Eine Pressemitteilung zur Gefährlichkeit von Pandemrix mutiert

Langsam haben wir die Diskussion um die Inhaltsstoffe von Pandemrix hinter uns, hier noch eine kleiner Nachschlag. Ich wurde auf eine

Pressemitteilung

eines Dr. med. Hans-Peter Donate hingewiesen, die ebenfalls die Runde macht und mittlerweile in abgeänderter Form existiert.

Herr Donate ist stellvertretender Vorsitzender des Deutschen Bundesverbandes der Umweltmediziner (dbu). Die Pressemitteilung hat das Logo des dbu im Briefkopf und die Adresse in der Fusszeile, was der Mitteilung wohl Autorität verleihen soll. Im Gegensatz zu Jürgen Seefeldt oder Juliane Sacher ist Hans-Peter Donate also kein Einzelkämpfer, sondern spricht im Namen des dbu.
Ich habe den Deutschen Bundesverbandes der Umweltmediziner angeschrieben mit dem Hinweis, dass ich die Pressemitteilung in Teilen für sachlich falsch halte, und um eine Stellungnahme gebeten. Postwendend kam die Antwort: Der dbu stehe hinter den Ausführungen von Hans-Peter Donate und ich solle mich bei fachlichen Fragen direkt an ihn wenden.
Das habe ich getan. Vor eine Woche habe ich Herrn Dr. Donate eine Mail geschrieben und ihn gefragt, ob er mit der aktuellen Datenlage zu Squalen im Zusammenhang mit dem Golfkriegssyndrom vertraut sei. Bisher kam keine persönliche Antwort. Vielleicht liest er ja das hier und möchte statt dessen in den Kommentaren Stellung nehmen.
Die Pressemitteilung von Hans-Peter Donate ist übrigens immer noch auf der Seite der dbu zu finden, wenn auch mittlerweile in abgeänderter Form. Hier ist die

alte Version (.pdf)

und hier die

neue Version (.pdf)

. Drei Sätze sind geändert worden, das Datum ist trotzdem noch das alte:

Squalen wird mit der Entstehung eines Guillan-Barré-Syndroms (GBS)
in Zusammenhang gebracht und gilt heute als der Auslöser des Golf-Krieg-
Syndroms (GWS).

wurde zu:

Squalen wird mit der Entstehung eines Guillan-Barré-Syndroms (GBS) in Zusammenhang gebracht und wird als ein möglicher Auslöser des Golf-Krieg-Syndroms (GWS) diskutiert.

Eine impfbedingte Bildung von Squalenantikörpern löst an den
Membranen chronische Entzündungen aus, die Erkrankungen wie GWS, aber
auch degenerative Nervenerkrankungen wie MS, ALS, CIDP und GBS erklären.

wurde zu:

Eine impfbedingte Bildung von Squalenantikörpern löst an den Membranen chronische Entzündungen aus, die Erkrankungen wie GWS, aber auch degenerative Nervenerkrankungen wie MS, ALS, CIDP und GBS erklären könnte.

Und der fette, kursive und unterstrichene Schlusssatz

Aus allgemeinmedizinischen und umweltmedizinischen Überlegungen
heraus rät der dbu dringend von der Durchführung einer Impfung mit Pandemrix ab!

wurde abgeändert zu:

Aus allgemeinmedizinischen und umweltmedizinischen Überlegungen heraus rät der dbu dringend von der Durchführung einer Impfung mit Pandemrix® bei Patienten, die an umweltassoziierten chronischen Multisystemerkrankungen leiden, ab! Der dbu fordert Anstrengungen der zuständigen Behörden für diese Patientengruppen einen Impfstoff ohne Wirkungsverstärker zur Verfügung zu stellen.

Vielleicht war es ja doch meine Mail, die zu den Änderungen geführt hat, auch ohne dass ich eine persönliche Antwort von Hans-Peter Donate erhalten habe.
Wenn weitere neue Versionen auftauchen sollten, werden Sie hier aktualisiert eingebaut. Denn es sind immer noch einige Punkte in der Pressemitteilung die, sagen wir mal, irreführend sind und eher desinformieren als informieren.
Mich erstaunte zudem, dass der ganze Bundesverband der Umweltmediziner hinter einer fehlerhaften Pressemitteilung steht. Um sicher zu gehen, dass dies nicht die offizielle Linie sämtlicher Umweltmediziner in Deutschland ist (immerhin ist eine fünfjährige Zusatzausbildung notwendig, um sich Facharzt für Umweltmedizin nennen zu dürfen), habe ich die Deutsche Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin (dgaum) ebenfalls vor Wochenfrist um eine Stellungnahme gebeten. Auch diese Mail blieb unbeantwortet, vielleicht möchten die Damen und Herren der dgaum ja hier in den Kommentaren dazu Stellung nehmen.
Unterdessen mutiert, unabhängig von Pressemitteilungen der Umweltmediziner, der Erreger der Schweinegrippe tatsächlich. Wo, warum und mit welchen Folgen im nächsten Blogpost.

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11 Kommentare

  1. Herzlichen Dank für Deine Arbeit! Wenigstens werden so die Sauereien der Impfgegner dokumentiert.
    Dass der hirnlose Terror dieser Spinner von in esoterisch-pseudowissenschaftliche Bereiche agedriftete Dr. meds untestützt wird sollte ein Nachspiel haben. Es wäre sehr wünschenswert, dass sich die Ärtzekammern etc. in den kommenden Monaten intensiv mit der Rolle einiger Mediziner bei dieser Geschichte auseinandersetzen. Das Verhalten von Seefeldt und Sacher muss standesrechtliche Konsequenten nach sich ziehen, diese “Ärzte” haben schließlich mutwillig durch die Verbreitung von Falschinformationen Menschenleben gefährdet.
    Ich kann nur hoffen, dass die Ärzteschaft den Mut haben wird, sich mit ihren schwarzen Schafen auseinanderzusetzen. Als Patientin finde ich es auch anstrengend, bei jedem neuen Arzt die Praxis erstmal auf Esoquatsch scannen zu müssen. Ich will mir sicher sein können, dass ein Dr. med-Titel in den meisten Fällen mit EbM gleichzusetzen ist. Sonst kann ich ja gleich zum Schamanen gehen!

  2. Von Impfgegnern werde ich immer wieder auf die Aussagen des Epidemiologem Tom Jefferson hingewiesen. Er arbeitet für die Cochrane Collaboration. Dort werden sämtliche Studien zum Thema Grippe ausgewertet.
    Jefferson kommt nun zu dem Schluß, dass Grippeimpfungen nicht sinnvoll seien.
    Als Laie fällt es mir schwer, seine Aussagen einzuschätzen.
    Seine Aussagen in diesem Interview kann ich nur schwer nachvollziehen.
    http://wissen.spiegel.de/wissen/dokument/dokument.html?id=66133688&top=SPIEGEL%3Cbr%20/%3E
    z.B.:
    Er empfielt Händewaschen als Schutz vor einer Infektion. (Das finde ich ja auch hilfreich, aber es kann doch nicht vor einer Tröpfcheninfektion schützen?)
    Er sagt, viele Todesfälle würden auch durch grippale Infekte verursacht.
    “Gegen die große Zahl grippaler Infekte kann eine Grippeimpfung ohnehin nichts ausrichten, denn sie richtet sich ja nur gegen Influenza-Viren. An der erhöhten Gesamtsterblichkeit während der Wintermonate ändert sich deshalb durch die Impfung gar nichts.”
    Sagt er damit eigentlich nicht nur, dass im Winter mehr Menschen an Infektionen sterben als zu anderen Jahreszeiten?
    Wie ich seine Aussagen in diesem Interview bewerten soll, weiß ich allerdings so garnicht.
    http://www.welt.de/wissenschaft/medizin/article5228445/Impf-Experten-beraten-wie-Staubsaugervertreter.html
    Unter Anderem sagt er:
    “Wir haben 274 Studien untersucht. Das Ergebnis war: Je schlechter die Qualität einer Studie, desto besser scheint die Impfung zu wirken.Überraschenderweise wurden allerdings die industriegesponserten Studien ohne Rücksicht auf die Qualität mit Abstand am häufigsten veröffentlicht – und zwar in den wichtigsten, meistzitierten Fachzeitschriften.”
    “Von den 274 Studien zu Impfstoffen gegen die saisonale Grippe waren die meisten statistisch nicht aussagekräftig. Meistens wurden Gruppen von bis zu 300 Menschen untersucht, das ist statistisch nicht relevant. Die übrigen waren entweder von bedrückend schlechter Qualität, oder sie zeigten, dass die Grippeimpfung überhaupt nichts oder kaum etwas bringt. Dann gibt es Studien mit älteren Menschen. Demnach starben nach der Impfung zwischen null und 60 Prozent weniger als ohne Impfung.”
    Es würde mich sehr interessieren wie Menschen, die sich besser mit Studien auskennen als ich, seine Aussagen und Schlußfolgerungen bewerten.
    LG Brigitte

  3. Brigitte,
    Jeffersons Meinungen waren vor vier Wochen schon großes Thema in den USA. Auslöser war der sogenannte “Atlantic Article”, in dem zwei Journalisten ebenfalls Jefferson häufig zitieren und fragen “Does the vaccine matter”.
    Hier zwei Artikel von Kollegen der US-ScienceBlogs, in denen die Kontroverse zusammengefasst und die Rolle von Tom Jefferson eingeschätzt wird: http://scienceblogs.com/effectmeasure/2009/10/journalists_sink_in_the_atlant.php
    http://scienceblogs.com/insolence/2009/10/when_methodolatry_strikes_over_h1n1_influenza.php
    Ich lass das hier mal unkommentiert, Tatsache ist, dass in den Artikeln, die Jefferson publiziert die Lage lange nicht so dramatisch klingt, wie die Versionen, die er offensichtlich Journalisten gegenüber zum besten gibt.

  4. Also Cochrane Reviews sind häufig sehr hochwertig und gute Quellen, ich habe sie nicht gelesen aber die Schlüsse die sie ziehen sprechen nicht gegen die Impfung. Dazu muss man auch sagen dass es relativ schwierig ist die Wirksamkeit der Grippeimpfung nachzuweisen.
    Ursachen:
    Da man nicht gegen alle Grippestämme impfen kann versucht man die häufigsten Stämme abzudecken (welche das sind kann man aber nur schätzen).
    Man impf insbesondere ältere Menschen, bei denen wirken Impfungen nicht gut.
    Die Anzahl der jährlichen Grippetoten kann nur abgeschätzt werden.

  5. Ui, eine komplette Pressemitteilung in Fettdruck, den ersten Absatz dazu noch durchgehend unterstrichen — wie ernst soll ich sowas nehmen? Schon nach dem ersten Aufzählungspunkt war dann alles klar:

    […] Es besteht noch kein eindeutiger Konsens ob die Impfung einmalig oder
    zweimalig pro Saison erfolgen soll!!!

    Ganz klar das Werk eines Sechzehnjährigen.

  6. Danke – mir war auch die Mail von Frau Sacher zugeleitet worden und es tut gut, wenn sich jemand für Aufklärung einsetzt.
    Was mich darüber hinaus schockiert ist die Tatsache, dass zwar viel über die Impfung geschrieben wird, aber nicht über die Krankheit. Warum kenne ich plötzlich mehr als 10 Menschen mit Lungenentzündung? (mich eingeschlossen)? Warum sagt mein Arzt, ein Schweinegrippentest sei nicht nötig, die Grippe würde meist harmloser als alle anderen Grippeerreger verlaufen? – Ich hatte schon zwei Mal eine echte Grippe, aber noch nie eine Lungenentzündung. Und ich kannte bisher qauch nicht massenhaft Leute mit Lungenentzündung.
    Über meine Eltern höre ich , dass auch sie mehr als 5 Leute im Bekanntenkreis mit Lungenentzündung haben – doch in der Presse finde ich darüber nichts?
    Das verstehe ich nicht!

  7. Ehrlich gesagt gruselt es mich immer wieder zu sehen, wie Menschen ihren eigenen Beruf nicht verstehen. Wenn sie nur Ansatzweise verstehen würden, welchen Kriterien wir die Erkenntnisse in der Medizin zu verdanken haben, dann müssten wir über solche Pressemittelungen von medizinischen Verbänden gar nicht reden. Es ist ein Trauerspiel..

  8. Noch ein paar Anmerkungen:
    – Beim DBU handelt es sich nicht um eine wissenschaftliche Fachgesellschaft (das ist vielmehr die Deutsche Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin), sondern um einen Berufsverband, also eine politisch-standesrechtliche Organisation der Umweltmediziner. Aussagen dieses Verbandes stellen also weniger wissenschaftliche als politische Stellungnahmen dar (das macht die Angelegenheit allerdings auch nicht wirklich besser).
    -Der Begriff “Umweltmedizin” ist nicht geschützt (genauso wenig wie der Begriff “Notarzt”). Der DBU versteht sich selbst als Interessenvertretung aller “umweltmedizinisch tätigen Ärzte” – das können Fachärzte sein, aber genausogut auch Ärzte mit der Zusatzbezeichnung “Umweltmedizin” (kann in einem 200-Stunden-Kurs bei den Ärztekammern erworben werden) oder einfach Ärzte mit “jahrelangen diagnostischen und therapeutischen Erfahrungen im Fachbereich”. Auch Herr Donate selbst ist kein Facharzt für Umweltmedizin, sondern Allgemeinmediziner mit Zusatzbezeichnung.
    – Die “praktizierenden Umweltmediziner” haben in der Ärzteschaft nicht unbedingt den besten Ruf. Wer mit fragwürdigen Konstrukten wie dem “Sick-Building-Syndrom” oder der “Multiplen Chemikaliensensitivität” hantiert, erregt zwar Aufmerksamkeit und weckt Ängste in der Bevölkerung, trägt aber nicht unbedingt etwas zur Vermehrung medizinischen Wissens bei. Nicht selten haben sich in den vergangenen Jahrzehnten vermeintlich umweltbedingte akute oder chronische Vergiftungen als Massenhysterie herausgestellt.
    – Offen bleibt, was Herr Donate unter “Umweltpatienten” versteht und wie er zu der Einschätzung kommt, für diese stelle “der Impfstoff ein höheres Risiko als die Schweinegrippe selbst dar”.

  9. Hallo, danke für deine ausführlichen Infos und auch allen anderen für die Kommentare. Die Hysterie um die Impfung und um die Grippe sorgen schon allein genommen für eine Menge Aufregung, wenn jetzt noch Ärzte herkommen und unerforschte Krankheiten wie CFS, FMS etc. mit dem Golfkriegsyndrom und mit den Inhalten der Impfstoffe in Verbindung bringen wollen, ohne klare Angaben machen zu können, wie sie denn nun auf diese Idee kommen, finde ich als Betroffener einer chronisches Schmerzerkrankung (FMS) unmöglich und mehr als unangebracht. Darüberhinaus fand ich es erstaunlich, dass die Herrschaften das Fibromyalgie – Syndrom (FMS) als “Muskelrheuma” bezeichnen, obwohl schon seit JAHREN Studien bekannt sind, dass FMS Ursachen eher in einer Störung der Schmerzverarbeitung im ZNS zuzuordnen sind. Weder ist FMS eine Krankheit des rheumatischen Formenkreises, noch ist es eine psychische Erkrankung, sondern seit mehreren Jahren gehen die Fachkreise eher davon aus, dass es eine neurologische Erkrankung ist. Die wilden Theorien der Umweltmediz. , dass alle möglichen Erkrankungen durch die Inhalte dieser Impfstoffe verursacht werden ist mehr als fraglich, denn ich bin weder gegen Grippe geimpft, noch gegen sonstige Krankheiten, das einzige gegen das ich geimpft wurde ist Tetanus und Kinderlähmung, in diesen Impfstoffen ist laut meiner Info kein entsprechender Wirkverstärker eingebaut gewesen. Wie also soll meine chronsiche Erkrankung ausgelöst worden sein? Himmlische Empfängnis oder wie oder was? Diese Panikmache empfinde ich als Belästigung. Jede Fachrichtung der Ärzteschaften hat eine eigene Meinung zu diesem Thema, aber wirklich Beweise für die Theorien sind nirgends zu finden oder ist mir da etwas entgangen?
    Danke Dir für deine Infos, ich werde diese Seite im Auge behalten und schauen, ob die PRessemeldung noch weiter verändert wird grins bis sie denn endlich passt schmunzel

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