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  • Großer Nackenkissen und Halskrausentest

    Großer Nackenkissen und Halskrausentest

    Jeder Sportler weiß: Wer längere Zeit nicht trainiert, verliert nicht nur Kondition, sondern auch die Leistungsfähigkeit der nicht mehr beanspruchten Muskelgruppen. Eine Folge der Coronaviruspandemie ist daher sicher massenhafter Muskelkater bei Freizeitsportlern, die durch Covid-bedingte Einschränkungen wochenlang nicht trainieren konnten. 

    Muskelschwäche betrifft aber nicht nur Freizeitsportler. Eine weithin unterschätzte Folge des mit der Coronakrise zusammenhängenden Rückgangs der Reisetätigkeit, ist eine durch Trainingsmangel verursachte Schwächung der Hals- und Genickmuskeln der Fahrgäste und Passagiere in Bus, Bahn und Flugzeug. “Ich habe Genick” wird das neue “Ich habe Rücken”, sobald längeres unterwegs sein wieder Teil des Berufsalltags Vielreisender wird.

    Um nach langer Reisepause schmerzhaften Genickschmerzen und möglichen Langzeitschäden vorzubeugen, empfiehlt es sich, den nach monatelangem Ausharren im Home Office gänzlich untrainierten Nacken mit einem entsprechenden Kissen zu stützen. 

    Auch wer nur sporadisch verreist, erfährt hier im großen Nackenkissen und Halskrausentest, welche Produkte die Profis wählen, und welche Kissentrends zur unmittelbar bevorstehenden Urlaubszeit an zahllosen Koffern und Rucksäcken baumeln werden.

    Die Testerin

    Wir konnten für unseren großen Nackenkissentest eine hervorragend geeignete Testerin gewinnen. Titien Maier leidet in Folge eines Gehirntumors an zunehmender Muskelschwäche. Sie kann ohne Kissen den Kopf nicht mehr gerade halten. Ihr Ehemann und Pfleger Tobias verriet uns im Interview: “Wenn ich sie ohne Nackenkissen im Rollstuhl durch Karlsruhe fahre, wackelt ihr Kopf wie ein Kuhschwanz”.

    Die Testbedingungen

    Um trotz eingeschränkter Reisemöglichkeiten die Herausforderungen von Langstreckenreisen an die Nackenmuskulator möglichst realistisch zu simulieren, wurden zwei Testszenarien entworfen. Zum einen wurden Rollstuhlfahrten durch Karlsruhe, beispielsweise zum Enten füttern, durchgeführt und ausgewertet. Um die Belastungen von Langestreckenflügen zu simulieren wurden stundenlange Sitzungen auf dem Sofa im Wohnzimmer evaluiert.

    Das Testfeld 

    Getestet wurden fünf verschiedene Produkte. Drei der getesteten Produkte sind Nackenkissen, zwei der Produkte sind Halskrausen. Preislich lag das Testefeld zwischen knapp zwölf Euro und vierzig Euro. Die Produkte wurden in den Kategorien Stützleistung, Tragekomfort und Features/ Design bewertet.

    AmazonBasics Nackenkissen

    Das Nackenkissen von AmazonBasics war mit etwas über zwölf Euro mit das günstigste im Testfeld. Es ist durch den weichen Memoryschaumstoff und den blauen Plüschbezug angenehm zu tragen. Das Kissen ist relativ groß, dennoch ist die Stützleistung nur befriedigend. Für den mobilen Gebrauch ist das Kissen ungeeignet, da es über keine Schließe verfügt und relativ leicht zu Boden fällt. Der Bezug ist zum Glück abnehmbar und waschbar.

    Stützleistung: ***
    Tragekomfort ****
    Features/ Design: ***

    Herrenfeuer Nackenkissen

    Das Nackenkissen von Herrenfeuer hat sehr gute Stützeigenschaften. Es ist durch zwei magnetische Knöpfe verschließbar und passt sich dem Hals gut an. Das Schaumstoffkissen ist nicht zu voluminös bietet dennoch nach allen Seiten sehr guten Schutz. Der Bezug ist abnehmbar und waschbar. Das Nackenkissen kostet zwanzig Euro und liegt preislich im Mittelfeld. Es wird zusammen mit einem Transportbeutel und einer Augenmaske ausgeliefert. Der Transportbeutel eignet sich hervorragend als Wäscheklammerbeutel. Das Kissen wird von Titien gerne sowohl unterwegs als auch zu Hause getragen und ist somit der Testsieger.

    Stützleistung: ****
    Tragekomfort: *****
    Features/ Design: ****

    Cabeau Evolution S3

    Das Kissen von Cabeau war mit vierzig Euro mit Abstand das teuerste im Test (es wurde uns von Tita und Chris geschenkt, danke!). Das Kissen aus Memoryschaumstoff mit abnehmbarem und waschbarem Überzug ist sehr bequem und stützt den Kopf ausreichend nach allen Seiten. Es ist vorne mit einem Schnellverschluss zuknöpfbar. Wie eng das Kissen anliegen soll, kann hier mit Kordelzügen eingestellt werden. Das Kissen ist recht voluminös und wird in einer Tragetasche ausgeliefert. Es verfügt über ein kleines Seitenfach und über Klettverschlussbänder an der Rückseite, mit dem das Kissen an geeigneten Sitzen fixiert werden kann. Diese Funktion haben wir nicht getestet. Titien trägt das Kissen sehr gerne zu Hause auf dem Sofa.

    Stützleistung: ****
    Tragekomfort: *****
    Features/ Design: ****

    Armoline Halskrause

    Die Halskrause besteht aus zwei Teilen, die über Klettverschlussbänder miteinander verbunden werden, so dass der Hals quasi eingeschalt wird. Die Halskrause ist sehr leicht und besteht aus einem styroporartigen, festen Schaumstoff. Der Kopf wird durch die Halskrause starr fixiert. Leider ist die Halskrause sowohl für den häuslichen Gebrauch, als auch für die Nutzung unterwegs ungeeignet. Das Material ist nicht atmungsaktiv und fühlt sich nach kurzer Zeit unbequem auf der Haut an. Trotz starrer Fixierung des Halses, kippte Titiens Kopf im Rollstuhl nach hinten ab. Der Test wurde daraufhin abgebrochen. Die Halskrause kostet 24 Euro.

    Stützleistung: ***
    Tragekomfort: **
    Features/ Design: **

    Laerdal Stifneck Halskrause

    Die Laerdal Stifneck ist eine professionelle Halskrause, um Menschen nach Unfällen mit Wirbelsäulenverletzungen zu fixieren. Die Halskrause kann auf drei Höhen eingestellt werden und stützt hervorragend. Sie kostet inklusive Versand nur 13,50 Euro. Die Laerdal Stifneck ist aus Plastik und sehr leicht. Ein dünner Saum aus weichererem, styroporartigem Schaumstoff soll das Tragen etwas angenehmer machen. Titiens Kopf wurde mit der Halskrause sehr gut fixiert. Allerdings hat ihr das Bruststück an der Kontaktstelle zu ihrem Brustbein Schmerzen bereitet. Für den Gebrauch zu Hause ist die Halskrause zu unbequem.

    Stützleistung: *****
    Tragekomfort: **
    Features/ Design: ****

    Fazit

    Moderne Nackenkissen sind aus Memoryschaumstoff und nicht mehr mit Styroporkügelchen gefüllt. Das Herrenfeuer-Kissen stützt gut und sieht noch am erträglichsten aus. Mitschleppen muss man es trotzdem, wenn man reist. Wer gerade einen Motorradunfall hat und möglicherweise sich die Wirbelsäule gebrochen hat, sollte sich die Laerdal Halskrause bestellen. Die Links zu den Produkten sind Amazon Affiliate Links.

  • Drei überraschende Tatsachen zur Fussball-WM. Die letzte gesteht die FIFA so nie ein!

    1. Die Heimmannschaft wird durch den Schiedsrichter systematisch bevorzugt.

    Die Fussball-WM ist in vollem Gange und, untertrieben gesprochen, von Überraschungen nicht ganz frei. Wer hätte gedacht, dass Brasilien im Auftaktspiel gegen Kroatien solche Schwierigkeiten hat. Die Seleção hat letztendlich dennoch klar gewonnen nicht zuletzt durch einen strittigen Elfmeter.
    Fred fällt im koratischen Strafraum um. Elfmeter.
    Die Kritik am japanischen Unparteiischen wurde zwar von Offiziellen zurück gewiesen, es gibt dennoch Studien, die zeigen, dass  Schiedsrichter zwar unbewusst aber systematisch die Heimmannschaft bevorzugen.
    Boyko et al. beschreiben in Ihrer Studie ein Regressionsmodell, mit dem sie in der englischen Premierleage anhand von über 5000 analysierten Partien zeigen konnten, dass  bei fast allen der 50 untersuchten Schiedsrichtern einen Hang zur Bevorzugung der Heimmannschaft gab. Der Grad der Bevorzugung war unterschiedlich hoch zwischen den Individuellen Unparteiischen.

    2. Der zum markieren der Freistoßdistanz eingesetze Schaum ist mindestes eine, höchstes jedoch drei Minuten haltbar.

    Der von dem Argentinier Pablo C. Silva patentierte Markierungsschaum, der nur eine bestimmte Zeit sichtbar ist, wird unter dem Namen 9.15 fairplay als Spray vertrieben und von den WM-Schiedsrichtern genutzt, um die Distanz der Mauer zum Ball beim Freistoß zu markieren.
    Der Schaum besteht aus:

    • einem Emulgator, um den Schaum stabil zu halten. Laut Patentschrift hauptsächlich Sorbitanfettsäureester
    • einem Chelatkomplex, also beispielsweise EDTA,
    • einem ungiftigen Konservierungsmittel
    • 5%-30% Triebmittel, das aus einer Mischung aus Butan, Isobutan und Propan besteht
    • und Wasser

    Der Legende nach kam der Erfinder, selbst Amateurfussballer, nach einem verlorenen Match auf die Idee.

     3. Der FIFA-WM-Pokal ist innen hohl

    Der FIFA-WM-Pokal, ist aus 18 Karat, also 75% Gold. Er müsste bei einer Höhe von 36,8 cm und einem von mir geschätzten Volumen von drei Litern und einer Dichte von 16,5 g/cm3 des Goldes (75% Gold, 25% Kupfer) rund 50 kg wiegen. Zu viel, um bei der Siegerehrung leichtfertig über Kopf gerissen zu werden.
    Laut FIFA ist der Pokal 6,175 kg schwer. Bei dem aktuellen Goldpreis von rund 940 EUR pro Feinunze beträgt der Materialwert alleine fast 140.000 EUR.
    Ein weiteres Geheimnis, das von der FIFA verschwiege wird: Der WM Pokal wurde ursprünglich einem halben, fettigen Chickenwing nachempfunden.
    Links: FIFA-WM-Pokal. Rechts: Halber gegrillter Flügel eines Hühnchens.
     

  • Tour de France: Kann mit berechneten Leistungsdaten Doping nachgewiesen werden?

    Sind die Fahrer bei der diesjährigen Tour de France gedopt oder nicht? Bisherige Blut- und Urinanalysen der teilnehmenden Athleten waren jedenfalls allesamt negativ. Das kann bedeuten, dass das gesamte Fahrerfeld tatsächlich sauber unterwegs ist, das kann aber auch bedeuten, dass gezielt an Grenzwerte und Detektionsschwellen hingedopt wird, dass die pharmakologischen Verschleierungsmethoden sich verbessert haben oder dass neue Substanzen zur Leistungssteigerung verwendet werden, nach denen bislang nicht in den Anti-Doping-Laboren gesucht wird.
    Der Franzose Antoine Vayer, einst Trainer des vom größten Dopingskandals der Radsportgeschichte gesprengten Festina Teams und mittlerweile Aktivist für sauberen Radsport, hat eine alternative Methode vorgestellt, um zu beurteilen, ob ein Teilnehmer der Tour de France leistungssteigernde Substanzen eingenommen haben könnte.
    Vayer berechnet die von den Profis gebrachte Leistung an langen Anstiegen am Ende einer Etappe und sortiert sie in die Kategorien „mutiert“, „unglaublich“ und „verdächtig“. Das Beispiel des Aufstiegs nach Alpe d’Huez aus seinem vorzubestellenden Heft zeigt wie das Who is Who des internationalen Radsports der letzten zwanzig Jahre dort hochgehetzt ist: Pantani, Armstrong Ullrich, Riis sind in der Kategorie mutiert, Landis, Schleck, Vinokurov fahren unglaublich und Virenque, Wiggins und Evans zumindest suspekt. Alpe d’Huez wird dieses Jahr auf der 18 Etappe übrigens gleich zwei Mal überfahren.
    Seine Berechnungsmethode ist keinesfalls neu. Wenn einige Rahmendaten, wie das Fahrergewicht, das Gewicht des Rads, die Steigung, die Rollreibung und die gebrauchte Zeit für den Anstieg, beziehungsweise die Durchschnittsgeschwindigkeit bekannt sind, kann man relativ einfach die Leistung der Fahrer berechnen, zum Beispiel hier.
    Vayer ordnet die Fahrer ab 450 Watt als mutiert ein, 430 Watt sind wundersam und Werte über 410 Watt werden als verdächtig gewertet. Die Kritik der Athleten an der Methode Vayers beschänkt sich auf die Anmerkung, dass Gegenwind nicht berücksichtigt würde. Bei Bergetappen, auf die sich Vayer bei seinen Analysen beruft, dürfte dies jedoch nur eine untergeordnete Rolle spielen. Viel kritikwürdiger ist die doch relativ zufällig erscheinende Festlegung seiner Kategorien, sowie der Bezug auf die Gesamtwattzahl und nicht auf die Leistung pro Kilogramm Körpergewicht.
    Die von Vayer berechneten Werte zeigen hoffentlich auf lange Sicht einen klaren Leistungsgipfel in den 90er und 00er Jahren, was tatsächlich auf einen neuen, sauberen Radsport hinweisen würde. Interessanter als seine relativ willkürliche Kategorisierung der Fahrerleistungen in „mutiert“ und „unglaublich“ finde ich die Frage, zu welchen Leistungen individuelle, voll austrainierte Profis die garantiert ohne leistungssteigernde Mittel fahren überhaupt in der Lage sind. Außerdem: In wie weit erlauben die berechneten Leistungswerte am Berg direkte Rückschlüsse auf Kernparameter der Ausdauersportler, wie die maximale Sauerstoffaufnahme und der Hämatokritwert.
    Diese Woche ist von einem kurzen Einzelzeitfahren morgen abgesehen noch von Flachetappen geprägt. Aber am Sonntag findet die nächste Bergankunft auf dem Mont Ventoux statt und kommende Woche sollte genug Gelegenheit für Vayer bieten, Leistungsdaten der Fahrer an Bergen zu erheben.
    Mein Tip für Paris? Nachdem Vorjahressieger Bradley Wiggins aufgrund einer Knieverletzung nicht dabei ist, wird sein letztjähriger Adjutant Chris Froome seiner Favoritenrolle gerecht und beendet die Tour im gelben Trikot des Gesamtführenden.
    Froomes Leistung in Alpe d’Huez letztes Jahr ist von Vayer übrigens als „unglaublich“ eingestuft worden.

  • Profisegeln: Das Barcelona World Race

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    Das Barcelona World Race ist ein Highlight im Rennkalender der Formel 1 des Segelns. Es ist eine non-stop Segelregatta rund um den Globus mit Booten der IMOCA60 Klasse (60 Fuß lang, zwei Mann Besatzung). Am 31. Dezember sind in Barcelona 15 dieser Rennboote zum Barcelona World Race angetreten. Ich war, wie ein paar Tausend andere Schaulustige am Sylvestertag am Strand und habe mir den Start angesehen. Seither interessiere ich mich für Segelrennen.
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  • Alles Schall und Wahn

    Der Audiovisuellen Wahrnehmungsförderung (AVWF) nach Ulrich Conrady wird auf Spiegel Online in Form eines Interviews eine Werbeplattform geboten. Conrady behauptet mit seiner Methode auf neuronale Schaltkreise einzuwirken, biologische Prozesse zu aktivieren und Blockaden zu lösen. Anekdoten von Erfolgen eingeschlossen. Gibt es irgend einen Beleg, dass diese Methode funktioniert?
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  • Deutschland gegen Barcelona – Que El Mannschaft destroza La Roja

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    Ich schaue das Spiel heute Abend in meiner Wahlheimat Barcelona. Das ist nicht unangenehm, sind die Katalanen doch Erfolgen der spanischen Nationalmannschaft nicht unbedingt durchweg positiv gegenüber eingestellt. Was die Katalanen hier eher interessiert ist, wie sie das Orakel Paul möglichst frisch gekocht auf einem Holzbrett angerichtet bekommen.
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