Jeder spricht eine Fremdsprache. Fast überall. Für die Engländer ist es Griechisch, für die Türken Französisch, für die Finnen Hebräisch. Aber eigentlich klingt alles Chinesisch. Was passiert wenn man visualisiert, wie Fremdsprachen vor unterschiedlichen Sprachhintergründen wahrgenommen werden.
Wir sind 20 Wissenschaftler in meinem Labor und wir kommen aus über 10 Ländern. Man kann schon fast nicht mehr von einer Sprachbarriere sprechen, es sind babylonische Zustände: Deutsch, Spanisch, Katalan, Griechisch, Französisch, Italienisch, Englisch, Flämisch, Holländisch, alles dabei. Wir sind zum Glück alle des Englischen mehr oder weniger mächtig, daher klappt die interne Kommunikation trotz aller Barrieren.
An meiner alten Wirkungstätte hat sich sogar eine eigene Sprache gebildet: EMBLisch. Eine mit wissenschaftlicher Fachterminologie angereicherte, grammatikalisch vereinfachte Form des Englischen. Wird so nur am Europäischen Molekularbiologielabor (EMBL) in Heidelberg gesprochen, in Dialekten aber an Forschungsinstituten der ganzen Welt.
Ich kann bei mir im Labor regelmässig beobachte, wie Kollegen trotz aller Vorsätze Englisch zu sprechen, in Gesprächen mit Landsleuten in ihre Muttersprache abgleiten. Das hört sich in den meisten Fällen interessant an. Frustrierend wird es, wenn man anfangs selbst an dem Gespräch beteiligt war.
Wie wird eine fremde Sprache wahrgenommen? Für Englische Muttersprachler hört sich alles was nicht verständlich ist “Griechisch” an. Für die Griechen ist es Chinesisch, und für die Chinesen klingt unverständliches nach der Sprache des Himmels.
Im deutschen Sprachraum ist man sich dahingehend nicht ganz einig. Man schwankt zwischen “Fachchinesisch”, “Böhmischen Dörfern”, also Tschechisch, “Kauderwelsch”, was wohl auf das Rätoromanische zurück zu führen ist. Zumindest laut Wikipedia. Manches unverständliche kommt einem “Spanisch” vor. Noch weitere Ideen?
Hier eine Visualisierung der länderspezifischen Unverständlichkeiten und der jeweils zugeordneten Sprache. Alles konvergiert auf “Chinesisch”. Klick aufs Bild machts leserlich. (via)
Ich war mal auf einer Veranstaltung mit Englisch und Spanisch-Übersetzung und der Redener sagte: “…, das muss jetzt niemanden Spanisch vorkommen, (er blickte zu den Übersetzerkabienen) würde jetzt gern wissen wie das von den Spanisch-Dolmetschern übersetzt wurde… (der ganze Hörsaal blickte zu den Kabienen und dann zu den Spaniern – und plötzlich fingen die an zu grinsen und einer winke nach vorne)
Ich kann bei mir im Labor regelmässig beobachte, wie Kollegen trotz aller Vorsätze Englisch zu sprechen, in Gesprächen mit Landsleuten in ihre Muttersprache abgleiten. Das hört sich in den meisten Fällen interessant an. Frustrierend wird es, wenn man anfangs selbst an dem Gespräch beteiligt war.
Ja, ich hasse das auch. Das ist aber auch schwer aufrechtzuerhalten, wenn nur ein paar Ausländer dabei sind.
@Anhaltiner: Nett. Ich bin mal gespannt, ob bei der Leidenschaft der Deutschen Engliche Vokabeln zu übernehmen nicht irgendwann auch der Ausdruck: “Das kommt mir Griechisch vor” zum stehenden Begriff wird.
@Ludmila: Ja. Die Regel bei uns ist: Sobald ein Ausländer dabei ist, wird Englisch gesprochen. Bei uns sinds die Spanier und die Franzosen, die sich am wenigsten dran halten.
Es klingt aber schon echt gut wenn sich zwei Perser auf persisch unterhalten und dann englische Audrücke drin vorkommen 🙂
Zu EMBLisch: Bad spoken English is the esperanto of science. 😉
Aber “Das kommt mir deutsch vor!” taucht nirgendwo auf? 🙂
@Apothekerey: Indirekt, vielleicht: Es gibt eine Theorie, dass der Ursprung des Wortes “Flamenco” von Flämisch kommt und “gespreizt” bedeutet hat, weil Kaiser Karl V. (zugleich spanischer König) ein neues Hofzeremoniell aus dem Heiligen Römischen Reich deutscher Nation (hinreichend für Flandern) mitgebracht hat.
Starke Veranschaulichung und super Text. Kurz gehalten aber sehr Informativ