Grüne Gentechnik – Weltweite Realität und Deutsche Wahrnehmungsprobleme

i-59a327ae6fac902e02d4c0f7151d46a1-BT-Vorteile-thumb-550x325.jpg

Weltweit steigt die Anbaufläche gentechnisch veränderter Pflanzen seit fast 20 Jahren kontinuierlich an. Studienergebnisse zeigen ökonomische und ökologische Vorteile des Anbaus von gv-Pflanzen. Warum erkennen die vor allem in Mitteleuropa, eingeschlossen Deutschland, verbreiteten Gentechnikgegner diese Argumente nicht an?

Die weltweite Anbaufläche für gentechnisch veränderte Pflanzen betrug letztes Jahr 1 480 000 Quadratkilometer. Das sind über 10% der gesamten bewirtschafteten Agrarfläche und entspricht rund vier mal der Gesamtfläche Deutschlands. Die Anbaufläche für gv-Pflanzen steigt stetig seit Mitte der 1990er Jahre – sowohl in Industrienationen wie in Entwicklungsländern.
Beispielsweise ist 64% der angebauten Baumwolle gentechnisch verändert. Das darf den GRÜNEN keiner erzählen, sonst werden demnächst zumindest in Baden-Württemberg Bekleidungsketten verpflichtet ihre Jeans und T-Shirt Kollektionen dementsprechend zu kennzeichnen. Es drohen strenge Einfuhrkontrollen und Sicherheitsprüfungen. In der Folge entsteht lokal ein Revival der 80er Jahre Ballonseide-Synthetikmode. Das kann wirklich keiner wollen.
Selbst die im beschaulichen Burladingen ansässige Textilfirma Trigema, bekannt für ihre nachhaltige Strategie zur Sicherung lokaler Arbeitsplätze dank vertikaler Integration, baut ihre Baumwolle nicht auf der Schwäbischen Alb an, sondern importiert die Garne. Die bösen Gene lauern in jedem Feinrippslip (juckts schon?).
Baumwolle ist bei weitem nicht das einzige Produkt mit kommerziellem Anbau gentechnisch veränderter Sorten. Soja, Reis, Raps, Mais, Kartoffeln, Zuckerrüben werden seit Jahren und auf stetig steigender Fläche angebaut. Wie kann das sein, fragt sich der Wutbürger. Dem Treiben muss doch ein Ende bereitet werden, wo doch laufend Kleinbauern in den Freitod oder zumindest den Ruin getrieben werden und unabsehbare Schäden für Umwelt, Mensch und Tier entstehen.
Martin Qaim von der Fakultät für Agrarökonomie und rurale Entwicklung an der Uni Göttingen kommt in einer 2009 publizierten Studie die jetzt kostenlos zugänglich ist zu gänzlich anderen Ergebnissen:

Impact studies show that herbicide-tolerant and insect-resistant Bt crops are beneficial to farmers and consumers and produce large aggregate welfare gains. In many cases, farmers in developing countries benefit more than farmers in developed countries. Moreover, GM crops bring about environmental and health benefits. Bt crops in particular allow significant reductions in chemical pesticides.
Bt crops can also be suitable for small-scale farmers. Evidence from India and other developing countries shows that they contribute to higher household incomes and poverty reduction, when embedded in a conducive institutional environment.
Future GM crop applications, involving tolerance to abiotic stress and higher nutrient contents, may lead to much larger benefits. Against the background of a dwindling natural resource base and growing demand for agricultural products, GM crops can contribute significantly to food security and sustainable development at the global level.
In spite of these potentials, public opinion still regards the use of GM crops as controversial. Concerns about new risks have led to complex and costly biosafety, food safety, and labeling regulations. Overregulation has become a real threat for the further development and use of GM crops. The costs in terms of foregone benefits may be large, especially for developing countries.

In der Studie wird nach Ländern aufgeschlüsselt wie Bt-Baumwolle und Bt-Mais zur Reduktion der benötigten Insektizidmenge und zur Steigerung der Ernten beitragen. Wie viel Bauern mehr verdienen, die zwar teureres, gentechnisch verändertes Saatgut einkaufen müssen, jedoch in der Summe durch niedrigere Ausgaben für Herbizide, weniger Ernteausfälle und größere Erträge, geringere Arbeitskosten und weniger Maschinennutzung und Spritverbrauch sparen.
Es wird auf zukünftige Herausforderungen hingewiesen, zu deren Lösung der Anbau gentechnisch veränderter Nutzpflanzen, die beispielsweise hitze- oder dürreresistenter sind oder die Überschwemmungen trotzen, beitragen können. Der Autor legt dar, dass aktuell in großem Maße wirtschaftswissenschaftliche Analysen zum zur Maximierung des allgemeinen gesellschaftlichen Nutzens des Anbaus gentechnisch veränderter Pflanzen notwendig seien.
Qaim beklagt die vor allem in Europa verbreitete Überregulierung und merkt in diesem Zusammenhang an, dass eine Verschiebung der Forschung vom öffentlichen hin zum privaten Sektor zwar aus marktwirtschaftlichen Gründen zu begrüßen sei, derzeit jedoch durch “institutionelle Faktoren” unnatürlich begünstigt würde. Ein aktuelles Beispiel ist der frisch beschlossene Koalitionsvertrag der grün-roten Landesregierung in Baden-Württemberg, in dem explizit die Finanzierung öffentlicher Forschung zur Grünen Gentechnik ausgeschlossen wird.
Es ist andererseits fraglich, ob eine starke Deregulierung in der Praxis, wie sie beispielsweise aktuell in den USA geplant ist, dazu beiträgt kritische Konsumenten vom Potential gentechnisch veränderter Pflanzen zu überzeugen. Es würde vorerst reichen, wenn Gentechnikgegner die Ergebnisse der zuständigen europäischen Behörde für Nahrungsmittelsicherheit (EFSA) anerkennen und nicht ignorieren würde.
Um ein weiteres Argument der Gegner der Grünen Gentechnik vorweg zu nehmen: Qaim erklärt am Ende seines Artikels, dass keine industriellen Interessenkonflikte die Objektivität des Artikels beeinträchtigten:

The author is not aware of any affiliations, memberships, funding, or financial holdings that might be perceived as affecting the objectivity of this review.

Qaims Studie via GMO pundit, Hat-tip @fatmike182 für den Link zum Artikel zur geplanten Deregulation in den USA.

Beteilige dich an der Unterhaltung

58 Kommentare

  1. Die grüne Gentechnik an sich zu verteufeln (wie es grade die Grünen immer wieder vorkauen) ist dumm. Natürlich kann man einzelne Verhaltensweisen kritisieren, wenn Monsanto z.B. sein Quasi-Monopol ausnützt dann muß das auch angeprangert werden. Die Alternative sollte aber nicht “zurück zur Natur” sondern einfach mehr Wettbewerb sein. Und wie erzeugt man Wettbewerb? Bestimmt nicht mit Forschungsverboten. Das zementiert nur die heutigen Monopole.

  2. Das Desinteresse der Kirche an Fakten hatte schon Galilei erlebt. Heutige Fundamentalisten sind halt nicht anders. Man kann aber froh sein, dass die Aufklärung in anderen Teilen der Welt besser funktioniert.

  3. Während Sicherheit meist als Argument gegen Gentechnik angeführt wird, kommt die Skepsis meist aus der “Monsanto ist böse” Ecke. Dass die auch mit konventionellem Saatgut böse sein können scheint da niemanden zu stören. Die anti Gentechnik Bewegung hat sich ohnehin schon vor langem von rationaler Argumentation verabschiedet. Schaut man sich the Future of Food an (ein Film der einem in einschlägigen Foren oft vorgeschlagen wird) stehen einem aufgrund der offensichtichen Fehler die Haare zu Berge. Doch niemand scheinen solche groben Schnitzer zu stören denn Monsanto lügt ja schliesslich auch. Doch da in Zentraleuropa Landwirtschaft eher Folklore als produktiver Wirtschaftszweig ist (bei uns in der Schweiz ganz besonders) kann man die Einbussen verkraften.

  4. roel,
    keine Ahnung wie das die anderen machen.
    Schneller als die Optionen der Vorkommentatoren geht “Ctrl” Taste halten und Mausklick oder (bei einer passenden Maus) das mitlere Mausrad klicken.
    Zum Disclaimer von Qaim: Es ist beim Einreichen eines Artikels bei einer Fachzeitschrift notwendig etwaige Interessenkonflikte anzugeben. Forschung die also beispielsweise von Industrieunternehmen finanziert wird, muss hier deklariert werden.

  5. Gentechnisch manipulierte Nahrungs- wie Nutzmittel haben ihre Begründung im wirtschaftlichen Erfolg derselben. Hier Risk-Reward-Überlegungen oder den guten alten ROI bzw. den Gemeinnutzen [1] auszuklammern ist ungünstig und vermutlich auf ein allgemeines Angst-Phänomen zurückzuführen. Die german angst ist hier zu nennen, auch wenn eine Debatte über die Risiken dieser Entwicklung natürlich wichtig ist. – Die nächste Genkartoffel kann soz. immer die letzte sein, ganz flapsig formuliert. – Die Ratio darf bei Debatten wie diesen jedenfalls nie draußen bleiben.
    Guter Artikel!
    MFG
    Dr. Webbaer
    [1] gerade auch für die aufstrebenden Wirtschaftsnationen

  6. @Tobias Interessanter Beitrag, und eine Bitte vorab:
    Die Links im Beitrag öffnen sich immer im gleichen Fenster, das heißt, wenn ich von Beitrag zu Link wechsel, muß ich den Vor- oder Rückwärtsbuttondes Browsers nehmen. Das gleichzeitige Öffnen mehrerer Links ist nicht möglich. Es scheint nicht an meinen Browsereinstellungen zu liegen, da es bei einigen anderen scienceblogs mit dem Öffnen als neues Fenster funktioniert. Ich weiß nicht, vielleicht ist dieser Effekt von Ihnen gewollt, wenn nicht, können Sie das ggf. ändern?
    Nur eins zum Text: “Qaim erklärt am Ende seines Artikels, dass keine industriellen Interessenkonflikte die Objektivität des Artikels beeinträchtigten:” Ja, was soll er anderes erklären?!?

  7. @roel
    Der nicht webunerfahrene Bär möchte Ihnen gerne an dieser Stelle den Hinweis zukommen lassen, dass es sich hier um eine Einstellung [1] handelt, die den einen womöglich erfreut und den anderen unerfreut zurücklässt. Anders formuliert: Nutzen Sie den rechten Mausklick im Browser Ihrer Wahl und wählen dann “in neuer Tab öffnen (sofern Ihr Browser Tabs (also neue “Fenster” innerhalb Ihrer Browserumgebung) unterstützt)” oder “in neuem Fenster” öffnen, sofern Sie eine neue Browser-Instanz, also einen neu gestarteten Browser mit angefordertem Inhalt, öffnen wollen.
    Bedenken Sie auch, dass viele gerne im selben Browserfenster bzw. in der selben Browser-Tab navigieren. Dabei die Browser-History-Funktion nutzen…
    HTH
    Dr. Webbaer
    [1] andere Einstellungen sind möglich, können aber ganz ähnliche Nachfragen generieren wie jetzt Ihre hiesige

  8. @roel

    Nur eins zum Text: “Qaim erklärt am Ende seines Artikels, dass keine industriellen Interessenkonflikte die Objektivität des Artikels beeinträchtigten:” Ja, was soll er anderes erklären?!?

    Es geht hier um die Finanzierung der Arbeit, sollte der Autor bzw. dessen Arbeit bspw. Monsanto-finanziert sein, wäre eine diesbezügliche Aussage nicht möglich.
    HTH
    Dr. Webbaer

  9. @Dr. Webbär, Karl Mistelberger und Tobias
    Danke für die Tips! Etwas schneller ist der von Tobias.

  10. Es würde vorerst reichen, wenn Gentechnikgegner die Ergebnisse der zuständigen
    europäischen Behörde für Nahrungsmittelsicherheit (EFSA) anerkennen und nicht
    ignorieren würde.
    Dazu würde es vermutlich enorm beitragen, wenn die EFSA wenigstens mal Ansätze von Bemühungen zeigen würde, Interessenskonflikten in den eigenen Reihen zu begegnen. Aber solange die EFSA das Sprungbrett zur Karriere bei Monsanto ist, sind da doch erhebliche Zweifel angebracht.

  11. OT: cmd-Klick bewirkt sofort das Öffnen der Links in einem neuen Tab. Kontextmenü ist nicht nötig.
    Zum Thema:
    Ich verstehe diese Angst. Nichts genaues weiß man nicht, wie man so schön sagt, und den Glauben an das, was Industrie und industriefreundliche Politiker so alles erzählen, haben die meisten Bürger und Bürgerinnen doch längst verloren. Und man darf nicht erwarten, daß sich jede/r dann hinsetzt und erst mal die Details erkunden und abwägt.
    Daß auch eine Menge irrationaler Pseudoargumente auftauchen, ist leider normal, darf den skeptischen Bürgern aber nicht zum Vorwurf gemacht werden.
    Und daß neben denkbaren biologischen Risiken auch die Monopolisierung des patentierten Saatgutes eine enorme Rolle spielt, ist ja auch verständlich. Das sollte man nicht beiseitefegen mit Pseudoargumenten wie, daß das auch mit nicht-gentechnisch manipuliertem Saatgut möglich wäre.

  12. Steffen, ich kenne diese von dir angesprochenen Berichte ja auch. Ich versuche aber mich und die Leser hier nicht anhand von Berichten sondern von wissenschaftlichen Publikationen zu informieren. Wenn du dir die verlinkte Originalstudie durchliest, wirst du eine Fülle an Referenzen zu anderen, wissenschaftlichen Publikationen finden, welche die von Qaim dargestellten Ergebnisse stützen.
    Ich stimme auch mit deiner fatalistischen “der Mensch ist schlecht”-Sicht nicht überein. Wie jede anderen Technologie auch, bietet die Grüne Gentechnik Chancen und beinhaltet Risiken. Mein Artikel thematisiert, dass die der Wahrnehmung in Deutschland die Chancen unter- und die Risiken überbewertet werden.
    Der Begriff “Grüne Gentechnik” hat sich eingebürgert, um die Pflanzengentechnik von anderen Anwendungsbereichen abzugrenzen, wie zum Beispiel der Roten oder Weissen Gentechnik. Siehe hierzu auch: http://de.wikipedia.org/wiki/Gentechnik#Techniken_nach_Anwendungsbereich
    Wieso denkst du, der Begriff sei irreführend?
    Generell würde ich dich bitten, deine Kritik etwas genauer zu fomulieren, so dass wir hier auf spezifische Punkte eingehen können. Nimm dir doch erst mal die Zeit und lies dir die verlinkten Originalpublikationen durch, vielleicht auch jene Frage+Antwort Artikel, die ich weiter oben in den Kommentaren verlinkt habe. Sie sind jetzt ja öffentlich kostenlos zugänglich (das war der Anlass für diesen Blogpost).

  13. “Und daß neben denkbaren biologischen Risiken auch die Monopolisierung des patentierten Saatgutes eine enorme Rolle spielt, ist ja auch verständlich. Das sollte man nicht beiseitefegen mit Pseudoargumenten wie, daß das auch mit nicht-gentechnisch manipuliertem Saatgut möglich wäre. ”
    Wieso ist es ein Pseudoargument wenn man darauf hinweist dass auch konventionell gezüchtetes Saatgut durch den Sortenschutz zum geistigen Eigentum einer Firma bzw. Person wird? Ist es nicht viel mehr ein Pseudoargument wenn man sich an geistigem Eigentum stört wenn es GMOs betrifft, nicht aber bei allen anderen Züchtungen? Solche Argumentationen zeugen doch davon dass es einem nicht wirklich um IP geht sondern um GMOs. Ansonsten würde man ja nicht gegen GMOs wettern sondern gegen Patentgesetzte

  14. Also ich finde diesen Beitrag etwas Verantwortungslos!
    Zum einen gibt es Berichte die zeigen, dass ,z.B. Bt-Mais od. Baumwolle, gerade nicht den Effekt haben den Einsatz von anderen Giftstoffen zu vermindern. Aus Indien gibt es Berichte, die zeigen genau das Gegenteil. Alles in allem: man kann nicht absehen was man da in die Umwelt bringt und welche Auswirkungen es langfristig haben wird!!
    Zumal das Problem der Welternährung auch anders gelöst werden kann.
    Zum Zweiten: Der Mensch ist schlecht, aus diesem Grund wird eine verantwortungsvolle Umgehensweise mit GMOs nicht möglich sein. Es wird immer Konzerne (ganz vorn Monsanto) geben die sich nur bereichern wollen (was sich nie ändern wird). Genau darum ist der Ansatz Organismen künstlich zu verändern der “falscheste” den man gehen kann.
    Und nur weil es schon so viel von dem “Mist” gibt (Baumwolle, Mais, Reis …), heißt es nicht das es ok oder gut ist.
    Und schon das Wort “Grüne Gentechnik” ist wirklich großer Unfug und sehr irreführend.

  15. @Steffen:
    “Genau darum ist der Ansatz Organismen künstlich zu verändern der “falscheste” den man gehen kann. ”
    Dir ist aber schon klar, das quasi alle Lebensmittel (auch der Bio-Apfel vom tegut) irgendwann mal “künstlich verändert” worden sind?
    “Zumal das Problem der Welternährung auch anders gelöst werden kann.”
    Das mit Sicherheit. Aber nur mit Teosinte kämen wir heut nicht besonders weit.

  16. Zum Zweiten: Der Mensch ist schlecht, aus diesem Grund wird eine verantwortungsvolle Umgehensweise mit GMOs nicht möglich sein.

    Genauso wichtig wie traditionelle, “konservative” Reaktionäre zu benennen und aufzubereiten, ist es natürlich auch “Öko”-Desorientierte [1] angemessen zu bearbeiten.
    Lustigerweise geschieht das auf den doitschsprachigen ScienceBlogs ganz unzureichend; man hat fast den Eindruck, dass auf die traditionelle Esoterik fixierte Kräfte rückwärtig selbst niedrig unterwegs sind und anderweitige Esoterik (“Atom”, Atheismus, Zukunfts- und Technikfeindlichkeit aller Art) bereitzustellen geneigt sind.
    Diesbezügliche Blogs sollen hier ungenannt bleiben, sind aber erkannt.
    MFG
    Dr. Webbaer (Wie das hiesiger Inhaltemeister sehen?)
    [1] der Dreck von gestern in neuen Gewandt

  17. Es ist schon traurig, was viele Leute für ein Bild von der Gentechnik haben, Aussagen wie “Da sind Gene drin? Das ess ich nicht” sind ja keine Seltenheit. Schon die Nobelpreisträgerin Christiane Nüsslein-Volhard hat ja versucht aufklärerisch zu wirken (http://www.eb.tuebingen.mpg.de/abteilungen/3-genetik/christiane-nusslein-volhard/offener-brief-an-wolfram-siebeck) , aber es kommt einfach zu wenig an.
    Eine wirkliche Diskussion kann erst dann stattfinden, wenn die Kritiker auch wissen wovon sie reden. (Damit will ich nicht sagen, dass kein Kritiker weiß wovon er redet, sondern einfach zu viele)

  18. deri4rt,
    im Blogpost oben sind diskussionswürde Fragen aufgeworfen worden, darum soll es dann auch hier in der Diskussion gehen.

  19. @Jonathan
    Sorry Jonathan, dass ich dich jetzt dazu dränge über etwas zu reden wovon du wohl kaum eine Ahnung hast.
    Du könntest natürlich sagen, dass die Biotechnologie potent, effizient und allgemein ganz toll ist (den ersten beiden Adjektiven stimme ich übrigens zu) aber das wäre ja langweilig und eine Diskussion wie du sie willst und ich sie mir vorstelle würde ohne das Einbeziehen von Gegenargumenten nicht fruchten.
    Das richte ich auch mal in Richtung WeiterGen.
    Das einzige, was mich skeptisch verbleiben lässt und ich gerne von dir lesen würde ist, dass GMOs keine unabsehbaren Konsequenzen für Mensch und Biosphäre bereit halten. Falls dir das zu schwer ist würde ich mich auch mit “keinen schädlichen Konsequenzen” begnügen.
    Nichts in den Dimensionen der australischen Aga-Kröte oder der Colony Collapse Disorder und du könntest mich überzeugen.
    Nur ein kleiner Satz und das bischen Risiko würde in meinem geistigen Schatten einer gigantischen Woll-Milch-Brennessel … verdrängt? … eingehen? … verkümmern? … mir fällt kein passendes Wort ein.
    Auf baldige Antwort und viel Erfolg
    und du könntest mich überzeugen.

  20. Hey WeiterGen,
    ein echt toller Artikel, habe ihn gleich mal von meinem Blog aus verlinkt, werde wohl in Zukunft noch mehr Artikel von Dir vor allem zur Gentechnik verlinken. Wirklich sehr interessante und lesenswerte Artikel mit meiner Meinung nach sehr fundierten Aussagen! Mach weiter so und lass Dich von den Grünen keinesfalls einschüchtern! 😀
    LG Nathanael

  21. deriv4rt,
    Ihre Aussage, Grüne Gentechnik könne die “Biosphäre kippen” ist weder theoretisch geschweige denn praktisch in irgend einer Weise nachvollziehbar. Ihre Phantasie mag Stoff für einen apokalyptischen Film bieten, mit der Realität hat sie nichts zu tun.
    Es gibt ebenfalls keine haltbaren Argumente, die stützen würden, dass der Anbaus gentechnisch veränderter Pflanzen mit dem massenweise Sterben von Bienevölkern zu tun hat. Siehe dazu auch die dreizeilige Zusammenfassung in der Wikipedia:
    http://en.wikipedia.org/wiki/Colony_collapse_disorder#Genetically_modified_crops_.28GMO.29
    Wer vom Schöpfungsgedanken Abschied nimmt, erkennt, dass sich unsere Lebensgrundlage ständig ganz ohne unser Zutun verändert . Täte sie das nicht, gäbe es weder “Leben” noch uns selbst. Weiter beeinflussen wir genetisch spätestens seit Erfindung des Ackerbaus unsere Nutzpflanzen ganz erheblich, und zwar in einer weit weniger nachvollziehbaren Weise, wie das die Grüne Gentechnik tut.
    Im Artikel oben wird dargelegt, dass gentechnisch veränderte Pflanzen ökonomisch und ökologisch einen Nutzen bieten.

  22. Ich wäre ehrlich gesagt an konkreten Endzeitszenarien interessiert, bitte lassen Sie Ihrer Phantasie in Form eines Kommentars freien Lauf!

  23. Ich bezog mich auf die aufgeworfene Frage:
    “Warum erkennen die vor allem in Mitteleuropa, eingeschlossen Deutschland, verbreiteten Gentechnikgegner diese Argumente nicht an?”
    Dachte, dass schließt meine Aussage auch ein.
    Vielleicht gab es aber auch Missverständnisse, deswegen formuliere ich es nochmal neu und in anderem Kontext.
    Eine Pflanze, die bestimmte bessere Eigenschaften als ihre Vorgänger hat, bringt natürlich einen ökonomischen Vorteil und wird bevorzugt gewählt. Dass so die Anbauflächen für transgene Pflanzen wachsen und dass dieses “Pro”-Argument bei den Kritikern nicht greift, weil sie eine andere Perspektive auf die Fragestellung haben, sollte dann auch keinen mehr wundern, DENN …
    Ja, die Gentechnik könnte die Ernährungsprobleme losen (wahrscheinlich direkt nachdem sie das Verteilungsproblem gelöst hat), den Klimawandel beeinflussen und revolutionäre neue Material-Fertigungen und -Kreisläufe schaffen ABER
    sie kann auch unsere Biosphäre kippen, für immer!
    CCD hat schön illustriert, wie unvollständiges Wissen und Fortschritt ausschlagen können.
    Wenn sie dieses Problem aber nicht auf Chemikalien sonder auf einen neuen persistenten GMO zurückzuführen wäre, was hätten sie dann gemacht?
    Resistente Bienenarten oder Voll-autogame Nutzpflanzen? Ganz egal für welchen Weg sie sich entscheiden würden, die Ursache könnten sie nicht rückgängig machen.
    Wir verändern etwas dauerhaft, dass wir immer noch nicht ganz verstehen, unsere Lebensgrundlage.
    Later Alligator

  24. Wir verändern etwas dauerhaft, dass wir immer noch nicht ganz verstehen, unsere Lebensgrundlage.

    Hat der Mensch (vs. Bär) immer schon so gemacht. Zum Glück! – Ebenfalls zum Glück! fluppt es dbzgl. seit der Europäischen Aufklärung sogar noch besser.
    Ihre Einwände werden dadurch nicht unberechtigt, aber die o.g. Begründung ist schlecht.
    MFG
    Dr. Webbaer

  25. Das hier vorgeschlagene “Kippen” ist denkbar und darum auch möglich. Selbstverständlich ist eine derartige Apokalyptik zurzeit jedenfalls wenig günstig, kann aber in absehbarer Zukunft, nun, aktuell werden.
    Es gibt verschiedene End of the World-Szenarien, sicherlich sind diese ein wenig schlechtgelaunt – http://www.ted.com/talks/stephen_petranek_counts_down_to_armageddon.html -,aber eben denkbar.
    Man könnte hier noch ein wenig ausbauen, Dr. W belässt es an dieser Stelle aber gerne bei Andeutungen, aber so ganz falsch sind pessimistische Sichtweisen nicht. Darum auch der weiter oben erfolgte Hinweis auf Risk-Reward-Überlegungen, das grundsätzliche humane (vs. bärische) Vorgehen an sich und (neu) auf Expansionsbemühungen, denen sich der Mensch (vs. Bär) beizeiten (und hoffentlich rechtzeitig) unterwerfen wird.
    MFG
    Dr. Webbaer

  26. Schreiben Sie einen dbzgl. Artikel und Dr. W wird womöglich seine “Phantasie” bemühen; hier ist es deplatziert.
    BTW: Hey, zurzeit ist dieser Abnehmer ja höchst zufrieden bei Ihnen, was war aber seinerzeit mit Tiefpunkten wie Ihren Angriffen auf Jörg Friedrich und Andrea Thum? – Old Webbaer gutes Gedächtnis haben und gerade auch ex post sieht’s noch sehr mau aus.
    Das aber nur nebenbei…
    🙂
    MFG
    Dr. Webbaer

  27. @Tobias:
    Schätze, du hattest mal wieder Lust, hirnverbrannte Kommentare einzusammeln? 😉
    Das zweiteilige Lemaux-Papier in den Annual Reviews kann ich jedem ans Herz legen, es fasst wirklich vieles zusammen.
    Und grundsätzlich wird ein „es gibt keine Hinweise auf eine Gefährdung“ die Kritiker nicht ruhigstellen können – diese gehen im Regelfall vom Schlimmsten aus und sprechen von einem unkalkulierbaren Restrisiko. Dieses wird dann zur absoluten Apokalypse hochgespielt. Dabei wird eigentlich immer vergessen, dass es Technologie-immanente Risiken unplausibel sind und dass ein minimales Restrisiko in der Tat nie ausgeschlossen werden kann, und zwar bei keiner Maßnahme.
    Ich verstehe diese Hysterie gegen die grüne Gentechnik hierzulande auch überhaupt nicht. Die Leute haben irgendwie verpasst, gegen die rote und weiße Gentechnik zu sein und können sich jetzt halt an der Landwirtschaft abarbeiten.
    Offen gestanden, hängt mir das Thema seit den letzten idiotischen Aktionen ziemlich zum Hals raus.

  28. Die Menschen haben Angst vor Gentechnik, weil sie nicht mit ihr in Kontakt kommen. Es ist bisher so gut wie niemandem passiert, dass er im Supermarkt ein Produkt aus dem Regal genommen hat, auf dem deutlich zu lesen stand, dass bei der Produktion Gentechnik im Spiel war. Die Konsumenten fühlen sich im goldenen Käfig “Europa” sicher vor Gentechnik. Wie wir aber aus dem obigen Artikel lernen (oder bereits vorher wussten) ist das blosse Einbildung.
    Sorry, wenn ich deshalb meinen früheren (konstruktiven) Vorschlag wiederhole:
    Transparenz ist der einzige Schlüssel um die Akzeptanz der Gentechnik in der Bevölkerung zu erhöhen. Wenn die Verbraucher es wollen (und selbst wenn sie es nicht explizit verlangen), warum soll man dann nicht ein T-Shirt dementsprechend kennzeichnen, wenn es mit gentechnisch veränderter Baumwolle hergestellt wurde? Nur eine solche Massnahme kann das Vertrauen der Bevölkerung wieder zurückgewinnen.
    Wer allerdings auf den rein wissenschaftlichen Standpunkt beharrt (dass z.B. eine solche Kennzeichnung unsinnig, weil nicht nachweisbar ist) der riskiert, dass die ablehnende Haltung der Bevölkerung weiter zunimmt je mehr Beispiele für “Gentechnische Unterwanderung” bekannt werden.

  29. Egal ob moderne Gentechnik(direkter Eingriff) oder alte Gentechnik(Selektion).
    Solange das Ergebnis zu Ungunsten der Allgemeinheit(un der Umwelt) und zum ausschließlichen Vorteil einer kleinen Minderheit beiträgt, ist dies abzulehnen.
    Damit meine ich insbesondere, daß Saatgut, statt aus einem Teil der Ernte gewonnen, für jede Aussaat neu gekauft werden muss.(+ der Gefahr von Monokulturen)
    Da müssen andere Lösungswege her.
    Gruß
    Oli

  30. Wie lange betreibt der Mensch nun schon Ackerbau und Viehzucht? So seit 10.000 Jahren? 10.000 Jahre gezielter Eingriff in das Genom! Warum wachsen heute noch auf Feldern Gräser und keine ausgewilderten Weizen- oder Roggenpflanzen? Kann es sein das diese Pflanzen, abseits der Felder, keinen evolutionären Vorteil haben? Kann es sein das, ganz nach Drawin “Survival of the fittest”, Nutzpflanzen an das Nutzen angepasst werden und nicht an die “freie Wildbahn”? Die Kartoffel kam aus der “Neuen Welt” (entdeckt 1492) zu uns. Ist das europäische Ökosystem deswegen “gekippt”? Welche “Neuen-Welt-Gene” haben sich denn ausgekreuzt? Gilt “Stärkeeinlagerung in Wurzelverdickungen” eigentlich als Erbkrankheit bei Pflanzen? Der Mensch hat, mit dem Import der Knolle, massiv in das Ökosystem eingegriffen, trotzdem gilt heute “Bio-Kartoffel”: gut, “Gen-Kartoffel”: schlecht! Gibt es dafür eine halbwegs logische Erklärung? Haben die Gen-Gegner wirklich davor Angst, das ein nichtnatürliches Stärkeverhältnis in gv-Kartoffeln sich auf die europäische Wildkartoffel (kenn ich gar nicht) auskreuzt? Oder die Kartoffel endemische Arten verdrängt, was bei den historischen Sorten schon nicht passiert ist?

  31. deriv4rt,
    nicht jeder kann ein Fachmann für alles sein, das gilt genauso für die Grüne Gentechnik. Es ist bekannt, dass der Mensch Dinge die er nicht kennt oder beurteilen kann als risikoreicher einschätzt als sie eigentlich sind. Ein Grund warum ich hier zu Themen der Grünen Gentechnik schreibe ist also auch Aufklärung. Das verlangt allerdings auch die Bereitschaft der Mitdiskutanden, sich zu informieren, auf Argumente einzulassen und die eigene Meinung zu hinterfragen. Zur Meinungsbildung sind oben im Artikel ja etliche Links zu weiteren Artikeln zum Thema gesetzt, beispielsweise wie das mit dem Bt-Mais eigentlich funktioniert.
    Generell ist meine Erfahrung mit Trollen recht beschränkt. Wirksame Strategien waren bislang auf eine sachliche Diskussion zum Thema des jeweiligen Artikels zu achten – in diesem Fall also die Diskrepanz zwischen der weltweiten Akzeptanz der Grünen Gentechnik – basierend auf langjähriger Erfahrung, etlicher Feldversuche, hunderter Studien und Publikationen, die Risiko und Nutzen für spezifische Produkte evaluieren – und der ablehnenden Meinung vieler Gegner der Grünen Gentechnik hierzulande.

  32. WeiterGen,
    mir gefällt nicht, was ich von ihnen lese.
    Sie thematisieren die Risiken der Gentechnik, wie ich sie vermute (ich sprach bewusst nie von grüner Gentechnik) nicht, weil sie sie für ausgeschlossen halten/hielten (?) und loben meine Phantasie für ihre Filmreife.
    Es bestürzt mich, dass ich ihnen als Laie das Potenzial der Gentechnik, wie ich es sehe, erklären muss, btw. dass sie die bereits praktizierten Modifikationen und Prinzipien (Kinderspielchen im Vergleich zu dem was noch kommen mag) nicht gedanklich auf andere Organismen (Plural) anwenden und mit einer völlig unangebrachten Erwähnung, dass sich doch unser Ökosystem (auch durch uns) ständig ändert, den Schlussstrich ziehen.
    Ein beliebiger Organismus, der nach dem Bt-Prinzip gegen alles mögliche immunisiert wurde und deswegen viele andere ökologisch relevanten Organismen in seiner Umgebung nicht existieren können.
    Oder ein beliebiger, sehr gefragter aber lokal und/oder zeitlich begrenzter Organismus (z.B. Trüffel), der durch die Veränderung überall wie blöde wächst, das Nahrungsangebot stark beeinflusst und so das Artengleichgewicht stört.
    Oder ein beliebiger Organismus, der profitmaximierend eine signifikant höhere Wachstums- und Reproduktionsrate hat und deswegen sein artverwandtes Original verdrängt.
    Oder ein beliebiger Organismus, der aus gesundheitlichen, industriellen oder geschmacklichen Gründen veränderte Inhaltsstoffe bildet, die problematische Nebeneffekte in Sekundärprozessen (in allem möglichen, dass diese Inhaltsstoffe außerplanmäßig verwertet) hervorruft.
    Wem das noch nicht pessimistisch genug war, hier kommt die Keule: Strengen sie ihre Phantasie an und vereinen sie diese Eigenschaften doch mal zu einen Organismus … einem möglichst ökologisch kritischen (Plankton?).
    Wie gesagt, Kinderspielchen.
    Nun zu dem “unser Ökosystem ändert sich doch eh”.
    Ich habe mal irgendwo einen schönen Informationshappen aufgeschnappt, von dem ich wahrscheinlich nicht alles korrekt wiedergeben kann und ich gerade zu faul bin, es zu suchen aber es reicht auch so.
    Und zwar war es die gesamte Erdengeschichte runter gebrochen auf eine 24h Skala, in der (ich glaube) seit den letzten 4 Stunden dieser Geschichte Leben existiert und erst in den letzten 20 Sekunden (das ist deutlich bei mir hängen geblieben) der Mensch aufkam.
    Die Fülle an neuen Arten, die wir erschaffen könnten würden auf dieser Skala in den Millisekunden-Bereich gehen und ich wäre schon mehr als erstaunt wenn irgend einem größeren Mehrzeller dieser Zeitraum zur Anpassung reicht (Bedenken sie z.B. auch den Klimawandel).
    Die zeitlichen Größenordnungen sind nicht vergleichbar! Hinzu kommt:
    Ja, der Mensch verändert durch Zucht/Kreuzung schon seit einiger Zeit Arten (bestes Beispiel sind vielleicht Hunde). Hier werden Organismen aus der Natur genommen und einer künstlich erhöhten (Quasi-) Mutation und/oder einer gezielten Selektion ausgesetzt aber diese Möglichkeiten beschränken sich (meistens?) auf die Artverwandtschaft. Die Gentechnik allerdings ermöglicht Methoden, die so stark veränderte Organismen hervorbringen kann, dass mit der Größe der Veränderung und dem Grad der Exotik die Wahrscheinlichkeit, dass solch ein Organismus auch auf natürlichem Wege entstanden wäre, immer kleiner wird.
    Wir verlassen den Darwin’schen Rahmen!
    In mehr als 500 mio. Jahren wurde jede noch so kleine Nische vom Leben erobert, was zu einem enorm komplexen System führte, das von Korrelationen nur so strotzt. Wie anmaßend es doch ist, zu glauben einzelne Elemente verändern zu können ohne, dass sich das gesamte System, je nach Bedeutsamkeit des Elementes, mit verändert.
    Gut möglich, dass ihre Erfahrungen mit Forentrollen sie so antworten lässt aber, da sie meine Bedenken so jovial weggewischt haben und ohne jeden Kenntnisstand über meine Person urteilten, haben sie die folgenden Worte verdient.
    Die Wissenschaft lebt von der Skepsis.
    Freunden sie sich mit dem Konjunktiv an.
    @ Webbaer
    Ich mag ihre Antworten. Dass WeiterGen sich doch erstmal selbst Gedanken machen soll bevor er ein paar Antworten bekommt ist eine pädagogisch wertvolle, sehr schöne Antwort. Auch das TED-Video war (trotz des ufologischen Touches) ganz gut. Ich wusste bereits von der interspezies-Genübertragung (vor allem bei Einzellern), bin mir aber dieser Sache nicht so sicher und gerade zu faul danach zu suchen. (Hat das etwa gefehlt in meinem Text oder ist er auch ohne durchschlagend genug?)
    Aber ihre Formulierungsart ist ätzend.
    Later Alligator

  33. Grad der Exotik

    Was kann man darunter verstehen? Flugunfähige Vögel, Tiere die ihre Frühchen in Hautfalten transportieren, Käfer die Gift spritzen oder Tiere die ihre Hautfarbe ändern? Da kann man von Glück reden das sich Monsanto noch nicht mit der Luftwaffe zusammen getan hat und possierliche Tierchen mit Sonar ausgestattet hat damit sie auch bei kompletter Dunkelheit in Rumänien ihr Unwesen treiben – Das gäbe ganz schöne Gruselgeschichten, auch wenn die PR-Abteilung sie ganz euphemistisch “Fledermäuse” oder “Flughunde” nennen würde.

  34. @deriv4rt

    Wir verlassen den Darwin’schen Rahmen!

    So gut kenn ich mich bei dem Rahmen, den Darwin gesetzt hat, nicht aus. Ich war immer der Meinung in der natur gilt “Survival of the Fittest”, das Überleben des am besten an die Umweltbedingungen angepassten Lebenwesens. Wird das in Zukunft nicht mehr gelten? Oder ist eher der biblische Rahmen gemeint: “Die Natur ist von Gott geschaffen” – 11. Gebot: “Du sollst nicht wissentlich oder gezielt Gene verändern”?

  35. [Zucht & Kreuzung] Hier werden Organismen aus der Natur genommen und einer künstlich erhöhten (Quasi-) Mutation und/oder einer gezielten Selektion ausgesetzt aber diese Möglichkeiten beschränken sich (meistens?) auf die Artverwandtschaft. Die Gentechnik allerdings ermöglicht Methoden, die so stark veränderte Organismen hervorbringen kann, dass mit der Größe der Veränderung und dem Grad der Exotik die Wahrscheinlichkeit, dass solch ein Organismus auch auf natürlichem Wege entstanden wäre, immer kleiner wird.

    Halte ich für Unsinn. Monstren zu erzeugen ist auch mit Zucht möglich. Außerdem möchte ich gerne wissen, wo die Grenze zwischen „quasi-natürlicher“ und „nicht-natürlicher“ Manipulation liegen soll.

    In mehr als 500 mio. Jahren wurde jede noch so kleine Nische vom Leben erobert, was zu einem enorm komplexen System führte, das von Korrelationen nur so strotzt. Wie anmaßend es doch ist, zu glauben einzelne Elemente verändern zu können ohne, dass sich das gesamte System, je nach Bedeutsamkeit des Elementes, mit verändert.

    Ökosysteme sind nicht statisch, und wir greifen durch die Landwirtschaft und alle anderen möglichen Tätigkeiten massiv in Ökosysteme ein. Die Gentechnik kann sogar helfen, diese Eingriffe zu vermindern – Beispiele für verminderten Einsatz von Pestiziden wurden genannt.

  36. @ deriv4rt
    Ich kann mir natürlich alle möglichen Horrorszenarien ausdenken wie uns die Gentechnik um die Ohren fliegen könnte. Das Problem hierbei ist: Nicht alles was Denkmöglich ist, ist auch wahrscheinlich. Es bedarf schon eines konkreten Einwandes und nicht nur diffuser Ängste.
    Man sollte sich ruhig mal klar machen, was so einen Organismus im wesentlichen ausmacht, der braucht Energie zum leben und dann muss er sich auch noch reproduzieren können wenn er wirklich eine Gefahr darstellen soll ( Stichwort: Terminator-Gene können so etwas also vorbeugen, aber die werden ja auch kritisiert)
    Jetzt ist es ja so, dass Pflanzen je nach Art, an unterschiedlichen Standorten unterschiedlich gut gedeihen und da sind sie durch millionen von Jahren von Evolution auch ziemlich gut angepasst. Jeder Organismus steht also vor einem Optimierungsproblem. Man müsste also davon ausgehen, dass es so eine globale Lösung einer Pflanze gibt die alle anderen speziell angepassten Pflanzen auf ihrem Gebiet schlägt, wenn ich die Ängste die einige Gegner haben richtig interpretiere. Das ist allerdings unplausibel.
    Weiterhin muss man sehen, wenn ich einen Organismus bastel, dann sind mir physikalische Grenzen gesetzt. Er muss sich schon an die Spielregeln der Naturgesetze halten, ich kann also nicht jeden Organismus beliebig mächtig machen. Jeder Organismus braucht also um seine verschiedenen Funktionalitäten zu erfüllen, Energie und die steht nicht unbegrenzt zur Verfügung, wo ich Energie in die eine Komponente reinstecke, fehlt sie mir an einer anderen.
    Wenn wir uns auf das Beispiel von Anhaltiner, weiter oben beziehen, da wird das schön klar. Unseren Nutzpflanzen, hat der Mensch zum Beispiel abverlangt in das Wachstum von Organen zu investieren, die in diesem Ausmaß, ohne die Tatsache, dass der Mensch diese verspeist, keinen Nutzen für die Pflanze hätten. Dadurch aber, dass wir diese Teile gerne verspeisen, und deswegen der Pflanze helfen zu wachsen und zu gedeihen, sorgen wir dafür, dass die Gene der Pflanze in die nächste Generation überleben.
    Aber zu welchem Preis? Unsere Pflanzen sind verhätschelte Diven geworden. Ohne die schützende Hand des Menschen sind sie gar nicht überlebensfähig in der freien Wildbahn, denn da sind die Anforderungen schlicht anders. Die gehn da ein, denn sie stecken nun Energie in Organe die sie unter diesen Bedingungen, in diesem Ausmaß, nicht brauchen und dadurch haben sie einen Nachteil.
    Und genau diesen Regeln hat sich auch jede gentechisch veränderte Pflanze zu stellen. Sie kann nicht einfach auf unseren Feldern super gut wachsen und uns als Energie-Lieferant dienen und gleichzeitig ihre wilden Kumpels aufmischen.
    Wegen dieser Überlegungen habe ich keine Angst vor gentechnisch veränderten Pflanzen. Wenn man möchte kann man sich zwar immernoch ausdenken, was alles schief laufen könnte. Aber ich finde ein Verdacht muss schon begründet sein, sonst braucht man gleich nicht aus dem Bett aufstehn, wenn man befürchten muss dass einem vor der Haustür ein Klavier auf den Kopf fällt.

  37. @deriv4rt

    Wir verlassen den Darwin’schen Rahmen!

    Nicht ganz klar, grundsätzlich ist Dr. W zudem auch Technologieoptimist, also womöglich doch nah beim Inhaltemeister [1], aber klar ist auch, dass die Genmanipulation, die Gendatenbasis ist weitgehend unverstanden und man stochert im Dunklen herum, meist mit Erfolg, nicht ohne Risiko ist, weil man nicht versteht, was man letztlich tut.
    Das ist kein rein philosophischer Einwand, denn das “Programm” (Herr Fischer, ein weiterer hiesiger Inhaltemeister, lehnt diesen vehement Begriff ab, Dr. W explizit nicht) weist eine große Komplexität auf und wird – diese Prognose sei erlaubt – nie humanerseits verstanden werden. – Punktuelle Änderungen haben nachweislich großen Nutzen, aber dennoch fällt es schwer sich hier, in Anbetracht der denkbaren Risiken, wirklich zu erwärmen.
    Es scheint allerdings auch sehr unwahrscheinlich, dass eine bestimmte Genmanipulation fatale Folgen haben wird, eben wieder wegen der großen Komplexität der genannten Datenhaltung, so dass man letztlich vermutlich auch halbwegs fröhlich wird weitermachen können ohne dass es zu großen Schäden kommt.
    MFG
    Dr. Webbaer
    [1] der trotz eindeutiger Hinweise weiterhin mit dem “Troll”-Begriff hantiert

  38. @Anhaltiner:

    Die Kartoffel kam aus der “Neuen Welt” (entdeckt 1492) zu uns. Ist das europäische Ökosystem deswegen “gekippt”?

    Das ist an dieser Stelle ein schlechtes Argument. Wir haben wirklich an allen Ecken und Enden arge Probleme mit eingeschleppten, nicht endemischen Arten. Und das kann natürlich prinzipiell auch mit GMOs passieren, ist aber eben kein spezifisches Problem der Gentechnik.

  39. @Anhaltiner

    Ich war immer der Meinung in der natur gilt “Survival of the Fittest”, das Überleben des am besten an die Umweltbedingungen angepassten Lebenwesens.

    Das ist nicht (mehr) die übliche Sicht auf die Dinge, wenn sie es jemals war.
    MFG
    Dr. Webbaer

  40. deriv4rt,
    fast 1800 Wörter in einem Kommentar und dennoch nur heisse Luft.
    Deine Ansichten sind vor Allem von Unkenntnis grundsätzlicher biologischer Zusammenhänge im Allgemeinen und zum Potential und der Risiken der Gentechnik im besonderen geprägt. Das ist kein Vorwurf, sondern eine Aufforderung dich doch auch selbst weiter zu informieren, bevor hier anfangen im Kreis zu diskutieren.
    Zur Grünen Gentechnik kann ich beispielsweise die Seite http://www.transgen.de empfehlen. Unabhängige Informationen und Hintergründe und immer aktuell.
    Ausserdem: CCD hat aller Wahrscheinlichkeit nach nichts mit Gentechnik zu tun, wie weiter oben bereits dargelegt.

  41. @Anhaltiner
    Es ist kein sehr elegantes rhetorisches Mittel, so viele Frage zu stellen, von denen einige durch Nachdenken hätten vermieden werden können.
    Ausnahmsweise widme ich mich allen halbwegs relevanten aber wiederholen werde ich das sicher nicht. Es liegt doch auch in ihren Interesse, dass ich ernst nehme, was sie schreiben.
    Dass sie sich stark auf die Kartoffel versteifen und mir nicht auf der, von mir gewünschten, abstrakteren Ebene begegnen, missfällt mir einerseits, vereinfacht die Beantwortung aber andererseits.
    “Wie lange betreibt der Mensch nun schon Ackerbau und Viehzucht? So seit 10.000 Jahren?”
    Gut möglich, ich kenne den Zeitraum auch nicht. Wir wären uns aber sicher mit “seit Längerem” einig.
    Ihr Folgesatz ist aber ziemlich falsch und irreführend.
    “Warum wachsen heute noch auf Feldern Gräser und keine ausgewilderten Weizen- oder Roggenpflanzen?”
    Beantworte ich weiter unten.
    “Kann es sein das diese Pflanzen, abseits der Felder, keinen evolutionären Vorteil haben?”
    Sehr wahrscheinlich, dass es sein kann. Es könnte auch sein, dass, so wie urbane Nagetiere, manche Pflanzen stark auf menschliches Mitwirken angewiesen sind.
    “Kann es sein das, ganz nach Drawin “Survival of the fittest”, Nutzpflanzen an das Nutzen angepasst werden und nicht an die “freie Wildbahn”?”
    Kann ebenfalls sehr wahrscheinlich sein, ändert aber nichts.
    “Die Kartoffel kam aus der “Neuen Welt” (entdeckt 1492) zu uns. Ist das europäische Ökosystem deswegen “gekippt”?”
    Klares Nein.
    Welche “Neuen-Welt-Gene” haben sich denn ausgekreuzt?
    Absolut keine Ahnung.
    “Gilt “Stärkeeinlagerung in Wurzelverdickungen” eigentlich als Erbkrankheit bei Pflanzen?”
    Ich würde jetzt gerne meinen Joker nehmen.
    “Der Mensch hat, mit dem Import der Knolle, massiv in das Ökosystem eingegriffen, trotzdem gilt heute “Bio-Kartoffel”: gut, “Gen-Kartoffel”: schlecht! Gibt es dafür eine halbwegs logische Erklärung?”
    Kann man doppeldeutig verstehen. Der massive Eingriff der Killer-Kartoffeln wurde wohl aus dem selben Grund abgeschwächt, “warum […] heute noch auf Feldern Gräser und keine ausgewilderten” Killer-Kartoffeln wachsen.
    Zu dem “Bio = gut, GM = schlecht”. Das ist eine Sache des Bildungsstandes und der (selektiven!) Risikowahrnehmung. Dazu sage ich weiter unten etwas.
    “Haben die Gen-Gegner wirklich davor Angst, das ein nichtnatürliches Stärkeverhältnis in gv-Kartoffeln sich auf die europäische Wildkartoffel (kenn ich gar nicht) auskreuzt?”
    Ich glaube stark, dass das auch eine rhetorische Frage ist. Unterstellen sie den Gen-Gegnern da nicht ein bisschen zu viel Sachverstand?
    “Oder die Kartoffel endemische Arten verdrängt, was bei den historischen Sorten schon nicht passiert ist?”
    Ich weiß leider so gut wie nichts über die Arten (-Verteilung) der Kartoffel und da ich erst zarte 27 bin, habe ich auch nichts von dem massiven Ökosystem-Eingriff mitbekommen aber, jetzt, wo sie mir die Augen geöffnet haben, kriege ich da schon ein bisschen Angst.
    Ich beantworte diese Frage mal zaghaft und unter Vorbehalt mit Ja.
    Hoffentlich konnte ich alle Fragen zufriedenstellend beantworten. Jetzt Folgt meine Stellungnahme.
    Die Kartoffel ist weder … WAAAAAARF!!!
    Da mache ich mir die Mühe und zerlege dezidiert ihren Post, wollte mich gerade anschicken ernsthaft darauf zu antworten und kriege zu sehen, dass sie mit zwei zweitere Posts mit rhetorischen/irrelevanten Fragen geantwortet haben.
    Leck mich.
    @Martin (Detritus)
    Auf den ersten Satz kann ich umfassend und gut antworten muss aber ein wenig weiter ausholen.
    Um so ein groteskes Monster durch Zucht und Kreuzung zu erzeugen, wäre eine Methode, dass man den Ursprungsorganismus einem mutagenen Faktor aussetzt (Strahlung, Chemikalien, etc.) und die daraus resultierenden Mutationen solange fortführt und begutachtet, bis die gewünschte Mutation, mit womöglich noch vielen anderen, in einem Organismus eingetreten ist. Nun hat man auf der einen Seite einen Organismus mit der gewünschten Gensequenz und vielen anderen unerwünschten und auf der anderen den Ursprungsorganismus, den man nur um diese eine Sequenz erweitern will. Diese beiden Organismen werden solange mit einander gekreuzt und das Resultat selektiv wieder mit dem Ursprung usw. bis am Ende der Ursprungsorganismus wirklich nur diese eine Gensequenz enthält.
    Das ist Darwin im Fast-Forward mit künstlicher Selektion.
    Wie groß wäre wohl der Aufwand um mit dieser Methode eine fluoreszierende Maus mit drei Ohren zu bekommen?
    Ich glaube nicht, dass es prinzipiell unmöglich ist, wohl aber, dass es ein unrealistisch langwieriges Unterfangen wäre.
    Was ich mit Darwin’schem Rahmen meine wird hier deutlich. Es gibt Wahrscheinlichkeiten, die selbst in einem 9-stelligen Jahresintervall natürlich nicht eintreten.
    Und durch die Gentechnik könnten solche “unnatürlichen” Organismen innerhalb eines erdgeschichtlichen Blinzelns ökologische Relevanz erlangen.
    Ökosysteme sind nicht statisch. Korrekt. Und der Mensch greift durch Landwirtschaft, etc. massiv in das Ökosystem ein. Ebenfalls korrekt.
    Ich meine mich sogar an folgendes erinnern zu können, dass man die Verläufe der römischen Imperien durch den CO2-Gehalt der Atmosphäre an Baumringen ablesen kann.
    Ja, und sogar beim Klimawandel könnte uns die Gentechnik helfen, die Reduzierung der Pestizide da aber wohl nicht so ausschlaggebend ist.
    Stell dir einen Rock-Eating Moos vor (Phantasterei, volle Deckung), das in den Temperaturverhältnissen von Wüsten mit minimalem Wasserbedarf überlebt, die Dünenbewegung stoppt, Wasser länger in Erdnähe speichert und so das Fundament für größere Pflanzen legt. Wäre das nicht phantastisch?
    Und trotzdem gebietet der Skeptiker in mir, inne zu halten, denn hier würde ein “neues” Ökosystem entstehen und ein “altes” verdrängt.
    @WeiterGen
    Ich habe mir das alles irgendwie anders vorgestellt. Dass entweder jemand mir wirklich gute Gegenargumente liefert, die ich nicht beim ersten oder zweiten Überdenken packen kann oder ich jemandem zu einem Sinneswandel verhelfe. Es ging mir nicht darum, mikrobiologisch Haare zu spalten sondern eher ums Prinzip. In Form wie:
    Können GMOs durch ökonomische oder kompetitive Vorteile die Mehrheit stellen?
    Ja/Nein.
    Können unbekannte Phänomene und Relationen (gravierende) Probleme auslösen?
    Ja/Nein.
    Danke.
    Eine Frage der Wahrscheinlichkeit ist eine Frage der Zeit.
    Womöglich ist meine Skeptische Haltung übertrieben und meine Wahrnehmung und Denken nicht klar aber angesichts der möglichen und undenkbaren Szenarien und dem Einsatz, der hier auf dem Spiel steht, gehe ich lieber auf zwei Nummern sicher als einen Schritt zu viel.
    Und bitte beachten sie, dass auch ihre Wahrnehmung selektiv ist. Ich verteufele nicht die Gentechnik, ganz im Gegenteil, ich bestaune ihr Potenzial aber solange die wissenschaftlichen Bemühungen nicht zuallererst zu getestet wirksamen Krisenplänen/Gegenmaßnahmen/Sicherheitsvorkehrungen führen und finale Tests immer noch in der Wildbahn durchgeführt werden müssen, sie soll man auch ein so komplexes System simulieren (unbekannte Faktoren sollten aber unbedingt auf anderem Wege entdeckt werden), würde ich sie, konträr zur Realität (!), sehr stark regulieren.
    Es stimmt schon, dass unser, allen voran, mein Unwissen über die Zusammenhänge die Situation düsterer färbt. Vor einiger Zeit schwankte ich noch abwägend zwischen Pro und meist Contra aber seit CCD (ich winke so ungern damit, weil es eigentlich themenfremd ist) kondensierte meine verneinende Haltung zur Gentechnik in ihrem jetzigen Habitus.
    @Sim
    Danke für den schönen Kommentar. Die spezifische Anpassung hatte ich in der Tat nicht gebührend berücksichtigt aber dennoch gibt es ein paar Punkte, an denen der Skeptiker ansetzten kann bzw. nicht weichen muss.
    Es als diffuse Angst zu bezeichnen ist allerdings unfair. Für mich ist es eine plausible Möglichkeit und der derzeitige Umgang mit dieser Technologie bzw. die dahinter stehende Interessenlandschaft beunruhigt mich zwar, von irrationaler Panik kann aber nicht die Rede sein.
    Die Terminator-Methode greift leider nicht allumfassend genug um es als wirklich sichere Lösung zu präsentieren. Sie schließt lediglich alle negativen Effekte aus, die auf der autonomen Reproduktion fußen (und auch dass nicht hundertprozentig*). Darüber hinaus denke ich, ist sie bei Tieren unhandlicher, kaum ein Landwirt hat einen Inkubator oder ausreichend fruchtbare Tiere um durch künstliche Befruchtung auch ausreichend GM-Tiere zu erzeugen und z.B. die Tiere zentral zu “erzeugen”, kurz zu halten und dann auszuliefern ist ein respektabler Kostenfaktor, der den normalen Lizenzgebühren gegenübersteht.
    … Mir viel gerade auf, dass man hier auch nach dem Antibabypille-Prinzip vorgehen könnte. Ich kann mir jetzt nicht erklären warum es GM-Tiere gibt, die ihre natürliche Fruchtbarkeit behalten haben. Da muss es doch einen Grund geben.
    Ich versuche ja, den Themenkomplex “Monsanto” zu vermeiden aber es muss gesagt werden, dass die Terminator-Methode auch einen monopolistischen Beigeschmack hat und so die angepriesenen Problemlösungen relativiert werden, es also eher ein Druck- als ein Sicherheitsmittel sein könnte.
    “Man müsste also davon ausgehen, dass es so eine globale Lösung einer Pflanze gibt …”
    Es ist ein ökonomisches Interesse, einen möglichst großen Markt zu bedienen. D.h. also entweder wirklich EINE Lösung zu entwickeln oder einen regionalen GMO an andere Regionen anzupassen. (Steckt das nicht gerade in den Kinderschuhen?)
    Aber, dass es wirklich einen Organismus gibt, der global allen seinen Verwandten überlegen ist, halte ich auch für unplausibel (in den Meeren sieht es für mich anders aus) aber regionale Überlegenheit dagegen ist natürlich möglich und die Summe daraus ergibt …
    Aber auch ohne die globale Armageddon-Keule ist ein regionaler Bezugsraum (siehe Regenwälder) schon ausreichend genug.
    Zu den beliebig mächtigen Arten denen eine begrenzte Energiezufuhr zur Verfügung steht.
    “Unsere Pflanzen sind verhätschelte Diven geworden.” Also vielleicht doch genug Energie für optimierte “omnipotente” Pflanzen.
    Dass unsere Nutzpflanzen auf unsere Bedürfnisse zugeschnitten wurden und ohne uns nicht überleben würden ist nur eine Seite, denn sie sind ja auch nur die eine Seite der Ungleichung.
    Stellen sie sich die Erde vor, als gäbe es keine Menschen. Nun vergleichen sie diesen Urwald mit dem, wie sie heute aussieht und es wird klar, dass die Menschheit die “Natur” (im ursprünglichen Sinne) verdrängt und partiell kultiviert. Wir passen den einen Teil an und der andere Teil? Passt sich (teilweise) ihm an.
    Wie würde wohl die Natur reagieren, wenn wir alle erdenklichen Schädlinge von unseren Agrarflächen verbannen würden?
    Verändertes Artengleichgewicht? Extinktion? Resistenz? Gar nicht? Ist eben schwer zu sagen, finde ich.
    Wenn sie diese Begründungen nicht besorgen, haben sie sicher auch keine Angst aus dem Haus zu gehen und mitten in Europa von einem Moskito mit Malaria beglückt zu werden.
    *)
    Ich fühle mich ein bisschen unwohl, hier den Experten zu widersprechen.
    Es gibt Auskreuzung zwischen verwandten Arten und vielleicht sogar noch andere Wege der Übertragung, wer weiß.
    Ich las vor Jahren zum ersten mal was davon und es begegnete mir daraufhin immer wieder (zuletzt in Dr. Webbaers TED-Talk).
    Eine Schlussfolgerung daraus wäre mal wieder, es ist nur eine Frage der Zeit.
    Bis Terminator-Gene native Verwandte unfruchtbare Nachkommen zeugen lassen oder z.B. immunisierende Gensequenzen in nativen Verwandten landen, die dann wahrscheinlich einen Vorteil gegenüber den Unveränderten hätten UND sich reproduzieren könnten.
    Ohne diese Interaktion wäre das Prinzip der Sterilisation aber ausreichend denke ich, um reproduktionsbedingende Nebeneffekte (die wohl unkontrollierbarsten) auszuschließen.
    @Dr. Webbaer, Kommentar 9, Abs. 3
    In einem hinreichend zyklischen System sind relativ beispielsweise fatale und dennoch verkannte Folgen derart formgegeben wie reziproke oder langweilige Aktionsvektoren auf-, neben- und vorhanden, bedauerlicherweise ebenso, ebenso bedauerlich perpetuierend, die Perzeption – natürlich ist das spekulativ aber berechtigt, und so zweifelbeschwert ob ein Ausatmen geboten ist, zum Grad der Komplexität.
    Soooooooo. Das war anstrengend.
    Aufgrund der allgemeinen Nachfrage und zur Steigerung des Unterhaltungswertes erweitere ich meinen (ellenlangen) Argumentekatalog um einen Punkt.
    Mit dem Fortschreiten der Gentechnik ist es realistisch, dass eines schönen Tages so Scherzkekse wie z.B. ich zu Hause ihre biologisch-apokalyptischen Visionen verwirklichen. Intelligente Tauben, Dinosaurier, parasitäre Moskitos, you name it.
    Later Alligator

  42. @deriv4rt
    Ich muss sagen, ich kann nicht erkennen, was ihre prinzipiellen, grundsätzlichen Einwände gegen die Gentechnik sind. Können Sie sie in ein paar Stichpunkten zusammenfassen?
    Zum Thema „Darwinscher Rahmen“:
    Das Mutationszucht im Prinzip „Evolution Fast Forward“ ist, ist schon klar. Ich zielte in meiner (eiligen) Frage darauf ab, dass horizontaler Gentransfer, wie er mit der Gentechnik mitunter künstlich herbeigeführt wird, in der Natur auch auftritt, also per se nicht „unnatürlich“ ist. Bei Bakterien ist das Gang und Gäbe, in bestimmten symbiontischen Systemen kommt das zwischen pro- und eukaryotischen Systemen mit relativ hoher Frequenz vor, auf evolutionärem Maßstab gesehen.
    Du gehst in deinem Kommentar darauf ein, dass so eine Rekombination in der freien Natur wohl sehr selten vorkommen würde:

    Wie groß wäre wohl der Aufwand um mit dieser Mthode eine fluoreszierende Maus mit drei Ohren zu bekommen?
    Ich glaube nicht, dass es prinzipiell unmöglich ist, wohl aber, dass es ein unrealistisch langwieriges Unterfangen wäre.

    Ja, mit der Gentechnik wird die Rekombination von Genen weit verwandtschaftlich weit voneinander entfernter Arten möglich – das ist neu. Die konventionelle Zucht ist durch sexuelle Inkompatibilitäten eingeschränkt, womit der verfügbare Pool an Genen entsprechend eingeschränkt ist.
    Der Transfer von Genen zwischen sexuell inkompatiblen Arten halte ich nicht für so problematisch – die Grenze der sexuellen Inkompatibilität ist ja erst einmal willkürlich, auf genetischer Ebene teilen sich ja auch viele reproduktiv inkompatible Organismen Gene – ich erinnere an die Ähnlichkeit der ganzen Affengenome untereinander, und wie viele Gene der Mensch sogar noch mit Schwein und Maus gemein hat.
    Die Antwort auf ihre obige Maus-Frage ist die also Zeit, die dafür benötigt würde, einen bestimmten Phänotyp zu erzeugen. Wie rechtfertigen Sie die Wahl dieses Kriteriums?
    Man kann bestimmte Eigenschaften wie Herbizidtoleranz auch mit konventioneller Züchtung erzeugen (Bsp.: Clearfield-Pflanzen von BASF), nur dauert das in der Tat viel länger. (Nebenbei bemerkt kräht bei Clearfield-Raps kein Hahn nach Auskreuzung der Resistenzgene in nahe verwandte Wildarten, ein Grund weshalb ich das Bild der Gentechnik für so verzerrt in der öffentlichen Wahrnehmung empfinde.)
    Die Monstren, die wir mit der Zucht erschaffen haben, wie das Getreide Triticale – eine Kreuzung aus Weizen und Roggen, wobei Weizen allein eine Kreuzung aus drei Wildgrasarten darstellt. Der Begriff „Qualzucht“ verdeutlicht, dass man man mit konventionellen Methoden durchaus auch ethisch nicht vertretbare Organismen schaffen kann, mit der Gentechnik ist das sicher auch prinzipiell möglich.
    Ich finde es also wichtiger, auf die Resultate zu schauen, anstatt auf die Methode, mit der man diese erlangt.
    Entscheidend ist doch, welche Eigenschaften das neue Gen hat. Kodiert das Transgen für einen toxischen Stoff, wird die transgene Pflanze giftig sein. Kodiert das Transgen für ein Allergen, verhält es sich analog. Die Aufgabe der Risikobewertung ist entsprechend, das Risikopotential des Transgens zu bewerten. Ob die Eigenschaft, der Phänotyp der Pflanze nun durch einen Prozess erzeugt wurde, der evolutionär wahrscheinlicher oder unwahrscheinlicher ist, ist doch sekundär. Zumindest sehe ich nicht, inwiefern das ein gültiges Kriterium sein kann, wenn doch heutige Kulturpflanzen schon so verschieden von ihren Vorfahren sind (Bsp Teosinte/Mais)
    Es kocht alles darauf hinunter: Mit der Gentechnik muss, wie mit jeder Technologie, verantwortungsvoll umgegangen werden. Angesichts der derzeitigen Überregulierung von GVOs muss man sich aber fragen, ob das wirklich angemessen ist, wo doch konventionelle Sorten praktisch ohne solche Zulassungshürden auf den Markt dürfen.

  43. @deriv4rt: Ich möchte eigentlich nur auf eine Sache von dir eingehen. Du sagst

    Um so ein groteskes Monster durch Zucht und Kreuzung zu erzeugen, wäre eine Methode, dass man den Ursprungsorganismus einem mutagenen Faktor aussetzt (Strahlung, Chemikalien, etc.) und die daraus resultierenden Mutationen solange fortführt und begutachtet, bis die gewünschte Mutation, mit womöglich noch vielen anderen, in einem Organismus eingetreten ist. Nun hat man auf der einen Seite einen Organismus mit der gewünschten Gensequenz und vielen anderen unerwünschten und auf der anderen den Ursprungsorganismus, den man nur um diese eine Sequenz erweitern will. Diese beiden Organismen werden solange mit einander gekreuzt und das Resultat selektiv wieder mit dem Ursprung usw. bis am Ende der Ursprungsorganismus wirklich nur diese eine Gensequenz enthält. Das ist Darwin im Fast-Forward mit künstlicher Selektion.

    Du machst es dir hier leichter als es in Wirklichkeit ist. Wenn du nämlich einen Organismus mit mutagenen Substanzen nur so zuballerst, schädigst du seine DNA so massiv, dass er so gut wie nicht mehr lebensfähig ist bzw. seine Keimzellen so geschädigt sind, dass er sich nicht mehr fortpflanzen kann. Setzt du ihn allerdings nur für kurze Zeit einer geringen Strahlendosis aus, so induzierst du nur wenige Mutationen, von denen die meisten durch eigene DNA-Reparaturmechanismen wieder korrigiert werden. Ein Monster ist so also nicht wirklich möglich und deine Idee vom Hin- und Herkreuzen übertrieben.

  44. Wenn ich auch sonst nicht mitreden kann (mangelns Fachwissen) dennoch hier zwei Links zum Thema CCD, die andernorts erfreut aufgenommen wurden: ⇒hier und ⇒hier. Ich verlinke die Originalkommentare, da ich mich nicht mit fremden Federn schmücken möchte!

  45. Ich glaube nicht, dass der mitteleuropäische Verbraucher befürchtet eine rote Knollennase zu bekommen, wenn er genmanipulierte Tomaten isst. Aber offensichtlich findet er es pervers, wenn Pflanzen so manipuliert werden, dass sie Unmengen von bestimmten Pflanzengiften vertragen, damit die Hege und Pflege unkompliziert und damit besonders preiswert erfolgen kann. Wenn damit dann die Umwelt mehr als nur normal belastet wird und andere Pflanzen in der Umgebung der neuen Sorte am Pflanzengift zwar partizipiern, aber nicht vertragen und eingehen, so finde ich, die haben recht. E 10 wird von vielen auch nicht verweigert, weil sie Angst vor Motorschäden haben, sondern weil sie es absurd finden, dass wir Ackerflächen nicht zur Lebensmittelproduktion benutzen, sondern um unsere Autoindustrie vor Investitionen für abgasärmere Motoren zu schützen.
    Wie wär`s denn mal mit genmanipulierten Politikern? Vielleicht wäre deren Pflege durch die Industrie auch leichter?

  46. @mp3
    Du hast irgendwie im Einleitungsartikel etwas überlesen! Die manipulierten Pflanzen benötigen weniger Pest-, Fungi- oder/und Herbizide! Damit wird Deine Argumentation mit der Umweltbelastung hinfällig.
    Deine E-10 Argumentation sehe ich ebenso!
    Was ich wiederum nicht verstehe, ist Dein Ruf nach genmanipulierten Politikern. Das muss doch bereits Realität sein – oder wie erklärst DU Dir das, was uns als Politik verkauft wird, sonst?
    Angie als geklonter Hellmut (die ‘Formen’ nähern sich ja schon langsam an, das Aussitzen ebenfalls und es gibt weitere Hinweise (irgendwo im Netz bestimmt!) 😉

  47. Es mag ja stimmem, daß die Bedenken, die manche Leute wegen der Technik haben, unbegründet sind. Aber nur die Technik alleine zu betrachten, ist etwas zu kurz gegriffen – man muß sich hier das gesamte System anschauen.
    Zum Beispiel, was das immer wieder vorgebrachte Argument betrifft, GVO können den Hunger der Welt stillen: rein theoretisch mag das stimmen. Aber zur Entwicklung eines GVO ist sicher ein gewisses Forschungsbudget notwendig, und die Firmen, die dieses aufwenden, machen das ja nicht aus reiner Nächstenliebe, sondern wegen des Profits. Das heißt, daß viele Länder, die von GVO profitieren würden, gar nicht in den Genuß derselben kommen, weil sich die Firmen dort keinen profit versprechen. Auch haben diese Betriebe natürlich ein Bestreben danach, “den Kunden an das Unternehmen zu binden”, wie man es immer so schön nennt. Im Falle der grünen Gentechnik ist das allerdings leicht untertrieben, da eigentlich in den meisten Fällen die Bauern, die derartiges Saatgut gekauft haben, gar keine andere Möglichkeit mehr haben. Und es ist auch eine praktische Möglichkeit, andere Bauern, die noch nicht Kunde sind, “zu gewinnen”, indem man nämlich regelmäßig kontrolliert, ob die Pflanzen auf Feldern von Bauern, die keine Kunden sind, vielleicht durch Pollenflug verunreinigt sind – die kann man dann gleich wegen unerlaubten Anbaus ohne Lizenz verklagen, wie im Fall von Percy Schmeiser passiert.
    Siehe übrigens auch die Doku “Mit Gift und Genen” über Monsanto – bei Youtube dürfte es mittlerweile mehrere Versionen davon geben.

Schreibe einen Kommentar

Schreibe einen Kommentar zu WeiterGen Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert