Monat: November 2014

  • Die OPEC hat den längeren Atem – Warum der niedrige Ölpreis den Saudis zuletzt schadet

    Die OPEC hat den längeren Atem – Warum der niedrige Ölpreis den Saudis zuletzt schadet

    Die Entscheidung, der OPEC, die maximale Fördermenge von 30 Millionen Barrels pro Tag vorerst unverändert zu lassen, ist kein Zeichen der Schwäche des Ölkartells. Es ist ein Test des längeren Atems und ein Versuch, konkurrierende Ölproduzenten trocken zu legen. Der Marktpreis pro Barrel liegt aktuell bei etwa 70 Dollar, die Kosten um rentabel zu fördern liegen für russisches Öl zum Beispiel bei 110 Dollar pro Barrel und für die Gewinnung kanadischen Öls aus Ölsand bei etwa 100 Dollar. Denkbar schlechte Marktbedingungen für diese Konkurrenten der OPEC.
    Auch für die USA liegt der Preis denkbar knapp an der Rentabilitätsschwelle für die Ölförderung durch Fracking. Die Vergangenheit dient als Warnung. Der letzte Fracking-Boom in den USA in Folge der Ölkrise der 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts fand Anfang der 80er Jahre ein rapides Ende, ausgelöst durch fallende Ölpreise, damals vor allem verursacht durch die Verfügbarkeit billigeren Öls aus Alaska und der Nordsee.
    Paradoxerweise kann selbst Saudi-Arabien, der größte Produzent und einflussreichstes Mitglied der OPEC, bei einem Preis von 70 Dollar pro Barrel nicht mehr rentabel fördern. Der eine Dreiviertel Billion Dollar umfassende Bargeldpuffer der Saudis erlaubt es ihnen jedoch abzuwarten und zu beobachten, wie weniger rentable und weniger liquide Konkurrenten der Reihe nach Probleme bekommen. Das selbst ärmere OPEC-Länder wie Venezuela, Nigeria und der Iran davon betroffen sind, wird offenbar in Kauf genommen.
    Der aktuell relativ niedrige Ölpreise dürfte auch die Debatte um die Gewinnung von Schiefergas in Deutschland durch Fracking wenn nicht aufgehoben, so doch zumindest aufgeschoben haben. Denn abgesehen von der Frage der Rentabilität, scheint rein rational wenig gegen die Gasförderung durch Fracking auch in Deutschland zu sprechen.

  • Wenn eine wissenschaftliche Karriere einem Marathon gleicht, kommen 90% nie am Ziel an

    Wenn eine wissenschaftliche Karriere einem Marathon gleicht, kommen 90% nie am Ziel an

    Vor einiger Zeit habe ich folgenden Satz gelesen: „Eine Karriere in der Wissenschaft ist kein Sprint, sondern ein Marathon”. Klingt oberflächlich richtig. Wer in der Wissenschaft erfolg haben will, muss Scheuklappen anlegen, Gas geben, und vor allem ausdauernd sein.
    Bei einem Volksmarathon kommen im Durchschnitt rund 80% der Starter im Ziel an, und wer ausreichend trainiert, ist wahrscheinlich bei den Finishern dabei. Der Anteil der promovieren Wissenschaftler, die irgendwann mit unbefristetem Arbeitsvertrag ausgestattet in einem akademischen Umfeld arbeiten, ist hingegen lächerlich gering.  8% der Doktoranden haben aktuellen Zahlen aus den USA zur Folge später tatsächlich eine (immer noch befristete) “Tenure-Track” Stelle inne.
    Ungeachtet der miserablen Aussichten auf eine erfolgreiche wissenschaftliche Karriere wertet die Mehrzahl der Doktoranden und Doktorandinnen Forschung oder Lehre innerhalb des akademischen Umfelds dennoch als attraktivsten Karriereweg. Kein Wunder, werden doch laut einer Studie 85% aller Doktoranden in den Biowissenschaften innerhalb ihres beruflichen Umfelds ermutigt, eine wissenschaftliche Karriere anzustreben, anstatt sie realistisch und adäquat auf den Arbeitsmarkt vorzubereiten.
    Das Missverhältnis zwischen den akademischen Karriereplänen vieler Nachwuchswissenschaftler und der den tatsächlichen Beschäftigungsmöglichkeiten im System, zusammen mit fehlender oder nur rudimentärer Karriereberatung an den Unis und Instituten führt regelmäßig zu großen Frustrationen. Wenn die Erkenntnis reift, dass man trotz harter Arbeit, trotz guter Ideen, trotz jahrelanger Entbehrungen und trotz vieler Publikationen, den Marathonlauf nicht zu Ende bringen wird, stellt sich nicht selten das Gefühl ein, beruflich gescheitert zu sein.
    Es wird Zeit, dass sich die Kultur ändert. Eine Doktorarbeit ist keine Etappe in einem Wettlauf und eine wissenschaftliche Karriere ist kein Marathon mit einem Ziel, das mit großer Wahrscheinlichkeit nie erreicht wird. Wenn nicht einmal jeder zehnte Doktorand langfristig Platz im akademischen System findet, ist die Promotion vielmehr eine qualifizierende Zusatzausbildung für den Arbeitsmarkt außerhalb, als ein Baustein einer wissenschaftlichen Karriere.
    Das muss nicht nur so kommuniziert werden, ich denke, die Institute und Fakultäten haben ob dieser Zahlen dem wissenschaftlichen Nachwuchs gegenüber sogar die Verantwortung, sie aktiv bei der Berufswahl zu unterstützen. Ich weiß, dass es an britischen Universitäten sogenannte “Career Offices” gibt. Wie steht damit in Deutschland? Gibt es unterstützende Maßnahmen für die Karriere außerhalb? Wie sehen diese aus und werden sie angenommen?