Anleitung zum Bloggen und Linktips neue Wissenschaftsblogs

Genug Artikel über Blognetzwerke. Hier gibts Empfehlungen für neue Wissenschaftsblogs und eine kurze Anleitung, wie man selbst das Bloggen anfängt.


Im vorletzten Artikel wurden hier einige neue englischsprachige Blognetzwerke vorgestellt. Sie sind alle auch in der linken Spalte in meiner überarbeiteten Blogroll aufgeführt. Dort sind in der letzten Zeit auch einige deutschsprachige Biologie-Blogs hinzu gekommen. Hier eine Auswahl an Empfehlungen:
Gute Gene, schlechte Gene ist ein bitter benötigtes Blog zur Akzeptanz der grünen Gentechnik. Die fachlich durchweg kompetenten Autoren bringen jahrelange Diskussionserfahrung aus dem Transgen-Forum mit. Bitte unbedingt weiter Bloggen!
Gedankenabfall wird von einem Biologen geführt, der aus Spaß schreibt, niemandem verpflichtet ist, nicht kritikscheu ist und sich über Kommentare freut. Klingt vertraut!
Das TATA-Blog von Joe Dramiga. Joe ist Neurogenetiker und beschreibt sich selbst als freier Wissenschaftsjournalist. Von Tätowierungen über die Physik des Bieres bis zu Stechmücken. Alles Themen bei ihm im Blog.
Tautomerie ist ein unterhaltsam geschriebenes Chemie-Blog einer wohl demnächst diplomierten (oder bachelorisierten?) Chemikerin. Eine nerdigere Emailadresse habe ich lange nicht gesehen.
Ratioblog. Geschrieben von Michael Hohner: Kritische Betrachtungen über Naturwissenschaften, Alternativmedizin, Alltagsmythen, Parawissenschaften und Wissenschaft in den Medien. Noch Fragen?
Enkapsis gibts schon etwas länger (seit neun Monaten). Die den Life-Sciences gewidmete Seite macht den Eindruck ein komplettes Newsportal zu sein, wird aber nur vom notorischen Dr. Glucose betrieben – wenn er denn mal wieder schreibt.
Hinter dem leider nur sporadisch aktualisierten Impfblog steht die geballte Kompetenz von Impfinformationen.de. Die Autorin schreibt außerdem ein Blog auf Englisch. Ich fände es schön, wenn mehr Artikel zu medizinischen Themen auf Deutsch erschienen.


Ich habe sicher nicht den kompletten Überblick über alle tollen Blogs zu biologischen oder medizinischen Themen und würde mich sehr über weitere Verlinkungen in den Kommentaren freuen. Meine Wahrnehmung ist trotzdem, dass es im deutschsprachigen Raum einfach zu wenige Wissenschaftsblogs gibt. Daher hier eine kurze Anleitung, wie man zum Wissenschaftsblogger wird. Es ist einfach.
1. Blog einrichten
Es gibt eine Reihe kostenloser Anbieter für Blogs. Zum Beispiel WordPress, Blogger oder Tumblr. Jeder Anbieter hat eigene Vorteile, WordPress ist wahrscheinlich das meistgenutzte System. Innerhalb von ein paar Minuten hat man dort sein Konto eingerichtet, das eigene Blog angemeldet und ist online. Eine Email-Adresse reicht. Ein Blog besteht grundsätzlich aus zwei Teilen. Der eine ist der öffentlich sichtbare, der andere ist der private, redaktionelle Teil. Im redaktionellen Teil werden die Artikel erstellt, außerdem können das Erscheinungsbild und die Einstellungen des Blogs angepasst werden. Was zuerst verwirrend wirkt erklärt sich schnell von selbst. Es besteht übrigens kein Zwang seinen eigenen Namen zu verwenden, man kann selbstverständlich unter einem Pseudonym bloggen.
2. Artikel schreiben
Es macht Sinn sich Gedanken zu machen, über was man denn eigentlich schreiben möchte, bevor man sich das Wunschblog reserviert. Man braucht kein ausgearbeitetes Blogkonzept, aber zwei, drei Ideen für erste Artikel schaden nicht. Selbstverständlich kann man einfach über private Erlebnisse schreiben. Wenn sich diese im akademischen und wissenschaftlichen Umfeld abspielen, ist das ein Wissenschaftsblog. Es gibt noch andere Artikeltypen, die man häufig in Wissenschaftsblogs findet: Man kann Wissenschaftsnachrichten kommentieren oder kritisieren, man kann über wissenschaftliches Grundlagenwissen und aktuelle Forschungsergebnisse schreiben. Weit verbreitet sind auch kritische Artikel zu Pseudo- und Parawissenschaften. Hier bei den ScienceBlogs gibts außerdem noch die Disziplin Comics und Musikvideos einbinden, sowie Religionsbashing.
3. Ein paar Regeln
Es gibt nur wenige Regeln und Einschränkungen: Das Urheberrecht muss beachtet werden. Die Arbeit anderer in Ausschnitten zu zitieren (mit Quellenangabe) ist gut. Komplett kopieren geht nicht. Fotos sind zumeist ebenfalls urheberrechtlich geschützt, aber Bilderdienste wie flickr oder der von google bieten die Möglichkeit gezielt nach Fotos zu suchen, die explizit eine Weiterverbreitung erlauben. Generell gilt: Je kontroverser und meinungsstärker der Blogpost werden soll, desto besser muss er durch Recherche und Quellenangaben abgesichert sein. Verleumdungen und Beleidigungen sind auch im Internet nicht legal.
4. Wo kommen die Leser her?
Selbstverständlich kann man sein Blog nur für sich selbst oder für sich und die Familie schreiben. Wer jedoch Interesse hat, dass die selbstverfassten Artikel auch von anderen wahrgenommen werden, kann dem mit ein paar Tricks nachhelfen. Leser kommen entweder direkt auf die eigene Seite, über Suchmaschinen, oder über dritte Webseiten. Die Zahl der direkten Hits kann man erhöhen, in dem man gut schreibt und zum Beispiel einen RSS-Feed der eigenen Artikel anbietet. So kommen Leser wieder. Das bessere Auffinden durch Suchmaschinen ist eine eigene (Pseudo)-Wissenschaft, genannt SEO. Ein einfacher Tip reicht: Die Überschrift zum Artikel soll informativ sein und zum Thema des Textes passen. Leser über dritte Websites bekommt man durch Verlinkungen. Sei es durch direkte Erwähnungen wie die Blogs in diesem Artikel weiter oben, durch eigene (sinnvolle) Kommentare in Foren, Blogs und auf Nachrichtenseiten, oder durch die Auflistung des eigenen Blogs in der Blogroll anderer.
Generell gilt: Wer viele Leser möchte, sollte regelmäßig und oft unterhaltsam interessanten, aktuellen Content bloggen. Eine Binsenweisheit – und gar nicht so einfach.
Nachtrag: Gerade gesehen Lars Fischer, der Grandseigneur der Wissenschaftsblogs, hat eine Liste mit Tips zusammengestellt, wie man gute Blogposts schreibt.

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37 Kommentare

  1. Bald geht es wieder ran an den Speck, versprochen! Danke für die Erwähnung in deinem Artikel!

  2. Sowas wie “Gute Gene, schlechte Gene” habe ich gesucht, danke sehr!
    Meine Mutter ist Anhängering von Bionahrung, aber durchaus empfänglich für Argumente bez. Gentechnik, daher ist das genau das Richtige 🙂

  3. 4. Wo kommen die Leser her?

    Hier greift auch das sogenannte Publizistenparadoxon:
    Bist Du (das amer. “Du”, so wie “man” verwendet) gut, bleibt der Leser weg wg. Nix-Capito.
    Die üblichen Ansätze sind dann auch eher verständlich, dem allgemeinen Empfinden entsprechend zu berichten und sich eine Gemeinde zu schaffen. Dabei auch Moden berücksichtigend und flexibel seiend, die “großen deutschen Blogger” funktionieren meist (ausschließlich?) so.
    Und da wir nicht mit SEO [1] kommen wollen, ein frecher Gedanke für einen anspruchsvollen Blogger BTW, bleibt eigentlich nur mehrschichtig vorzutragen, die unterschiedlichen Anspruchslagen berücksichtigend, und die wichtige Sache mit der Populärsache zu verbinden.
    Idealerweise subversiv, so dass der Leser es nicht merkt (oder schon merkt, aber eben nur teilweise, die Nichtmerker berücksichtigend).
    Soweit die Theorie, der potentielle große deutsche Blogger darf aber auch gerne erst einmal mit Nazivorwürfen an eine bekannte deutsche Persönlichkeit herantreten, auch das funktioniert – “irgendwie erstmal”.
    MFG
    Wb
    [1] Klassisches SEO funktioniert wohl nur sehr eingeschränkt, aber was gut geht ist: Immer wieder bestimmte Themen anzusprechen und hervorzuheben, die gut laufen und eine feste Abnehmerschaft haben, man erklärt und “widerlegt” [i] z.B. eine bestimmte Esoterik, dann ist die bereits eingestimmte (Skeptiker-)Gemeinde zu Frieden und eigens angereiste Esoteriker ebenfalls.
    [i] “Widerlegen” geht meist nicht, aber als unwissenschaftlich herausstellen schon…

  4. Ich habe eine nerdige E-Mail-Adresse… 😀 Yay!
    Zudem muss ich bestätigen, dass ich erst mitten in meiner Bachelorarbeit stecke. Aber der Master kommt auch. Und dann der Doktor. Und dann die Weltherrschaft.
    Vielen Dank für die Verlinkung (und die Erwähnung in deiner Blogroll). Das motiviert ungemein. 🙂
    Anna

  5. Hallo Tobias! Danke für die Erwähnung meines Blogs. Ich habe mir die anderen Blogs angesehn und finde sie lehrreich und unterhaltsam. Also, “Gute Gene, schlechte Gene” hat mir die Augen geöffnet. Der Artikel über Leonardo Da Vincis Maltechnik bei “Tautomerie” war der Hammer. Bei Ratioblog ist immer eine schöne Prise Humor dabei. Also ich blogge noch nicht lange, aber ich kann sagen, dass ich durch das Lesen der Blogposts und der entsprechenden Kommentare an einem Tag mehr lerne als an manchem Seminar an der Uni.

  6. @Anna

    Ausserdem muss ich bestätigen, dass ich erst mitten in meiner Bachelorarbeit stecke. Aber der Master kommt auch. Und dann der Doktor. Und dann die Weltherrschaft.
    Das gibt dann ja sicher mit zoonpolitikon ein Kampf bis aufs Messer. Das Leben wird noch mal spannend.

  7. ama,
    an dem idealen Webseitenaufbau bin ich auch interessiert. Am besten wäre ein prominenter, aktueller Startartikel, darunter kleiner die letzten drei bis fünf und darunter Themenseiten, denen neue Artikel nach Tags automatisch zugeordnet werden. Am ehesten gibts sowas als WordPress Template, habe da aber derzeit keinen Überblick.
    Die Übersichtlichkeit der Informationen ist wichtig und man muss zwischen regelmäßigen Besuchern und Besuchern über Google unterscheiden.
    @alle:
    das oben erwähnte TATA-Blog zieht zu den Wissenslogs:
    http://lichtblume.wordpress.com/2010/08/18/umzug-nach-wissenslogs/

  8. Das TG-1 http://www.transgallaxys.com/~kanzlerzwo/ zu “verbloggen” wäre eine Tautologie. Das TG-1 ist ja schon eine Art der Darstellung mittels Skript-Technik.
    Forums-Skripte gehen in die Breite (die auch noch recht gut handhabbar ist) und die Blog-Skripte ziehen ALLES durch einen Flaschenhals. Bei den Themen im TG-1 braucht man die optische Breite. Ein Blog-Skript würde das nicht schaffen. Die Kombination von Blog und Forum (wie bei http://www.kidmed.de) ist ein Weg. DAZU muß aber noch die Aufbereitung in Webseiten kommen, wo man wirklich völlige optische Gestaltungsfreiheit hat.
    http://www.pharmamafia.com Pack das mal in einen Blog. :-)))))))
    Aber RSS von Hand…? Nichts für mich, dazu bin ich zu faul. 🙂
    Manchmal braucht man eine eigenständige Domain für ein Thema:
    http://www.kindersprechstunde.at/
    (“Kindersprechstunde” gibt es im Doppelpack! 🙂 )

  9. Ein dringend nötiges Blog zur grünen Gentechnik? Mensch, wenn ich Zeit hätte, würde ich ja kräftig Kommentare mit entgegengesetzter Meinung schreiben. Hast du den Film über Monsanto gesehen, der ab und zu bei Arte läuft?

  10. @ Andrea T.
    Offensichtlicher kann man es gar nicht mehr machen, wie nötig dieses Blog ist. Wenn jetzt schon SB-Blogger anfangen, diesen Propaganda-Film wiederzukäuen, Mann. Ich weiß nicht wie oft ich es schon gesagt habe, aber: Biotechnologie ist eine wissenschaftliche Methode, Monsanto ist ein gewinnorientiertes Unternehmen. Der Zusammenhang ist…?

  11. Andrea T.,
    deine Meinung zur Grünen Gentechnik dahingestellt, aber wieso sollte ein Blog zu diesem Thema nicht benötigt werden? Aufklärung ist dringend erforderlich.
    Und ja, den Film habe ich gesehen, ich habe sogar schon mal was zur Grünen Gentechnik geschrieben.

  12. @Tobias und Alexander: Na, da wird es ja Zeit, die Gegenseite zu stellen. 🙂 Eine Diskussion über die Argumente der Gegner und Befürworter wär doch spannend! Seid ihr dabei?
    Abgesehen davon: Aufklärung ist erforderlich, meiner Meinung nach aber in die andere Richtung. Schließlich sind genmanipulierte Pflanzen in weiten Teilen der Welt schon vielfach im Einsatz. Nur Deutschland und Europa halten sich noch etwas mehr zurück.

  13. @Andrea T.
    Die Sache ist doch janz einfach, so lange die “grüne Gentechnik” funktioniert ist es OK, Pflanzen produzieren Vitamine, die sie ansonsten nicht produzieren würden, was Mangelerscheinungen vorbeugt und bspw. Kartoffeln werden resistenter.
    ABER es gibt eben den philophischen Einwand, der nicht nur philosophisch ist, dass irgendwann die leckere Kartoffel auch die letzte Kartoffel sein kann. Wegen Side-effects oder Nebenwirkungen. – Dieses Argument kann man nicht einfach so unter Hinweis auf die üblichen Selektionsverfahren (a.k.a. Zucht) wegwischen. Das heißt aber auch nicht, dass man die Finger von der Gentechnik lassen muss oder sollte.
    MFG
    Wb

  14. gentechnik ist ein gigantischer schritt vorwärts im vergleich zu bisherigen zuchtmethoden: da wird auf zufall wert gelegt und man weiß gar nicht welche verborgenen genetischen eigenschaften die ausgewählte pflanze denn nun hat.. die bisherige selektion über den phänotyp ist unsicher und irreführend.. mit der gentechnik weiß man wenigstens was in der pflanze drin steckt und hat überhaupt erstmal die chance genveränderungen in der population zu verfolgen
    gerade die die jetzt schreien es gäbe ein risiko ignorieren dass dieses schon seit der ersten zuchtwahl überhaupt genauso vorhanden und genauso groß war.. aber erst jetzt ist es messbar, beobachtbar und endlich auch kontrollier und eingrenzbar
    man muss sich schon verdammt wenig gedanken über ein thema machen um nicht zu entdecken dass nicht das risiko ein neues ist sondern nur die kommunikation darüber..

  15. Für die Formalkacker dann so:

    Schließlich sind Pflanzen (bei denen durch Industrie Konzerne einzelen Gene gezielt manipuliert wurden) in weiten Teilen der Welt schon vielfach im Einsatz.

  16. Andrea T.:
    An einem gut dargelegten Blogeinträg wäre ich definitiv interessiert! Aber bitte, bitte, bitte mit belastbaren Quellen und Argumenten. Das ist bei diesem Thema leider so selten der Fall, daher finde ich den oben von Tobias genannten Blog so interessant. Was aus wissenschaftlicher Sicht gegen grüne Gentechnik spricht ist ja eben genauso wichtig wie was dafür spricht.
    Oh, und dass Monsanto böse ist, sollte jeder Biotechnologe wissen, sonst kann man ihn m. E. nicht ernst nehmen. Das heißt aber noch lange nicht, dass grüne Biotechnologie an sich böse ist, kann sie ja auch gar nicht sein.

  17. @CCS: grins So wie Uran nicht böse ist… 😉
    Der Beitrag dauert aber etwas, kannst du dir ja vorstellen. Aber interessant und den Aufwand wert wäre das Thema allemal.

  18. @Andrea:
    Das war jetzt natürlich sehr suggestiv, aber ja, auch Uran und seine radioaktiven Isotope sind an sich nicht böse oder gut.

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