Information is Beautiful

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Es ist der goldene Schuss für Informationsjunkies. David McCandless hat konzentriertes Wissen in hochreiner und ungestreckter Form aus zwölf Themenbereichen hervorragend aufbereitet und doppelseitig in seinem Buch “Information is Beautiful” graphisch dargestellt.


Welche konfliktbelasteten Themen sind in welcher Religion wie stark verboten? Ein Stammbaum der Rockmusik-Genres seit den 1960er Jahren. Welche Fische in welchem Weltmeer sind wie stark vom Aussterben bedroht? Wie gut ist die Indizienlage für die Wirksamkeit von rund 130 Nahrungsergänzungsmitteln und wie populär sind diese jeweils? Wie sieht die Evidenz für rund 80 Behandlungsmethoden der alternativen Medizin aus?
Wie ist die genaue Zusammensetzung der zwölf gängigsten Salatdressings? Das menschliche Genom mit topologisch zugeordneten Krankheiten graphisch dargestellt. Was sind weltweit die besten Rot-und Weißweine der letzten 20 Jahre? Ein Vergleich elektronischer und sensorischer Datenübertragungsraten: USB und Festplattengeschwindigkeit gegen Auge, Nase, Ohr. Todesursachen nach Wahrscheinlichkeiten geordnet. Und, und, und.
Information is Beautiful ist das ideale Coffee-Table Book für jede Bildungsbürgerwohnung. Die verwendeten Daten, zumeist aus dem Internet zusammengetragen, sind so aufbereitet, dass sich einem schon beim ersten Blick der Sinn der jeweiligen Grafik erschließt. Die Tiefe der verwendeten Informationen wird aber erst auf den zweiten und dritten Blick deutlich und es macht Spaß die Abbildungen Stück für Stück zu erschließen.
Der Autor des Buches ist kein unbekannter Informationsdesigner. Letzte Woche erst war eine Info-Grafik von im in der ZEIT: Die Bausteine des Menschen. McCandless schreibt außerdem das gleichnamige Information is Beautiful Blog. Eine Zierde für jeden RSS-Reader. Hier eingebunden eine Animation einer der typischen Grafiken von David McCandless:

Information is Beautiful ist als Hard-Cover bei Harper Collins erschienen. Das fast identische Buch für den amerikanischen Markt heißt “The Visual Miscellaneum”. Die 250 Seiten kosten bei amazon.de knapp 16 Euro. Gut angelegtes Geld für ein wunderschönes Buch, das auch hervorragend als Geschenk geeignet ist.

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14 Kommentare

  1. amazon macht es vor allem auch möglich, dass ich hier schnell und unbürokratisch deutsche und andere ausländische Bücher bestellen kann. Aber klar: Support your local Buchhändler!
    Ulf, geht das mit der kulturellen Verarmung auch konkreter, oder müssen wir raten was du meinst?

  2. Breitseite, keine Ahnung
    Ulf, also andere Absatzkanäle für Bücher schaffen, jenseits des Buchhandels und jenseits von Amazon.

  3. @ Tobias,
    das erfordert eine etwas längere Argumentationskette. Also:
    Autoren und Verlage, die ihre Bücher über Amazon vertreiben, machen dort nur minimalste Gewinnmargen, und müssen regelrechte Knebelverträge unterschreiben bzw. umfangreiche Rechte an ihrem Werk abgeben. Andererseits kann man es sich kaum leisten, wegen der marktbeherrschenden Stellung dieses Online-Dienstes nicht auf Amazon vertreten zu sein (Zur Verdeutlichung hier ein Original-Zitat eines potentiellen Lesers auf meiner eigenen Buchvorstellungstour: ‘Ein echtes Buch ist nur, was ich auf Amazon bestellen kann’ – ich fürchte diese Wahrnehmung ist weit verbreitet).
    Ergo lohnt es sich nur, Bücher zu schreiben, die hohe Auflagen erreichen – Bestseller eben.
    Was ein Bestseller wird oder nicht, hängt aber in den seltensten Fällen von der Qualität des Buches ab, sondern vielmehr vom Marketing. Wer es auf die Bestsellerliste vom Spiegel schafft, ist fein raus – it’s gone viral. Wer nicht, macht mit seinem Buch nur minimalste Margen, wenn überhaupt – im Normalfall ist man glücklich, den break even zu erreichen.
    Ein paar Fakten:
    Noch nie gab es in Deutschland so viele Neuerscheinungen wie 2009.
    Noch nie wurden in Deutschland so viele Bücher verkauft wie 2009.
    Noch nie wurden so wenige verschiedene Buchtitel in Deutschland verkauft wie 2009.
    Also: es wird mehr gekauft -aber fast auschließlich das, was auch alle anderen kaufen.
    Amazon ist übrigens dafür nicht alleiniger Grund (beispielsweise muss man inzwischen Regalplätze mieten, um sein Buch in der Buchhandlung ausgestellt zu wissen – das können sich wiederum nur große Verlage mit bestsellerträchtigen Titeln leisten).
    Im Endefekt wird es also immer unlukrativer, Bücher zu schreiben, die eben nur von wenigen tausend oder gar hundert Menschen gelesen werden – sei es wegen ihres Themas oder wegen ihres Anspruchs. Es dominiert das, was massentauglich ist. Nischen und Sparten für Anderes gibt es zwar natürlich, aber sie sind im Verschwinden begriffen.
    Q. E. D.

  4. Im Übrigen ist es zumindest EU-weit inzwischen sehr gut möglich auch Bücher aus anderen Ländern zu bestellen – die Grossisten sind ja inzwischen genauso weltumspannende Netze wie amazon. Mach doch den Versuch – innerhalb Deutschlands beispielsweise garantiert der Grossist prolit Bestellungen innerhalb 24 Stunden an deinen lokalen Buchhändler zu liefern – wie das dann nach Spanien funktioniert, müsste man mal testen…

  5. War auch mehr OT. Hatte mich vor ein paar Wochen zufällig mit ihm beschäftigt. Hätte aber vor 3 Monaten nicht einmal den Namen gewusst.
    Meine romantischen Anwandlungen hat der Satz am Ende des Wiki-Artikels jäh gestoppt:
    „Viele in Alaska reagieren mit Wut auf seine Dummheit. Man muß ein kompletter Idiot sein, sagen sie, um im Sommer 20 Meilen vom Parks Highway entfernt zu verhungern.“
    Konsequenterweise müsste er eigentlich den Darwin-Award kriegen, wie der, der mit zuwenig Wasser (Gewicht sparen!) das Death Valley allein durchqueren wollte und glaubich in Sichtweite des “Ufers” verdurstete.
    Ist aber wie gesagt OT.
    Wie hieß nochmal das Zitat “Schriftsteller sind nur Hilfskräfte der papierverarbeitenden Industrie” oder so? Das war aber vor dem EBook.
    Geht nicht über Book-on-demand auch ein kleinerer Druckauftrag recht günstig? Oder ist das nur für die “Familienverlage” interessant, wo der Onkel die gesamte Verwandtschaft mit seinen Werken eindeckt ohne Gewinnabsichten?

  6. @ Tobias
    du kannst dich sicherlich gut neben die Scientologen und Zeugen Jehovas der Innenstädte stellen und dort dein Buch öffentlich anpreisen…;-)
    Im Ernst: Über das Internet sind natürlich theoretisch viele Absatzkanäle denk- und schaffbar, und natürlich gehören Lesetouren zum Geschäft. Aber ich kriege oft zu hören: Ach ja, ich bestell mir dann dein Buch über amazon – womit ich dann nicht mal 2 % des Gewinnes mache, den ich bei einem Direktverkauf verzeichne.
    Wer unbedingt über Internet bestellen will, kann dies übrigens meist auch direkt beim Verlag tun – meist portokostenfrei und genauso schnell wie bei amazon.
    @ breitside: Die BoDs eigenn sich hervorragend für die Familienhistorie, aber sind für ‘echte’ Schriftsteller nur in Ausnahmefällen geeignet – wer in seiner Bibliographie einen Titel führt, der in Eigenverlag oder bei BoDs erschienen ist, wird als Schriftsteller nicht ernst genommen, weil hier eben keine Hürden des Lektorats zu überwinden sind. Ausserdem sind die Bücher graphisch oft laienhaft gestaltet – da kann man auch ein Word-Dokument ausdrucken und zum Binden in den Copyshop bringen. Wer dann mehr will, muss oft tief in die Tasche greifen. Servicemässig ist im Grundpreis oft nicht mal die Registrierung per ISDN Nummer drin – dies ist aber ein unbedingtes Muß für eine seriöse Publikation auf dem Buchmarkt.
    Ich kann jedem aspirierendem Schriftsteller tatsächlich nur den ‘klassischen’ Weg per schriftlicher Manuskripteinreichung empfehlen – ein hartes Stück Arbeit, dass isch aber dan im Erfolgsfall lohnt. Druchschnittlich rechnet man mit 150 bis 200 eingereichten Manuskripten pro veröffentlichtem Titel. Vorsicht vor Angeboten, bei denen man tausende Euro vorfinanzieren muss. Bei kleinen Auflagen sollten nicht mehr Verpflichtungen eingegangen werden, als z.B. einige hundert Bücher zum Vorzugspreis abnehmen zu müssen. Alles andere ist unseriös.
    Glücksfall und absolute Seltenheit ist es, ein Angebot eines Verlages zu bekommen, bei dem einem selber überhaupt keine Kosten entstehen.

  7. @ulf: das hat Umberto Eco mal sehr schön beschrieben, ich glaub im Foucaultschen Pendel, wie Autoren abgezockt werden:
    – Vorschuss zahlen,
    – etliche 100 Bücher selbst kaufen,
    – nach “eifrigem, aber erfolglosem” Werben die Drohung, die Bücher einzustampfen,
    – die der erschrockene Autor dann zum “Vorzugspreis” erwerben “darf”.
    Hab ich´s einigermaßen richtig geschildert?

  8. Gestern ist das Buch bei mir angekommen, nachdem ich es mir gleich nach dem Lesen des Posts bestellt hatte. Mein erster Eindruck: absolut empfehlenswert! Der Inhalt ist nicht wirklich anders als auf dem Blog, und trotzdem bin ich immer wieder an Grafiken hängen geblieben, hab gestaunt und gelacht, und hab sie stolz den Kollegen gezeigt. Zusätzlich zum tollen Inhalt ist das Buch auch noch, besonders für den Preis, sehr hochwertig produziert. Schöne Farben, klare Kanten. Für jemand wie mich, der fast ausschließlich Taschenbücher gewöhnt ist, auch ein tolles Gefühl beim Anfassen der Seiten.
    Wer noch überlegt hat sich das Buch anzuschaffen: Tut euch den Gefallen!

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