Schweinegrippe – aktueller Stand und kritische Stimmen zu Test und Impfung

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Aktuell sind in Deutschland fast 10 000 Infektionen mit Schweinegrippe dokumentiert. Ein Impfstoff wird inzwischen klinisch getestet. Er sollte rechtzeitig vor der saisonalen Grippewelle zur Verfügung stehen. Es häufen sich kritische Stimmen zum Grippeschnelltest und zu Impfungen gegen Schweinegrippe. Gerechtfertigt sind diese nicht unbedingt.

Rund 10 000 dokumentierte Fälle von Schweinegrippe in Deutschland. Die Zahl der Neuinfektionen steigt stetig, letzte Woche waren es rund 3000 mehr als in der Vorwoche. Im europäischen Vergleich gibt es nur in Großbritannien mehr gemeldete Fälle (siehe Abbildung 1). Die meisten Infizierten sind Heimkehrer aus dem Urlaub, rund 1700 dokumentierte Fälle sind autochton, also auf eine Ansteckung in Deutschland zurück zu führen.

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Abbildung 1. Dokumentierte Infektionen mit Schweinegrippe in Europa. Stand 7. August 2009. Quelle: European Centre for Disease Prevention and Control
Nachweismethoden der Schweinegrippe

Es gibt zwei Methoden um eine Infektion mit dem neuen Influenzavirus A/H1N1 festzustellen: Ein Schnelltest, der aktuell in der Kritik steht ob einer hohen falsch-negativ Rate, und ein PCR-basierter Test, der länger dauert, deutlich verlässlicher ist, und eine genaue Identifizierung des verursachenden Virenstamms erlaubt.

Eine akute Infektion ist nur innerhalb der ersten 48 Stunden mit antiviralen Medikamenten behandelbar.

Es ist nichts Neues, dass der Schnelltest relativ häufig eine Grippeinfektion nicht erkennt, Experten gehen von 30% falsch negativen Diagnosen aus. Trotzdem hat der Test Vorteile gegenüber der molekular-biologischen Methode über PCR: Eine akute Infektion mit Grippeviren ist nur innerhalb der ersten 48 Stunden mit aktuellen antiviralen Medikamenten behandelbar. Der Schnelltest dauert 30 Minuten, bei einem positiven Ergebnis kann also sofort reagiert und passende Medikamente verschrieben werden. Der PCR-basierte Test ist aufwendiger und dauert rund einen Tag. Der Patient weiss dann zwar zuverlässig, ob er infiziert ist, für eine adäquate Therapie ist es, wenn das Ergebnis feststeht, jedoch meist zu spät.
Der Vorschlag von Thomas Schulz, Leiter der Virologie der Medizinischen Hochschule Hanover, in Spiegel-Online auf den Schnelltest gänzlich zu verzichten und nur auf PCR-basierte Verfahren auszuweichen ist also nicht besonders hilfreich, wenn einer akuten Infektion angemessen begegnet werden soll.
Weiter scheint Schulz nicht über die Kassenleistungen bei den Grippetests informiert zu sein. Im Gegensatz zu seiner Aussage in Spiegel Online “Die Krankenkassen zahlen nur den Schnelltest, aber nicht den Gentest auf Schweinegrippe”, war und wird der Schnelltest nicht von den gesetzlichen Kassen übernommen. Der PCR-basierte Test hingegen schon. Wie mir ein befreundeter Leiter eines Diagnostiklabors bestätigte, wird von Kassenseite jedoch überlegt, den zuverlässigen PCR-Test ebenfalls nicht mehr zu erstatten.
Eine falsche Entscheidung, wie mir scheint. Die Schweinegrippe ist ein neue Form der Influenza. Ihre Epidemiologie wurde bisher beispielhaft ausführlich dokumentiert. Das sollte auch weiterhin so bleiben. Wenn die zuverlässigen Tests nicht mehr abgerechnet werden können ist zu erwarten, dass die Dunkelziffer der Schweinegrippefälle rapide ansteigt. Die Folge wäre eine unzureichende Datenlage, auf deren Basis immerhin Empfehlungen über Massenimpfungen getroffen werden und von der die Zahl der bevorrateten antiviralen Medikamente und deren verschreibungspflichtige Ausgabe abhängt.
Schweinegrippe-Impfstoff in klinischen Studien

Währenddessen wird unter Hochdruck an einem Impfstoff gegen die Schweinegrippe gearbeitet. Laut Spiegel Online hat der Bund über Verträge mit zwei Herstellern sichergestellt, dass die gesamte Bevölkerung im Notfall versorgt wird. Laut einem Artikel in der WELT Hamburg sucht das Bernhard-Nocht-Insitutut in Hamburg aktuell nach Probanden für den neuen Impfstoff für klinische Tests. Wer an den Impfstofftests teilnehmen möchte sollte sich laut WELT per E-mail an studien@bni-hamburg.de wenden.
Die Teilnahme an der Studie umfasst fünf vor Ort Termine in Hamburg, bei denen Blut abgenommen wird um die Immunantwort zu beurteilen und fünf Telefoninterviews. Es sei zu erwarten, dass die aktuelle Grippeimpfung genauso gut verträglich ist wie andere Grippeimpfungen der Vorjahre. Wer also jetzt schon immunisiert werden möchte und in Hamburg lebt, kann sich an das BNI wenden.
Die Tatsache, dass inzwischen klinische Tests durchgeführt werden deutet darauf hin, dass recht bald mit einer Zulassung der Impfstoffe zu rechnen ist.
Kritische Stimmen zur Schweinegrippe-Impfung

Wolfgang Becker-Brüser, Herausgeber des “Arznei-Telegramms” kritisiert die geplante Schweinegrippe-Impfung. “Was wir hier erleben, ist ein Großversuch an der deutschen Bevölkerung“. Tatsache ist: Grippeimpfstoffe werden seit über 60 Jahren eingesetzt mit umfangreicher Dokumentation der (seltenen) Nebenwirkungen. Tatsache ist auch, dass bei früheren Grippepandemien mit vielen Todesfällen adäquate Grippeimpfstoffe nur spät oder gar nicht zur Verfügung standen. Weiter planen die USA 160 Millionen Menschen zu impfen. Es ist also mit Sicherheit kein Großversuch spezifisch für die deutsche Bevölkerung. Zum Sicherheitsprozedere bei der Zulassung des aktuellen Grippeimpfstoffs gibt die WHO detaillierte Informationen.

Grippeimpfstoffe werden seit über 60 Jahren eingesetzt

In Spiegel-Online kommen weitere impfkritische Stimmen zu Wort. Matthias Gruhl, Abteilungsleiter Gesundheit in Bremen meint, ein Massen-impfprogramm sei nicht gerechtfertigt, da alle Anstrengungen auf der Annahme basierten, dass eine zweite, viel schlimmere Welle der Schweinegrippe auf uns zurollen würden. Anzeichen dafür gebe es derzeit aber nicht.
Herr Gruhl sollte sich vor weiteren Vorhersagen über Grippewellen mit der Epidemiologie von Influenza beschäftigen. Selbstverständlich ist zu erwarten, dass eine Grippewelle auf uns zurollt. Wie jedes Jahr wird es auch 2009/2010 von Dezember bis März zu einer deutlichen Erhöhung der Zahl der Infektionen kommen, wie der Praxisindex zu akuten Atemwegserkrankungen in Abbildung 2 zeigt. Zum Glück scheint eine Infektion mit dem Schweinegrippevirus bisher im Allgemeinen zu einem relativ milden Krankheitsverlauf zu führen.

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Abbildung 2. Praxisindex akuter Atemwegserkrankungen als Maßstab für die saisonale Häufung der Influenza. Die gestrichelte Linie zeigt die obere Grenze der Hintergrundaktivität im Winterhalbjahr an. Quelle: Robert-Koch-Institut.
Ich habe den Eindruck, wie auch immer die Schweinegrippe epidemologisch verläuft, gewinnen weden vor Allem die Pharmafirmen, die Impfstoffe sowie antivirale Medikamente herstellen. Um die Kosten für die Versorgung der Bevölkerung mit Impfstoffen und Medikamenten zu decken sollten die Krankenkassen vielleicht zu erst daran denken Leistungen wie zum Beispiel zur homöopathischen Behandlung zu streichen, bevor die Kosten auf die Versicherten durch steigende Beiträge abgewälzt werden.

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31 Kommentare

  1. Danke für die gute Zusammenfassung, ich habe sie gerne gelesen.
    Der letzte Abschnitt war aber mutig: Big Pharma und Homöpathie in einem Abschnitt. Ich vermute mal die Diskussion wird sich bald nicht um die Impfung drehen 😉 Viel Glück.

  2. Ali,
    im letzten Abschnitt möchte ich nur den Kassen aufzeigen, wo Sparpotenziale sind um die Kosten für Grippetests, Medikamente und Impfungen zu tragen. Es ist nicht in meinem Interesse hier eine weiter Homöopathiedebatte anzuztetteln und entpsprechende Kommentare werden von mir gelöscht.

  3. Wie sieht die Grundsatzfrage Impfen – oder Nicht-Impfen eigentlich ökonomisch aus? Gibt es Studien, die wirklich alle Faktoren auf beiden Seiten berücksichtigen? Gerade die Grippeimpfungen, die beispielsweise an Krankenhäusern durchgeführt werden (ich weiß jetzt leider den speziellen Erreger nicht), schaffen Ausfälle durch die eben nicht seltenden Nebenwirkungen und Personen, die trotz Impfung an einer Form von Grippe erkranken (mit Behandlungskosten). Wenn ich die ganzen Kosten berücksichtige, stelle ich mir schon die Frage, ob die Impfung von ca. 80 Millionen Personen (Entwicklungskosten, Kosten), von denen mindestens die Hälfte (wenn nicht mehr), die Grippe niemals bekommen würden, von denen dann durch die Impfung mindestens geschätzte 5 Millionen an den Nebenwirkungen erkranken und unter Umständen ausfallen, gegenüber der anderen Seite (Ausfälle durch die “echte” Grippe, Behandlungskosten) wirklich ökonomisch sinnvoll sein kann.

  4. Andrea,
    die Kostenwirksamkeit wird selbsvertsändlich berechnet ( http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/17629362 ). Dazu werden verschiede Arten an Modellen herangezogen ( http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/18282015 ). Generell gelten Impfungen als sehr Kostenwirksam ( http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/17971821 ). Es gibt solche Studien auch speziell für Influenza-Impfungen ( http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/12686092 http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/18054109 http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/19333123 http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/16777545 ).
    Ein wichtiger Faktor ist die Mortalitätsrate der jeweiligen Krankehit. Um diese genau zu erfassen, ist es unerlässlich weiterhin zu testen, gerade bei der neuen Form der Influenza.
    Es scheint gerade wieder “en vogue” zu sein, sich stark auf die Nebenwirkungen von Impfungen zu konzentrieren (in den aller meisten Fällen: gar keine; sonst Rötungen, jucken und Muskelschmerzen lokal um die Einstichstelle für ein paar Tage). Dabei werden die Vorteile von Impfungen (hoch wirksam, günstig, nachhaltig) ausser acht gelassen oder nur unzureichend gewürdigt.

  5. @ Andrea ND.
    Die Feststellung, dass sich Personen nach der Influenza (Grippe) Impfung nicht wohl fühlen und auch mal krank werden, bezeichnet man als Syndrom des gesunden geimpften. Die Leute haben ca 3-4 banale Infektionserkrankungen pro Winter. In so einem Zustand gehen sie nicht impfen, obwohl es möglich wäre. Sie gehen Impfen wenn sie sich rundherum gesundfühlen und gehen nach der Impfung auf einen im Schnitt schlechteren Gesundheitszustand mit 3-4 banalen Infektionen zurück. Hat nur mit der Infleuenza Impfung nichts zu tun.
    Für Krankenhäuser spart die Influenza Impfung des Personals Kosten, da bei Nicht-impfen Ausfälle und Krankenstand verursacht durch Influenza hoch sein können.
    Und außerdem ist es ja sehr unanständig anvertraute Patienten ungeimpft mit Influenza anzustecken und gelegentlich unter die Erde zu bringen-oder?

  6. irritierend find ich auch, dass immer wieder die niedrige Mortalitätsrate betont wird 0,1-0,2% (max 0,35%) und gesagt wird, das sei eh ähnlich wie bei der jährlichen Influenza.
    a) haben wir wirksame Impfstoffe gegen die jährliche Influenza- da ist ja auch noch viel zu tun.
    b) trifft es bei der Pandemie weit jüngere Leute. Und der “burden of disease” soll doch auch die verlorenen Lebensjahre mit einbeziehen. So gesehen ist das Schadenspotential der Pandemie um einiges höher.

  7. @Tobias:
    Danke für die vielen Links. Da werde ich mich noch eine Weile damit beschäftigen müssen. Zunächst nur so viel: Den Vergleich mit Hepatitis B oder Polio finde ich uninteressant, weil hier die medizinische Notwendigkeit nicht in Frage gestellt werden kann und sich der Virus auch nicht (ständig) so verändert, dass ein immer neuer Impfstoff entwickelt werden muss. Außerdem greift hier der Durchimpfungsaspekt, zumindest in den entwickelten Ländern.
    Mit Nebenwirkungen meinte ich eigentlich genau ein Krankheitsbild, das dem der Grippe entspricht, nicht irgendwelche Rötungen oder Jucken. Allerdings kann ich hier keine Statistik bieten; ich habe lediglich persönlich den Eindruck, dass in durchgeimpften Organisationen (Bundeswehr, Krankenhaus) die grippebedingten Fehlzeiten sich nicht von denen anderer Organisationen unterscheiden. Zudem gibt es in jeder Organisation einen nicht unerheblichen Anteil an Menschen, die auch ohne Impfung nicht erkranken sowie diejenigen, die auch mit Impfung erkranken.
    Zu prüfen wäre dann auch, inwieweit die Virulenz der Virenentwicklung durch eine mögliche groß angelegte Impfung befördert wird, so dass in einem kürzeren Zeitraum bereits wieder ein neuer Impfstoff mit entsprechenden Kosten fällig wird. Zu prüfen wäre auch, ob es vergleichbare Zahlen vor der Impfung gibt. Wenn ich lese, in den USA sterben grippebedingt* ca. 30 000 Menschen pro Jahr, dann wäre ganz wichtig zu wissen, ob sich diese Zahl durch eine Impfung reduziert hat / reduzieren könnte. Viele dieser Menschen wären möglicherweise auch gar nicht impffähig.
    *Diese Zuschreibung finde ich sehr schwierig. Ältere Menschen sterben eher an multipler Sepsis oder Herzstillstand; inwiefern tatsächlich dieser eine Grippevirus die lethale Ursache war, ist (ohne Obduktion) schon sehr schwer zu bestimmen.
    @Wolfgang:
    Zu den Nebenwirkungen s.o.
    Personalkosten hatte ich bereits angesprochen.
    Zum letzten Absatz: Ich hatte explizit die ökonomischen Faktoren angesprochen und nicht die medizinischen. Ich habe mich auch in keiner Weise für oder gegen die Impfung ausgesprochen. Insofern finde ich Deine Polemik unangebracht. Aber wenn Du schon von anstecken sprichst, solltest Du nicht die Patienten vergessen, die ihre “Nachbarn” anstecken. Auch das Personal holt sich die Viren meist vom Patienten.

  8. @Tobias:
    Und dann fällt mir noch auf der kostenreduzierenden Seite durch die Impfung ein, dass durch die Impfung eine gewisse Resistenz gegenüber neuen/gewandelten Erregern erreicht werden könnte. Gibt es hierzu Studien? Das wäre ein sehr überzeugendes Argument.

  9. Andrea,
    die Links sollen keinen Vergleich mit Hepatitits oder Polio herstellen. In der ersten verlinkten Studie werden neben Influenza eben auch jene Krankheiten untersucht.
    Der Durchimpfungsaspekt greift bei der Grippeimpfung in so fern, dass die Impfungen erstens vor der Grippewelle im Winter durchgeführt werden sollen, und zweitens eine Wirksamkeit vergangener Impfungen nicht ausgeschlossen werden kann.
    Ich kann mir nicht vorstellen, dass die grippebedingten Fehlzeiten in durchimpften Organisationen denen in anderen Gruppen entspricht. Vielleicht meinst du grippale Infekte, also gewöhnliche Erkältungen? Falls doch Grippe gemeint ist, bitte Zahlen nachliefern, so dass ich mir das anschauen kann.
    Die Grippeimpfung hat mit der Entwicklung von virulenten Virenstämmen wenig zu tun. Die Analogie zu Antibiotika und resistenten Bakterien, an die du vielleicht gedacht hast, gilt hier meiner Meinung nach nicht. Durch die Impfung produziert der Körper Antikörper. Dadurch wird das Virus daran gehindert Körperzellen zu befallen, sich massenhaft zu vermehren, und sich weiter auszubreiten. Eine hohe Virenzahl zusammen mit der intrinsisch hohen Mutationsrate (bei den RNA Viren) ist für die schnelle Veränderung der Influenzaviren verantwortlich. Durch die Impfung wird diese Kette unterbrochen.

  10. Andrea 15:37 Uhr,
    anscheinend ist es so, dass aktuell mehr junge Menschen von der Schweinegrippe betroffen sind. Ein Argument, dass für dieses ungewöhnliche Ungleichgewicht als Erklärung herangezogen wird ist, dass ältere Menschen durch historische Grippeinfektionen Antikörper besitzen, die eine Infektion verhindern. Ich habe dazu aber keien Zahlen und diese Meinung nur aus der Presse.

  11. @Tobias:
    Vielen Dank nochmals.
    Bei den Nebenwirkungen hast Du sicherlich insofern Recht, als die grippeähnlichen Beschwerden aussortiert werden müssten. Aber wie gesagt, habe ich ja sowieso keine Statistik dazu, insofern ist der Punkt wohl nicht relevant.
    Eine Verständnisschwierigkeit habe ich noch mit der Veränderung der Influenzaviren. Wenn ich es richtig verstanden habe, sind die hohe Virenzahl (die durch die Impfung gestoppt werden kann) und die intrinsische Mutationsrate (RNA) in Abhängigkeit von der Virenzahl verantwortlich für die Veränderung. Das heißt, wenn die Virenzahl sinken würde, würde die Mutationsrate sinken? Und insofern würde die Impfung die Kette durchbrechen? Das klingt richtig gut, funktioniert aber nur, wenn eine hohe Durchimpfungsrate besteht?
    Das mit den jüngeren Menschen, die von der “Schweinegrippe” betroffen sind, sollte unbedingt erforscht werden. Momentan glauben die Leute nämlich noch, dass sie sich schützen können, wenn sie ihren Lebenswandel entsprechend anpassen (spezielle Urlaubsdomizile meiden).

  12. Andrea,
    die Mutationsrate ist gleich und unabhängig von der Impfung. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich “lebensfähige” und virulente Stämme bilden ist aber bei sehr vielen Viren, gegeben durch eine Infektion ohne Impfschutz, höher.
    Influenzaviren mutieren schnell, da ihr Genom aus RNA-Molekülen besteht. Die Proteine, die bei der Vervielfältigung der RNA beteiligt sind haben keine eingebaute Fehlerkorrektur, im Gegensatz zu jenen Proteinen, die für die Vervielfältigung von DNA verantwortlich sind.
    Das Meiden von grossen Menschenmassen und grundsätzliche Hygienemassnahmen wie gründliches Händewaschen und das Benutzen von Papiertaschentüchern, die auch weggeworfen werden, sind wirksame Massnahmen um eine Verbreitung der Schweinegrippe einzudämmen.

  13. @Tobias,
    “die Mutationsrate ist gleich und unabhängig von der Impfung. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich “lebensfähige” und virulente Stämme bilden ist aber bei sehr vielen Viren, gegeben durch eine Infektion ohne Impfschutz, höher.”
    Das heißt zunächst einmal, dass auch mit Impfschutz eine Infektion erlitten werden kann? Wenn diese aber dann ausbricht, dann ist mit Impfschutz die Kapazität, virulente Stämme zu entwickeln, geringer. Welchen Vorteil hat der geimpfte Mensch, dass er eine Mutationswahrscheinlichkeit verringern kann? Und ist das ausreichend als Argument für eine Durchimpfung der Bevölkerung?

  14. Andrea,
    jetzt geht was durcheinander. Sorry wenn ich nicht klar formuliert habe. Das Virus befällt Epithelzellen der Schleimhäute. Wer geimpft ist, entwickelt Antikörper, so dass das Immunsystem schnell reagieren kann und eine Ausbreitung des Virus im Körper, sprich ein Ausbruch der Grippe, verhindert wird. Der geimpfte Mensch hat also primär den Vorteil, keine Grippe zu bekommen, zumindest nicht die Schweinegrippe bei einer Impfung gegen diese.
    Wenn jemand ungeimpftes Grippe bekommt, dann werden aus ein paar Virenpartikeln, die es geschafft haben die Wirtszellen zu befallen, schnell ein paar Milliarden, die dann durch Niesen und Körperkontakt an weitere Wirtsorganismen (Sprich Freunde, Familie, Kollegen oder der Nebensitzer im Bus) weiter gegeben werden. Da sind dann auch Viren dabei, die Mutationen tragen. In sehr seltenen Fällen führen die Mutationen dazu, dass das Virus virulenter wird oder zumindest sich so verändert, dass gängige Impfungen nicht mehr wirken, sprich die gebildeten Antikörper die veränderten Oberflächenproteine des Virus nicht mehr richtig erkennen. Daher ist es jedes Jahr nötig die Impfung aufzufrischen. Es ist also ein statistisches Problem: Milliarden Viren, viele Möglichkeiten für veränderte Viren.
    Der primäre Grund für eine Grippeimpfung ist, ganz egoistisch, erst mal selbst keine Grippe zu bekommen. Je mehr Menschen geimpft sind, desto weniger hat das Virus die Chance sich auszubreiten.
    Ein weiterer Punkt der in der Diskussion gerade vergessen wird: Neben der Schweinegrippe existiert auch die reguläre saissonale Grippe. Es wird schwierig, die Menschen davon zu überzeugen, sich zwei mal impfen zu lassen. Ein Kombi-impfstoff wäre ideal, ich weiss allerdings nicht, wie weit die Impfstoffhersteller hier mitdenken.

  15. Soweit ich mich erinnere, haben die eine Art “Immun-Booster” eingebaut, der das Immunsystem aufpeitscht. Sinn der Aktion ist, dass sie weniger Antikörper pro Einheit benötigen, somit kann man mit dem üblichen Quantum mehrere Einheiten produzieren. Das ist neu und hier hat man laut Experten zu wenig lange am Menschen getestet, ob es Nebenwirkungen geben kann.

  16. @ Andrea,
    also mein gestriger Eintrag war keine Polemik und auch nicht gegen dich gerichtet.
    @ Tobias. zur saisonalen Influenza und swine flu. Derzeit zirkulieren auf der Südhalbkugel die saisonalen Influenza Viren und auch das neue H1N1 Virus. Wird ein Ungeimpfter gleichzeitig mit beiden Viren infiziert, wird er zum “Mischgefäß”. Durch Reassortment tauschen die Viren Gensegmente aus und es kann ein völlig neues Virus entstehen- mit geänderter Virulenz. Saisonal Geimpfte haben eine stark reduzierte Möglichkeit als “Mischgefäß” zu fungieren.

  17. Antonios,
    dem Impfstoff werden sogenannte Adjuvantien zugesetzt, um die Immunantwort zu verstärken. Es gibt verschiedene Adjuvantienklassen (Öl in Wasser, Aluminiumsalze), die lange schon verwendet werden und, entgegen anders lautender Meinungen in impfkritischen Onlinemedien, einen sehr guten “safety-record” haben.
    Durch die verstärkende Wirkung der Adjuvantien kann weniger tatsächliches Antigen verwendet werden, mit der gleichen vorhandenen Menge können also mehr Menschen geimpft werden. Weiter reichen weniger Impfungen aus, um eine Immunität zu erzielen, es muss also nicht mehrfach aufgefrischt werden.
    Hier der Link zu einem Übersichtsartikel, der die Rolle der Adjuvantien bei Impfstoffen untersucht: http://dels.nas.edu/ilar_n/ilarjournal/46_3/html/v4603Stills.shtml
    Ich habe auch gehört, dass im Fall der Schweinegrippe die Konzentration des Adjuvans erhöht werden soll, um eben weniger von dem limitierten Antigen verwenden zu müsse, und so mehr Impfdosen zur Verfügung zu haben. Ich wäre dankbar, wenn jemand einen Link zu einem offiziellen Dokument dahingehend hätte.

  18. Wolfgang,
    stimmt auf jeden Fall, und an die Möglichkeit des Reassortments bei doppelt Infizierten habe ich noch gar nicht gedacht. Mir macht Sorge, dass durch die Konzentration auf die Schweingerippe die Impfung gegen die saisonale Grippe hier auf der Nordhalbkugel möglicherweise vergessen wird. Für einen Doppelimpfstoff ist es wohl zu früh, weisst du mehr?

  19. Der saisonale Impfstoff für die Nordhalbkugel ist ja praktisch fertig, und wird gerade klinisch geprüft.
    Und die Möglichkeit des Doppelimpfstoffs wäre zwar eine durchaus sinnvolle Alternative und es wurde da schon einiges gemacht, aber rein technisch kann man nicht den saisonalen Impfstoff vor Abfüllung mischen mit dem neuen H1N1 Impfstoff und dann gemeinsam abfüllen, das wäre ein Experiment mit unklarem Ausgang.
    Wichtiger ist es beim pandemischen Impfstoff Strategien zu haben (Adjuvans) dass Antigen eingespart wird, damit mehr Menschen geimpft werden können, wenn es notwendig ist. Es haben die Hersteller ja offensichtlich Probleme, weil das H1N1 Virus sich nicht optimal vermehrt.
    Die zugelassenen praepandemischen “Musterimpfstoffe” auf Basis H5N1 sind hier aufgelistet
    http://www.pei.de/cln_109/nn_1509734/DE/arzneimittel/impfstoffe/influenza/pand/pand-node.html?__nnn=true
    die sind vom Konzept durchaus unterschiedlich.

  20. Ich habe mir die Mühe gemacht, die zusätzlichen Inhaltsstoffe der verlinkten Musterimpfstoffe von Wolfgang oben nachzulesen. Generell gilt: Neben den tatsächlichen Antigenen enthalten die Impfstoffe ein Konservierungsmittel, meist mit antibakterieller Wirkung, um zu verhindern, dass mit dem Impfstoff auch Bakterien gespritzt werden. Drei von vier enthalten ein Adjuvans.
    Celvapan: Antibakterielles Mittel (AB): Trometamol, nicht giftig für Menschen. Adjuvans (AD): keins
    Daronrix: AB: 0.05 mg Thiomersal (LD 50 Ratte: 99 mg) AD: Aluminiumphosphat, hydratisiertes Aluminiumhydroxid
    Focetria: AB: Zitronensäure AD: MF59C.1 (Öl in Wasser Adjuvans)
    Pandemrix: AB: Thiomersal (0.005 mg), AD AS03 (Öl in Wasser Adjuvans)
    Beide Adjuvans-Arten, Öl in Wasser und an Alumininumhydroxid adsorbiert werden seit Jahrzehnten verwendet und haben einen ausgezeichneten “Safety-record” (wie heisst das auf deutsch?
    Thiomersal als Konservierungsmittel war in der Kritik. In den USA und Europa wird mittlerweile weitestgehend auf Thiomersal in Impfstoffen verzichtet, auch wenn die WHO zu dem Ergebnis kommt, das keine Gefahr von Ethyl-Quecksilber in Impfstoffen ausgeht, Ethyl-Quecksilber wird beim Abbau von Thiomersal im Körper gebildet und ist nach rund drei Wochen nicht mehr nachweisbar. Methylquecksilber hingegen ist sehr wohl giftig. Diese Verbindung reichert sich in Fischen und Meeresfrüchten an.
    Zur Giftigkeit von Thiomersal:
    http://www.who.int/vaccine_safety/topics/thiomersal/statement_jul2006/en/index.html
    http://www.who.int/vaccine_safety/topics/thiomersal/questions/en/index.html
    http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/16973445

  21. Zitat:
    Die zugelassenen praepandemischen “Musterimpfstoffe” auf Basis H5N1 sind hier aufgelistet
    Zitat ende
    Genau da beisst sich die Katze in den Schwanz und das:
    Zitat:
    Wolfgang Becker-Brüser, Herausgeber des “Arznei-Telegramms” kritisiert die geplante Schweinegrippe-Impfung. “Was wir hier erleben, ist ein Großversuch an der deutschen Bevölkerung”. Tatsache ist: Grippeimpfstoffe werden seit über 60 Jahren eingesetzt mit umfangreicher Dokumentation der (seltenen) Nebenwirkungen.
    Zitat ende
    stimmt nicht mehr. Es stimmt schon, dass der H1N1 Impfstoff auf Grundlage der Musterzulassungen fuer H5N1 hergestellt wird. Aber H5N1 ist ja kein saisonaler Impfstoff, sonder ein Pandemischer, der noch nie in groesserem Umfang getested wurde. Ebenso gibt es keine “breite Daternbasis”, wie Frau Dr. Stoecker vom PEI nicht muede wird immer wieder ueberall zu beteuern, ueber die Anwendung der Adjuvansien, welche den Pandemischen Impfstoffen beigefuegt werden.
    Hier noch ein Zitat zu Adjuvanzien aus berufenem Munde:
    Zitat:
    Die Verstärkung der Immunogenität von Impfstoff¬antigenen durch Verwendung eines Adjuvans birgt jedoch stets das Risiko einer schlechteren Verträglichkeit in sich und erfordert eine sorgfältige Risiko-Nutzen-Bewertung.
    Die Auswahl eines geeigneten Adjuvanssystems für pandemische Influenzaimpfstoffe ist daher eine große me¬dizinische Herausforderung. Im Idealfall hat ein Adjuvans-system die Kapazität, die gegen das Zielantigen gerichtete Immunantwort signifikant zu verstärken, in dem es eine ausgewogene Immunantwort des humoralen und des zel¬lulären Immunsystems induziert. Auf keinen Fall sollte ein Adjuvans eine ansonsten akzeptable Immunantwort in Richtung einer allergischen oder entzündlichen Immun¬reaktion verschieben, die – im ungünstigsten Fall – bei Kontakt mit dem pandemischen Influenzavirus zu einer immunpathologischen Reaktion führt, d.h., eine infekti¬onsbedingte Erkrankung würde verschlimmert, anstatt die¬se abzumildern oder zu vermeiden. Derartige Wirkungen wurden bei immunologisch naiven Personen beschrieben, die mit inaktivierten Masern- oder RSV-Impfstoffen geimpft wurden und anschließend – trotz der Impfung – mit den entsprechenden Wildtypviren infiziert wurden. Diese Impfstoffe bestanden aus gereinigten und an Alumi¬niumhydroxid adsorbierten inaktivierten Komplettvirio¬nen. Ähnliche Effekte wurden im Primatenmodell auch mit einem experimentellen SARS-Impfstoff beobachtet.
    Da der Großteil der Bevölkerung wahrscheinlich noch keinen Kontakt mit einem pandemischen Influenzavirus gehabt hat, hätten solche anomalen Immunreaktionen auf einen pandemischen Influenzaimpfstoff verheerende Fol¬gen. Für alle Pandemieimpfstoff-Konzepte ergibt sich des¬halb die Notwendigkeit einer sehr sorgfältigen präklinischen Prüfung, vorzugsweise mit relevanten Primatenmodellen, um derartige unerwünschte Immunmodulationen auszu¬schließen.
    ZItat ende
    Quelle:
    Herrn Dr. Michael Pfleiderer, Paul-Ehrlich¬Institut, Langen (E-Mail: pflmi@pei.de).
    Epidemiologisches Bulletin
    3. November 2006 / Nr. 44
    Zudem fragt ich mich, was denn eine eine adäquate Therapie ist. Tamiflu kann es ja wohl nicht sein.
    Diese Stimme:
    03.08.2009: Im folgenden Artikel von Dr. Wolfgang Wodarg finden Sie seine ausführliche Darstellung der epidemiologischen und wirtschaftlichen Hintergründe der derzeitigen Diskussion über “Schweinegrippe” und Impfkampagnen. Der Artikel erschien heute als Gastbeitrag im sh:z-Verlag.
    http://www.wodarg.de/show/2651826.html
    sollte man auch zu Wort kommen lassen. Spiegel Online ist meiner Meinung nach sehr tendenzioes und meist durch wenig Fachkenntnis gesegnet. Mal abgesehen von dem Umstand, dass die einfach wiedergeben, was xyz sagt, ohne mal geneauer nachzufragen, was ja eigentlich die Aufgabe eines Journalisten sein sollte.
    Beste Gruesse

  22. Also Celvapan enthält kein Konservierungsmittel, daher muss der 10 Dosen Behälter innerhalb von 3 Stunden verimpft werden. Das sind also Verluste zu erwarten, wenn die 3 h herum sind. Enthält weder Nadeln noch Spritzen- ist die Frage woher bekommt man Millionen Nadeln und Spritzen in kurzer Zeit für Massenimpfungen.
    Warum in Pandemrix Thiomersal drinnen ist, ist mir unklar, in dieser Konzentration hat es keine/kaum konservierende Wirkung.
    Vorteil ist, dass in einem Vial das Adjuvans ist (ASO3 enthält auch Squalen) und in einem anderen Vial das Antigen (H5N1 bzw jetzt H1N1). Zusätzlich sind beim 10 Dosen Behältnis Nadeln und Spritzen dabei, daher erleichternd für Logistik.
    Daronrix wird nur für USA gebraucht und wird mW in Europa nicht angeboten werden
    Focetria von Novartis wird in Fertigspritzen angeboten, da können pro Std weit mehr Leute geimpft werden, man hat aber mehr Abfall zu entsorgen.
    Und wenn Dr Pfleiderer im Nov 2006 als Mitarbeiter der deutschen Bundesoberbehörde hier sorgfältige praklinische Studien fordert, so kann man recht sicher sein, dass diese bereits vorliegen.
    Mit MF59 advjuvierte (saisonale) Influenza Impfstoffe sind ja bereits über 30 Mio Dosen verkauft worden- und kein Signal erkennbar, dass hier “Schlimmes” passiert.
    Aber eines ist auch klar und da hapert es. Wir haben von vielen Erkrankungen keine guten Daten über Inzidenz bzw Hintergrundmorbidität/Mortalität- wenn nun alle geimpft werden sollen muss es so sein, dass in zeitlichem Abstand nach Impfung solche Krankheiten aufscheinen und dann wird die Diskussion losgehen, ob das jetzt ursächlich ist oder nur koinzident.

  23. Zitat:
    Und wenn Dr Pfleiderer im Nov 2006 als Mitarbeiter der deutschen Bundesoberbehörde hier sorgfältige praklinische Studien fordert, so kann man recht sicher sein, dass diese bereits vorliegen.
    Zitat ende
    Mag ja sein. Das sind dann wohl Studien wie sie fuer die Musterimpfstoffe durchgefuehrt wurden:
    Zitat:
    Wie wurde Celvapan untersucht?
    Die Wirkungen von Celvapan wurden zunächst in Versuchsmodellen getestet, bevor sie an Menschen
    untersucht wurden.
    Die Hauptstudie mit Celvapan umfasste 561 gesunde Freiwillige; davon waren 281 über 60 Jahre alt.
    Die Studie untersuchte, in welchem Ausmaß 7,5-Mikrogramm-Dosen von Celvapan, die im Abstand
    von 21 Tagen verabreicht wurden, fähig sind, die Bildung von Antikörpern (Immunogenität)
    auszulösen. Der Hauptindikator für die Wirksamkeit waren die Konzentrationen von Antikörpern
    gegen das Grippevirus im Blut vor der Impfung, am Tat der zweiten Injektion (Tag 21) und 21 Tage
    nach der zweiten Impfung (Tag 42).
    Zitat ende
    Nu ja, auf so eine Datenbasis kann man bauen!

  24. Adrachin schreibt: “Nu ja, auf so eine Datenbasis kann man bauen!”.
    Für den präpandemischen H5N1 Impfstoff (Vogelgrippe, Pandemiewarnstufe derzeit 3) sind natürlich noch Studien geplant bzw am Laufen. Das H5N1 Virus ist zwar in etwa 60% tödlich hat aber eine sehr eingeschränkte Übertragungsmöglichkeit von Mensch zu Mensch. Daher haben wir Zeit um das zB auch mal in einer Phase 3 Studie zu untersuchen.
    Bei der neuen Influenza (H1N1) haben wir diese Zeit nicht. Die Phase 1/2 Studien laufen gerade an. Die Datenbasis ist also zwangsläufig nicht sehr breit. Daher wären bei möglicher Massenimpfung Surveillance Systeme sehr wichtig. Ist die Frage wo haben wir die? Wie schnell kann man das aufbauen?
    Bis eine reguläre H1N1 Phase 3 Studie an vielen Menschen fertig ist, ist die Pandemie vorbei.
    Also müssen sich die Behörden die präklinischen sowie die verfügbaren klinischen Daten anschauen, eine Zulassung befürworten (oder nicht) und dann muss in einem strukturierten Prozess herausgefunden werden ob man impft, und wen man impft und allenfalls mit welchem Impfstoff.

  25. Zitat:
    Daher wären bei möglicher Massenimpfung Surveillance Systeme sehr wichtig. Ist die Frage wo haben wir die? Wie schnell kann man das aufbauen?
    Zitat ende
    Ob es die gibt weiss ich nicht. Wie die auszusehen haben, ist aber bekannt:
    Zitat:
    Zu der Zulassung, die für die Impfstoffe erteilt wurde gehört auch ein so genannte RisikoManagementPlan. Darin ist festgelegt, dass bei der Anwendung (nach der Zulassung) klinische Studien der Phase 4 durchgeführt werden müssen, um ganz engmaschig und zeitnah mögliche seltene Nebenwirkungen entdecken und darauf reagieren zu können. Zudem werden unabhängig davon alle Meldungen über mögliche Impfkomplikationen (auch außerhalb der Studien) zeitnah erfasst und bewertet.
    Zitat ende
    Das ZItat stammt aus einer Email von Frau Dr. Stoecker, der Pressesprecherin des PEI an mich. Die klinische Studie Phase 4 folgt also der Massenimpfung an den Versuchspersonen. In diesem Fall, bei geplanten 20 Millionen Impflingen, kann man also davon ausgehen, dass hier eine breite Datenbasis geschaffen werden kann. Aber nur, wenn diese “ganz engmaschig und zeitnah” erfasst wird. Wie das aussehen soll, weiss ich nicht.
    Zitat:
    Also müssen sich die Behörden die präklinischen sowie die verfügbaren klinischen Daten anschauen, eine Zulassung befürworten (oder nicht) und dann muss in einem strukturierten Prozess herausgefunden werden ob man impft, und wen man impft und allenfalls mit welchem Impfstoff.
    Zitat ende
    Das koennte man vielleicht annehmen. Dem ist aber nicht so. Die “Behoerden” haben da gar nichts mehr zu tun. Ich wurde persoenlich von einer Behoerde, dem fuer mich zusatendigen Gesundheitsamt folgendermassen verwiesen:
    Zitat:
    Die Zulassung von Impfstoffen obliegt in Deutschland zentral dem Paul-Ehrlich-Institut in Langen. Ich möchte Sie daher bitten, sich mit Ihren Fragen dorthin zu wenden. Hier die Anschrift:
    Paul-Ehrlich-Institut
    Paul-Ehrlich-Str. 51-59
    63225 Langen
    Telefon: +49 6103 77 0
    Zitat ende
    Anfragen in dieser Sache an das Bundesministerium fuer Gesundheit blieben ohne Ausnahme unbeantwortet.
    Es ist eigentlich ziemlich einfach. Es gibt eine Befehlskette. WHO – EMEA – laenderbezogene Ausfuehrungsorgane. Im Falle BRD also das PEI.
    BRD Behoerden haben damit gar nichts mehr zu tun. Nur noch Laenderbehoerden, wie z.B. die Gesundheitsaemter.
    Das nur zur Information…….

  26. Nur zur Klarstellung: für die zugelassenen präpandemischen Impfstoffe auf Baisi H5N1 hat die Europäische Arzneimittelagentur eine fachliche Bewertung durchgeführt und ist zu einer positive Opinion gekommen. Formal zugelassen wird in Brüssel.
    Das PEI wirkt bei der Beurteilung mit, lässt aber nicht zu. Diese zentrale Zulassung gilt für alle EU Staaten.
    Das PEI ist Meldestelle für in DE gemeldete Verdachtsfälle einer unerwünschten Wirkung nach Impfung.

  27. <a href=”http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,642234,00.html rel=”nofollow”>Bund und Kassen einigen sich bei Impfkosten (Spiegel Online)
    Die Kassen übernehmen für die Hälfte der Bevölkerung die Kosten. Der Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenversicherung sei daran interessiert, dass die Impfquote möglichst hoch sei. Das Geld fließt in einen Fonds, aus dem die Kosten für die Impfungen beglichen werden. Derzeit sei davon auszugehen, dass der Pauschalbetrag für die Impfungen gegen die Schweinegrippe 30 Euro pro Patient nicht übersteigen werde.
    Danke für die schöne Diskussion oben.

  28. Sehr geehrter Herr Tobias Maier,
    wir finden Ihre Ausführungen sehr interessant,
    wir haben selbst ein kleines Projekt zum Thema Schweinegrippe ins leben gerufen.
    Wenn sie lust haben schauen sie doch einfach mal vorbei
    Gruß Dirk
    unser Schweinegrippe blog

  29. Anfänglich vernahm man aus der Presse, daß die mit Adjuvans produzierten Impfstoffe Quecksilber enthielten. Ich vermute mal, daß es sich um (sehr geringe Mengen an) Quecksilberazid handelt, um die Chargen gegen Bakterien zu schützen. Stimmt dies ? Und gibt es dafür nicht mittlerweile auch quecksilberfreie Konservierungsstoffe ?
    Danke für Deine Antwort.
    Pedro

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