Eli Pariser hat ein Buch über eine der größten Veränderungen des Internets geschrieben seit der Erfindung der Suchmaschinen. Er nennt es die Filter Bubble. Es geht um die digitale Personalisierung, um die auf einen persönlich zugeschnittenen Suchergebnisse in Google, die passenden Buchvorschläge in Amazon und die gefilterte Facebook-Timeline, die längst nicht mehr alle Updates aller Freunde gleich bewertet. Pariser warnt vor einer Relevanz-Monokultur, vor ewig gleichen, durch Algorithmen bestimmten Loops aus wiederkehrenden Inhalten und Meinungen, vor der gefilterten Blase, in der sich jeder Internetnutzer befindet und aus der es immer schwieriger sei auszubrechen.

Der Mann mit dem klangvollen Namen ist kein Unbekannter im Web. Internetaktivist trifft es vielleicht am besten. Pariser war Chef von MoveOn.org und ist einer der Gründer von Avaaz, zwei online-Bürgerrechtsbewegungen mit recht klarer politischer Linie. Dieses Jahr hat er Upworthy gegründet. Upworthy möchte die Seite werden, auf der man awesome, meaningful and visual things to share findet. Upworthy füllt also die von Eli Pariser beschworene Filter Bubble mit Inhalten, die Eli Parisers Agenda entsprechen.

Sascha Lobo, ein weiterer -wenn man so will – Internetaktivist, hat die digitale Personalisierung in seiner aktuellen Kolumne in SPIEGEL Online von einer anderen Seite beleuchtet. Es geht um das Sammeln persönlicher Daten und ob diese von Versicherungen genutzt werden können, um personalisierte Policen anzubieten. Lobo illustriert das in seinem Artikel am Beispiel einer Autoversicherung in Großbritannien, die einen neuen Tarif anbietet: Daten über das Fahrverhalten werden elektronisch gesammelt und Verstöße gegen die Verkehrsordnung mit einem Punktesystem geahndet. Bei wiederholten Verstößen erlischt der Versicherungsschutz.

Lobo selbst denkt weiter und fragt, was wäre, wenn nicht die Autoversicherung, sondern die Krankenversicherung sehr persönliche Daten sammeln würde und danach den Versicherungstarif  anpasste. Er führt Joggen gehen als eine Tätigkeit an, die zu günstigeren Versicherungskonditionen führen kann. Der Gedanke, dass Krankenversicherungen persönliche Daten Nutzen, um Ihre Policen anzupassen war hier im Blog auch schon mal Thema: Was wäre, wenn Versicherungen spezielle Tarife anbieten würden für Kunden, die den Unternehmen ihre DNA Sequenzen überlassen?

Es dürfte rechtlich nicht einfach sein, diesen gläsernen Kunden direkt günstigere Tarife einzuräumen. Aber die Versicherer könnten beispielsweise häufiger Kosten für bestimmte Vorsorgeuntersuchungen übernehmen, falls eine genetische Prädisposition, beispielsweise für Dickdarmkrebs oder Brustkrebs bestünde. Andere Untersuchungen wären im Ausgleich nicht durch die Policen gedeckt und schon wäre die Krankenversicherung personalisiert.

Ah, bevor ich es vergesse: Der eigentliche Anlass dieses Artikels: Mein Blog hat jetzt auch eine eigene Facebookseite. Wer etwas für die Aufwertung der eigenen Filterblase tun will: Folgen, teilen und liken!

Foto oben von stopsign (CC BY-NC-SA 2.0)

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5 Kommentare

  1. Dass Versicherungen sich die DNA-Sequenzen ihrer Kunden besorgen würden, um ihnen günstigere Tarife anzubieten, würde ich zwar auch gerne hoffen wollen – aber indes, mir fehlt der Glaube. Ich würde eher annehmen, dass sie ihre Defiinition der “Vorerkrankung” dahingehend anpassen würden, dass Krankheiten, die genetisch beim Patienten veranlagt sind, bereits existieren, selbst wenn sie noch nicht ausgebildet sind.

  2. Es ist schwierig etwas sinnvolles zu den letzten Entwicklungen im Internet zu schreiben.
    Weil aber dennoch viel dazu geschrieben wird, hat man oft Hohlschwätz.
    Die Freude mit der sich viele Leute im Internet personalisieren, sich quasi ausziehen, ist natürlich bemerkenswert. Es gibt mittlerweile sogar Agitation gegen anonym Gebliebene. Sehr lustig.
    MFG
    Dr. W

  3. Wir ergänzen fehlende Informationen sehr gerne durch Einbildungen, die unsere Interessen präferieren und liefern anderen die Gelegenheiten dazu, das Selbe zu tun. Zu wessen Gunsten das ausgeht, bestimmt der individuelle Faktor Macht, der ausschließlich dazu dient, an genug Wohlgefühle im weitesten Sinne zu kommen.
    In großen Menschenhäufen entwickelt sich dann gerne das, was wir als chronisches Auf und Ab konstatieren. Mit dem regulieren wir den Wohlgefühlhaushalt großer Gesellschaften auf radikale Weise. Damit Naturfilmer nicht mal einen Film über uns drehen, uns dafür irre über die Straßen jagen, um ein selbstzerstörerisches Lemminge-Verhalten zu zeigen, das diesen armen Nagern erst die Leute von Walt Disney-Production beigebracht haben …
    @ Jürgen Schönstein:
    Wer Versicherern überläßt, Sprachinhalte nach eigenem Gusto zu interpretieren, hat keine Ahnung von Recht und weiß nicht, wie er mit Juristen umgehen muß, damit die einem allgemeingültigen Konsens folgen. Ein weit verbreitetes Übel, das dafür sorgte, daß nun versucht wird, die deftigen Schräglagen in unserer Gesellschaft, entstanden durch ein zu ungerechtes Geben und Nehmen, z. B. mit solchen Aktivitäten wieder in die Balance zu bringen.

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