band.”
    Doch es steht jedem offen, sich weiterhin von der akademischen Lehrmeinung, verkack(M)eiern zu lassen, -deren Vertreter heißen “Doktor gar”!-, und einzustimmen in das allgemeine Hohngelächter, sich im Namen der Wissenschaft am persönlichen Spott gegenüber Pionieren ihres Fachs zu ergötzen, welche Neues fanden, statt an Altem zu forschen…

  18. Lieber Herr Maier,
    ich bin wohl naiv gewesen. Ich dachte, Sie “freuen” sich “immer über Kommentare” zu Ihren blogposts…
    Nun ja, da Sie es ernst nehmen: Die “ad hominem Argumente” meines Kommentars, sind nicht primär dazu da, Sie zu beleidigen. Sie verstehen sich als Pastiche Ihrer eigenen ad personam Angriffe gegenüber Montagnier und Benveniste. Sie wählten in Ihrem Text zwar bewußt, aber recht unüberlegt und schamlos, einen polemisch-sarkastischen Ton. Sie schneiden sich damit ins eigene Fleisch. Widerstrebt Ihnen denn etwa die eigene Vorgehensweise?
    Was die Anthroposophie angeht, lass ich Sie gerne weiterraten… Sie neigen in Ihrem Denken ein wenig zu Extremitäten. Denn man muß nicht Anthroposoph sein, um Goethe zu lesen (Ihre Wertschätzung des Wissenschaftlers und Dichters an dieser Stelle nehme ich zur Kenntnis).
    Das ist ähnlich wie in der Geometrie: Alle Quadrate sind zwar Rechtecke, doch sind nicht alle Rechtecke Quadrate… Oder bevorzugen Sie vielleicht ein Beispiel aus der Biologie? Alle Laboraffen haben zwei Ohren(zumindest vor dem Experiment). Und auch Sie, Herr Maier, haben zwei Ohren. Das heißt aber noch lange nicht, daß es sich bei Ihnen nicht um einen im Labor arbeitenden Biologen handelt. Eine letzte Veranschaulichung: Ähnlich wie Sie, duzen auch Anthroposophen einen gerne. Doch tun sie es sicher aus anderen Gründen. Ich habe deshalb daraus auch nicht geschlossen, dass Sie selbst einer sind.
    Nichts für ungut… Die Biologie versteht sich als die Wissenschaft des Lebendigen. Nur klammert Sie die störende Frage dabei aus, was denn eigentlich in seiner Essenz das „Lebendige“ am Lebendigen sei. Sie glaubt, sie kann ohne diese Frage auskommen. Es ist der blinde Fleck dieser Wissenschaft. Das „Lebendige“ am Lebendigen zu ignorieren, verleiht ihr, meint sie, das Recht, Lebewesen konzeptuell nur noch aus-einander zu nehmen, als sei alle Notwendigkeit einer Erforschung damit auch schon ausgeschöpft, das Recht sogar, dieselben Lebewesen, wenn für sie nützlich, auch „in vivo“ zu zerlegen, kurzum sie als das Konglomerat einer für tot erklärten Materie zu betrachten.
    Einem gewaltigen Widerspruch entgeht diese Wissenschaft hierbei nicht. Die Biologie lebt die alte Faszination des Menschen für das Uhrwerk weiter. Sie vergisst, dass es eine Kontinuität der Zeit auch außerhalb der Uhr gibt. Doch wehe dem, der sie daran erinnert. Wehe dem, der den Widersinn entdeckt. Wehe dem Forscher, dem denkwürdige Anomalien vorliegen. Uhren zeugen keine Uhren. Und so darf auch kein „Lebewesen“ spontan aus DNA entstehen. Das Lebendige ist tote Materie. Auch darf die Materie nicht leben… Und zugleich: Das Leben selbst kennt, -keinen wundert’s- in seiner Kontinuität keine Geburt und keinen Tod: Omne vivum ex vivo. Ad vitam aeternam. Es ist die Erzählung der geschichtlosen Produktion von Geschichten.
    „Lieber, Sie sind kein Chemist, sonst würden Sie wissen, daß durch ächte Mischung ein Drittes entsteht, was beydes zugleich, und mehr, als Beydes einzeln ist.“ Zur Abwechslung einmal ein Novalis-Zitat… in dem sie wieder die aufgeschäumten Fäkalien erkennen mögen, die Sie erwähnen. Mens agitat molem: Ein Gespenst in der Maschine… „Intellektuell verdünnte DNA-Homöopathie“. Man verbanne den Geist! Man verbrenne den Greis!
    Ein Unsichtbares, das ist ein Geistiges und das kann nicht sein, weil es nicht sein darf. Erst recht nicht, wenn es messbar wird.
    Vom eigentlichen Denken, einem Denken, welches nicht jene, seiner Aufgabenstellung zugrunde liegende Hauptproblematik außer Acht läßt, hat sich die Naturwissenschaft zunehmend entfernt. Soweit, dass sie die Relevanz dieser Denkaufgabe längst nicht mehr sieht und auch nicht anerkennt.
    Wer wie Benveniste oder Montagnier, ob nun gewollt oder ungewollt, durch seine Entdeckungen auf ungelöste und verdrängte Fragen trifft, wer durch seine Ergebnisse das Dasein von Materie, Lebendigem und Nicht-Materiellem aus der jeweiligen, für viele reibungslos, kontextlos und problemlos nebeneinander bestehenden, scheinbar getrennten linearen Bahn zu lösen droht, der wird je nach Gemütsanlage seiner Zeitgenossen ärgste Feindseligkeit, gellenden Hohn und bestenfalls ein ungläubiges Kopfschütteln ernten.
    An der etablierten Unreflektiertheit gängiger Dogmen läßt sich nicht ungestraft rütteln. Wer das Pech hat Materie, Lebendiges und Nicht-Materielles in ihren Wechselwirkungen und Berührungspunkten untersuchen zu wollen, wer es wagt die erklärte Unvereinbarkeit ontologisch nicht als gleichwertig gedachter Realitäten experimentell zu hinterfragen, der wird unter allgemeinem Beifall des Amtes enthoben.
    Die Biologie hängt an ihrem rigiden Baukastensystem. Sie hütet es wie ihren eigenen Augapfel.
    Wenn ich von Licht spreche, meine ich das auch durchaus wörtlich. Es gibt Forscher, die wieder etwas Licht in die Biologie gebracht haben. Die gibt derer sogar eine lange Liste. Sie reicht von Gurwitsch über Lakhovsky bis Gariaev.
    Ich weiß, es gibt da auffällig viele Russen, ebenfalls viele Franzosen. Doch auch Deutsche, Italiener, Amerikaner, Chinesen… Für Sie, Herr Maier, wahrscheinlich so etwas wie die über ein morphisches Feld verbundene Internationale der Armleuchten…
    Die Biologie schafft es, sich mit beachtlichem Durchhaltevermögen vor den Erkenntnissen der Physik
    zu schützen. Materie als ein aus sich selbst heraus bestehendes Festes gibt es nicht. Das gab es auch nie… Es wird Zeit, dass wir uns ernsthaft damit befassen, wie aus Information, Form entsteht. Auch wie Form, Information wieder freigibt. Daß wir uns mit der Wellennatur von Dingen beschäftigen, nicht nur als deren bedeutungslose Begleiterscheinung. Da ß wir verstehen, wie aus Feldern(laut Einstein „unsere einzige Wahrheit“) örtliche Verdichtungen, Veränderungen der lokalen Krümmung im Raum-Zeit-Kontinuum geboren werden.
    Die Biologie ist zur reinen Molekularbiologie geworden. Sie hört auf der Molekularebene auf zu denken. Unterhalb und oberhalb dieser Ebene existiert für sie nichts mehr.
    Der Stein sei weltlos, das Tier arm an Welt, der Mensch weltbildend, schrieb einst Heidegger.
    Dass die Wirklichkeit des Lebendigen jedoch in ihren unterschiedlichen Dimensionen nicht aus vorwissenschaftlicher Ergebenheit an korporatistischen Erkenntnisschranken und ideologischen Barrieren Halt macht, haben Forscher erkannt, die den Mut zu Experimenten interdisziplinärer Tragweite beweisen.
    Sollten auch Sie einmal einen Blick aus der Lego-Welt wagen wollen. Hier der Link zu einem kleinen Vortrag:
    http://www.dailymotion.com/video/x6jt0j_fritz-a-popp-die-geheimisvolle-ordn_tech?start=9
    In aufrichtiger Weise: Alles Gute auf ihrem persönlichen Erkenntnisweg…

  19. Hallo,
    ich habe gerade den im kommentar beschriebenen versuch mit handy in der mikrowelle durchgeführt … und es klingelt weiter 🙁
    Heisst das jetzt dass ich die Mikrowelle wegschmeissen soll ??
    lg suzi

  20. danke für die antwort 🙂
    Diatech hat nicht gewusst, dass mikrowellen nicht dicht sind… im grund genommen hätte er aber recht.
    Ich finde seine beiträge nicht schlecht..

  21. nicht gewusst, dass mikrowellen nicht dicht sind

    Nein, zuzanka, genau das hat er ja gesagt. Der Punkt ist, daß diese ‘Undichtigkeit’ völlig irrelevant ist (insbesondere keinesfalls schädlich) und daß er solche Statements gerne herausläßt, um unterschwellig Falschinformationen unterzujubeln.
    Neben seiner üblichen Taktik, kurze (manchmal sogar tatsächlich zutreffende) Zitate zum Beleg seiner kruden Phantastereien heranzuziehen, obgleich sie überhaupt nicht damit in Zusammenhang stehen. In diesem Falle zB Selbstorganisation(teils wahr) und DNA-Aussagen von Montagnier(Blödsinn), Zusammenhang: Nicht vorhanden.

  22. die dna -aussagen sollten mit elektronenmikroskop überprüfbar sein..gitb es beweise das es wirklich blödsinn ist???

  23. beweise das es wirklich blödsinn ist

    So funktioniert das unter Wissenschaftlern nicht, zuzanka: Montagnier macht eine starke, allem bisherig Bekannten widersprechende Behauptung und sollte dementsprechend starke, nachvollziehbare Belege anbringen. Hat er aber nicht. Und, wie abzusehen ist, wird er auch nicht.

    mit elektronenmikroskop überprüfbar

    Wäre sehr erstaunlich, immerhin behauptet er das Absondern elektromagnetischer Strahlung. Dergleichen würde mit Kamera oder Radio nachgewiesen (beides nur als alltagsbekannter Oberbegriff, die Meßgeräte heißen dann schon etwas anders, funktionieren aber entsprechend).

  24. Als Physiker staune ich immer wieder über den unflexiblen (Aber-)Glauben mancher Kollegen.
    Vorweg: Ich bin Spezialist im Fehler-Finden. So habe ich auch schon feinste Störsignale mit einfachsten Mitteln aufgespürt. Nichts neues, wir wissen ja wohl alle, wie die Kernspin-Tomographie funktioniert. Danke auch an Diatech für die sorgfältige Argumentationsweise.
    Nun das Problem ist allgemein eine saubere Messung. Burschikos formuliert: Einmal mit, einmal ohne, damit man mit einem Differenzsignal arbeiten kann, ohne Artefakte als Messwert anzusehen. Quasi der Blindtest für die Messtechnik.
    Diesbezüglich kann ich die Qualität der Messungen von Herrn Montagner noch nicht einordnen. Und mit Sicherheit ist die gezeigte Anordnung viel zu störanfällig für äussere Einwirkungen. Und das Patent dürfte vermutlich keine technischen Neuerungen enthalten.
    Nichtsdestostrotz: ich habe in der letzten Zeit eine erschreckend hohe Trefferquote sog. NLS-Diagnosegeräte (Oberon) erlebt, die auch zu ~80% mit schulmedizinisch gesicherten Befunden verifiziert werden konnte.
    Das geht ein bisschen über den reinen Zufall hinaus.
    Die Physik spricht nicht gegen solche Beobachtungen. Die Messtechnik vielleicht (Aber hey, wir können heute auch mit entsprechend teuren Geräten Einzelphotonen messen.) Ganz zuvorderst jedoch spricht, so scheint es, der Glaube an die Fähigkeit, als Science-Blogger mit einigen seichten Sätzen eine höchst interessante Beobachtung als Spinnereien eines alternden Nobelpreisträgers abtun zu können.
    Ich hätte mir etwas mehr an wissenschaftlicher Reflektion gewünscht – wie offensichtlich einige andere Kommentatoren auch.
    Salut!

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